| # taz.de -- Wechsel beim „Mittagsmagazin“: Ostdeutscher Hintergrund bevorzu… | |
| > Müssen Moderator_innen beim „Mittagsmagazin“ ostdeutsch sein? Der MDR | |
| > widerspricht. Doch ein aktueller Vorfall wirft Fragen auf. | |
| Bild: Staffelübergabe mit Hindernissen: Das MiMa kommt ab 2024 vom MDR | |
| Berlin taz | Eine Stunde länger, mit mehr Dialog und regionaler. Viel ist | |
| noch nicht bekannt, aber klar ist, [1][das „Mittagsmagazin“ (MiMa) von ARD | |
| und ZDF] soll ab nächstem Jahr anders aussehen. Grund dafür ist, dass die | |
| Sendung ab 2024 vom MDR produziert und aus Leipzig gesendet wird. Bisher | |
| lag die Verantwortung beim RBB, der mit Blick auf seine finanzielle Lage | |
| eine Fortsetzung abgelehnt hatte. | |
| Erste Entwürfe und Konzepte für das neu gestaltete MiMa gibt es bereits. | |
| Die Sendezeit wird auf zwei Stunden verdoppelt, es soll regionaler werden. | |
| Die MDR-Intendantin Karola Wille spricht von einer Stärkung der | |
| „bundesweiten Sichtbarkeit ostdeutscher Lebensrealitäten“. Zudem soll es | |
| mehr Inhalte aus den Bereichen Kultur und Wirtschaft geben. Viel konkreter | |
| ist die Planung der Neuausrichtung nicht, doch ein Aspekt ruft schon jetzt | |
| Ärger hervor: die neue Moderation. | |
| Am vergangenen Samstagmittag veröffentlichten die zwei MiMa-Moderator_innen | |
| Aimen Abdulaziz-Said und Nadia Kailouli [2][einen gleich lautenden Tweet]. | |
| „Wie ihr wisst, zieht das ARD-MIMA 2024 nach Leipzig. Ich werde die Sendung | |
| dann leider nicht mehr moderieren. Laut MDR-Chefredakteurin soll die | |
| künftige Moderation einen ostdeutschen Hintergrund haben. Das muss ich so | |
| akzeptieren. Ich wünsche den Kolleg*innen viel Erfolg.“ | |
| Unter den Tweets sammelt sich vor allem Ärger und Unverständnis über die | |
| Entscheidung des MDR. Kritisiert wird, dass gerade zwei Moderator_innen mit | |
| Migrationsgeschichte ihren Posten räumen sollen. | |
| ## Zukunft sieht schlecht aus | |
| Bislang wird die Moderation des MiMa von vier Personen getragen: Neben | |
| Abdulaziz-Said und Kailouli führen Sascha Hingst und Susann Reichenbach | |
| durch die Sendung. Hinter der Kamera sind es rund 100 feste und vor allem | |
| freie Mitarbeiter_innen, die an der Sendung mitarbeiten. Und ihre Zukunft | |
| bei dem Magazin sieht ähnlich schlecht aus wie die von Abudalaziz-Said und | |
| Kaiouli. Aktuell hat der MDR zwei Stellen für Redakteur_innen | |
| ausgeschrieben. Und auch beim RBB selbst sieht es aufgrund von | |
| Sparmaßnahmen nicht gerade hoffnungsvoll aus. | |
| Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass, wenn ein Format die Sendeanstalt | |
| wechselt, sich Redaktion und Moderation ändern. Es ist nur verständlich, | |
| dass der MDR seine eigenen Leute unterbringen möchte. Schließlich wird | |
| wegen der Übernahme des MiMa an anderer Stelle gespart. So wird das Format | |
| „MDR um 2“ künftig aus Sachsen-Anhalt und nicht aus Leipzig produziert; | |
| „MDR um 11“ aus Magdeburg wird eingestellt. Auch hier gibt es also | |
| Journalist_innen, die auf eine Weiterbeschäftigung hoffen. | |
| Dennoch hinterlässt der Fall einige Fragezeichen. Dabei geht es vor allem | |
| um einen Satz, den die MDR-Chefredakteurin Julia Krittian in einer | |
| Redaktionssitzung gesagt haben soll. Nämlich, dass die neue Moderation | |
| einen ostdeutschen Hintergrund haben soll. Mittlerweile hat Krittian die | |
| Aussage öffentlich dementiert. Auf Nachfrage der taz beim MDR gibt es keine | |
| Antwort zu der konkreten Formulierung. Mehrere Anwesende der Sitzung | |
| bestätigen jedoch unabhängig voneinander gegenüber der taz, dass Krittian | |
| einen ostdeutschen Hintergrund zur Bedingung der Moderation erklärt hätte. | |
| Fest steht, dass die Anzahl der Moderator_innen ab 2024 von vier auf zwei | |
| reduziert werden soll. Schon am vergangenen Wochenende, also einen Tag nach | |
| der öffentlichen Bekanntmachung der Übernahme, haben Castings | |
| stattgefunden. Der MDR sagte der taz, dass die beiden Moderator_innen sich | |
| nicht darauf beworben haben. Eine Ausschreibung für die Stelle gab es | |
| nicht, so etwas ist allerdings auch nicht üblich in der Branche. Doch die | |
| Frage bleibt: Warum wurden Abudalaziz-Said und Kaiouli nicht eingeladen, | |
| am Casting teilzunehmen? Und wurde auch bei anderen Kandidat_innen auf eine | |
| proaktive Bewerbung gesetzt? Wie war das bei Sascha Hingst und Susann | |
| Reichenbach, die im Übrigen beide ostdeutsch sozialisiert sind? | |
| Wer nun künftig ab 2024 zum Gesicht der Sendung wird und welchen Hinter- | |
| oder Vordergrund es mitbringt, ist nicht bekannt. Doch klar ist, die Frage, | |
| wer die Moderation künftig übernimmt, ist längst zum Politikum geworden. | |
| 5 Jul 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.zdf.de/nachrichten/in-eigener-sache/mima-mittagsmagazin-zdf-ard… | |
| [2] https://twitter.com/NKailouli/status/1675095317853642753 | |
| ## AUTOREN | |
| Carolina Schwarz | |
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