# taz.de -- Wiedereinstieg in die Atomkraft: Warnzeichen Niedersachsen | |
> Die CDU will die Atomkraft zurückhaben. Was ein Wiedereinstieg ökologisch | |
> und finanziell bedeuten würde, ist in Niedersachsen zu besichtigen. | |
Bild: Endlager und Milliardengrab: das ehemalige Eisenerzbergwerk Schacht Konra… | |
Die CDU will wieder in die Atomkraft einsteigen. In ihrem [1][Entwurf für | |
ein neues Grundsatzprogramm] kommt die Partei zu dem Schluss, dass | |
Deutschland „zurzeit nicht auf die Option Kernkraft verzichten“ könne. Zur | |
„Gesamtenergieversorgung von morgen“ gehörten auch AKW. Zur Erinnerung: | |
Nach dem Reaktorunfall in Fukushima 2011 waren es die Christdemokraten, die | |
unter Kanzlerin Angela Merkel das Ende der Atomenergie einläuteten. | |
Wie sie den Wiedereinstieg genau bewerkstelligen will, bleibt die CDU | |
wohlweislich schuldig. Fragt man nach, wird diffus auf den angeblichen | |
deutschen Sonderweg verwiesen: Während rundum in Europa und der Welt wieder | |
oder immer noch auf Kernkraft gesetzt werde, verweigerten „wir“ uns aus | |
ideologischen Gründen dieser umweltfreundlichen und klimaneutralen | |
Technologie. | |
Abgesehen davon, dass Atomkraft alles andere als ökologisch und – | |
betrachtet man den gesamten nuklearen „Kreislauf“ vom Uranabbau bis zur | |
[2][Atommüllentsorgung] – auch bei weitem nicht klimaneutral ist, führt der | |
Hinweis auf das vermeintlich einsichtige Ausland in die Irre. Denn weltweit | |
hat die Atomenergie ihren [3][Zenit längst überschritten]. Mitte 2023 waren | |
in 32 Staaten 407 Reaktoren am Netz, vor 20 Jahren waren es noch 438. | |
Nennenswerte Neubauten gibt es lediglich in den USA und China. | |
Im Atomland Frankreich, das die CDU so gern lobt, stand im Sommer mal | |
wieder mehr als die Hälfte der rund 50 Meiler umfassenden AKW-Flotte wegen | |
technischer Probleme still. Der staatliche Energieversorger EDF ist [4][mit | |
65 Milliarden Euro verschuldet], auch weil er den teuren Atomstrom unter | |
Marktpreis verkaufen muss. Bei den wenigen aktuellen AKW-Neubauprojekten in | |
Frankreich, Großbritannien und Finnland explodieren die Preise. Auch in | |
Deutschland haben die Energiekonzerne längst abgewunken: Atomkraftwerke | |
ohne massive staatliche Subventionen zu bauen, lohnt sich nicht. Die | |
Erneuerbaren sind viel günstiger. | |
In Wahrheit ist es die CDU, die aus ideologischen Gründen an der | |
Dino-Technologie festhält. Wohin das führt, ist auch in Niedersachsen zu | |
besichtigen. Mehr als zwei Milliarden wurden für die Erkundung des | |
untauglichen Endlager-Standorts Gorleben verpulvert, der Rückbau des | |
Bergwerks kostet mindestens 200 Millionen Euro. Fast drei Milliarden Euro | |
flossen schon in die Umrüstung der alten Eisenerzgrube Konrad in Salzgitter | |
zum Bundesendlager für schwach und mittelradioaktive Abfälle. [5][Ob das | |
Projekt Bestand hat, ist offen.] Niedersachsens Umweltminister Christian | |
Meyer (Grüne) gibt am Dienstag bekannt, ob er die Baugenehmigung für Konrad | |
widerruft. | |
Die marode Schachtanlage Asse II bei Wolfenbüttel, in der zwischen 1967 und | |
1978 „versuchsweise“ 126.000 Atommüllfässer versenkt wurden, muss geräumt | |
werden. Die Grube droht einzustürzen und [6][voll Wasser zu laufen.] | |
Auch die abgeschalteten Atomkraftwerke im Bundesland geben Anlass zur | |
Sorge. Im AKW Emsland, das im April vom Netz ging, wurden dieser Tage | |
mehrere Fässer mit Atomschrott entdeckt, die Risse an den Deckeln | |
aufwiesen. | |
15 Dec 2023 | |
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[3] /Report-zu-Kernenergie/!5974210 | |
[4] /Atomstrom-in-Frankreich/!5974208 | |
[5] /Atommuellendlager-in-Niedersachsen/!5973984 | |
[6] /Atommuelllager-saeuft-ab/!5914980 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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