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# taz.de -- Kommentar Kurden: Ausweg Autonomie
> Eine politische Lösung des Kurdenkonflikts muss mehr umfassen als wie
> bisher nur ein neues kurdisches Fernsehprogramm. Wie sehr die Zeit
> drängt, zeigt die neuerliche Eskalation.
Bild: Wer will sich trennen, die Kurden oder die Türken?
Endlich legt mal jemand die Karten auf den Tisch. Osman Baydemir, einer der
prominentesten kurdischen Politiker der Türkei, hat nach Jahren eher
diffuser Debatten jetzt erklärt, wie er sich die Zukunft der kurdischen
Region und der Türkei insgesamt vorstellt. Folgte man seinen Ideen, würde
aus dem straff geführten türkischen Zentralstaat, der einst nach
französischem Vorbild gegründet wurde, ein Land, das in seinem föderalen
Aufbau der Bundesrepublik ähneln und in der Realität am ehesten Spanien
nahekommen würde.
Was Katalanen und Basken in Spanien zusteht, hätte Baydemir gern auch für
die Kurden in der Türkei. Und nicht nur für die Kurden: Autonome Regionen
könnte es auch am Schwarzen Meer und an der Ägäisküste geben. Die Einwände
gegen ein solches Modell sind vielfältig. Die türkische Rechte sieht darin
den Anfang vom Ende des Einheitsstaats und eine Aufforderung, die Türkei
aufzulösen.
Aber auch liberale und linke Kommentatoren sind skeptisch. Für die einen
kommt eine offene Debatte über eine kurdische Autonomie mit eigener
kurdischer Fahne zur Unzeit. Andere stören sich generell daran, das Land
nach ethnischen Kriterien aufzuteilen: Sie stört der Nationalismus sowohl
der Türken wie der Kurden.
Alle Einwände sind mehr oder weniger stichhaltig. Doch eines ist klar: Eine
politische Lösung des Kurdenkonflikts muss mehr umfassen als wie bisher nur
ein neues kurdisches Fernsehprogramm. Wie sehr die Zeit drängt, zeigt die
neuerliche Eskalation im Kampf gegen kurdische Guerilleros. Ob dabei
wirklich auch Giftgas zum Einsatz kam oder nicht - die Bilder verstümmelter
Leichen zeigen einen Grad der Verrohung an, der die gesamte Gesellschaft
bedroht.
Spätestens nach den Wahlen im kommenden Jahr wird die nächste Regierung mit
einer politischen Lösung ernst machen müssen, wenn sie einen neuen,
brutalen Bürgerkrieg noch verhindern will. Egal wer dann in Ankara das
Sagen hat.
12 Aug 2010
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
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