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# taz.de -- Waldbrände in Griechenland: Das Ende der Entspannung
> Die Brände auf den griechischen Inseln haben fatale Folgen für Natur und
> Wirtschaft des Landes. Aber für danach hat die Regierung große Pläne.
Bild: Verbrannter Strandabschnitt auf Rhodos, 24. Juli 2023
Athen taz | Eine weitere Hiobsbotschaft ereilte die Griechen am Mittwoch,
am Tag neun der verheerenden Waldbrände auf der Urlaubsinsel Rhodos. Das
israelische Außenministerium empfahl den Bürgern des Landes, nicht auf die
Insel zu reisen, bis der Ausnahmezustand aufgehoben sei.
Mehrere Tage lang wüteten die Brände im ganzen Land. Bei den Löscharbeiten
auf den Inseln kamen zwei Piloten ums Leben. [1][Laut ersten Schätzung]
sind allein auf Rhodos 130 Quadratkilometer Fläche betroffen, fast ein
Zehntel der Insel. Mittlerweile ist die Situation unter Kontrolle.
„Griechenland befindet sich mitten in einer Hitzewelle. Sie bringt extreme
Temperaturen von bis zu 45 Grad Celsius mit sich“, erklärte das israelische
Außenministerium. Man empfehle, nicht in die Gegend zu reisen, bis sich die
Situation normalisiert habe und der Ausnahmezustand nicht mehr gelte.
[2][Für die Griechen] ist das ein herber Schlag – mitten in der Hochsaison.
Sie reagieren prompt – mit drastischen Preisnachlässen, um noch zu retten,
was zu retten ist. Bei einem führenden britischen Reiseveranstalter kostet
eine Woche Urlaub auf Rhodos für eine vierköpfige Familie mit Abflug an
einem Samstag Ende Juli 295 Pfund (344 Euro) pro Person.
## Eine Stornierung nach der anderen
Das ist halb so viel wie vor den Feuerinfernos und den damit
einhergehenden Evakuierungen auf Rhodos. Darin enthalten sind der Flug, der
Transport sowie die Unterkunft im Norden der Insel, also weit entfernt von
den [3][Waldbränden, die den Südosten und das Landesinnere] von Rhodos
heimsuchen.
Zum Vergleich: Für einen entsprechenden Familienurlaub im türkischen
Dalaman, genau gegenüber von Rhodos, ist beim gleichen Anbieter aktuell das
Doppelte (590 Pfund oder 688 Euro) pro Person zu berappen.
Trotz der Billigangebote für Rhodos: Es hagelt Stornierungen. Christos
Michalakis, Präsident der Reisebüros in der Region, sagt: „Es gibt sowohl
für den August als auch für September Stornierungen. Denn selbst wenn die
Hotels im Süden von Rhodos geöffnet sind, kann der Kunde seinen Urlaub
ändern. In der Tat sagen viele, sie wollen keine Insel besuchen, die so
viel Zerstörung erlitten hat. Sie machen woanders Urlaub.“
Dabei sollte es für den griechischen Tourismus ein Rekordjahr werden.
Griechenland lag auf Platz fünf der von den Europäern in dieser Saison
bevorzugten Reiseziele. Das hatte eine Studie des
Marktforschungsunternehmens Mindhouse ergeben. Die Landschaft genießen (19
Prozent), die lokale Küche ausprobieren (17 Prozent) und die Kultur
kennenlernen (15 Prozent) – das erhofften sich Reisende von ihrem
Aufenthalt am meisten.
Der Start in die neue Saison verlief zunächst verheißungsvoll. Das
ursprüngliche Ziel der Regierung in Athen war es, im laufenden Jahr bei den
Direkterlösen, also bei den Ausgaben der Touristen vor Ort, erstmals die
ominöse Marke von 20 Milliarden Euro zu knacken. Der damalige griechische
Tourismusminister Vassilis Kikilias sprühte jedenfalls vor Zuversicht. „Es
sieht sehr gut aus. Dieses Jahr werden wir eine neue Bestmarke verbuchen.“
Der Optimismus ist verflogen. Schon vor den Feuerinfernos im Juli hatten
Teuerung und Wucherpreise Besucher abgeschreckt. Der Präsident der
kretischen Hoteliersvereinigung, Manolis Tsakalakis, äußerte sich bereits
vor den fortgesetzten und heftigen Hitzewellen und Waldbränden besorgt:
950.000 deutsche Touristen hätten ihren Griechenlandurlaub für diesen
Sommer kurzerhand storniert.
Fest steht: Griechenland, das sich im Frühjahr 2010 in den faktischen
Staatsbankrott manövrierte, ist [4][hochgradig vom Tourismus abhängig].
## Griechenland will ganzjährig Urlauber anlocken
Mykonos, Paros, Naxos, Santorin, Kreta, Korfu, Kos und Rhodos: In guten
Jahren trägt allein die Reisebranche bis zu einem Viertel zur jährlichen
Wirtschaftsleistung bei. Seit Jahrzehnten gilt der einheimische
Tourismussektor als die „Schwerindustrie“ schlechthin. Das wird auch so
bleiben. Die Griechen haben schlicht keine andere Wahl. Sie richten ihren
Blick in die Zukunft. Mittelfristig soll „die geografische und zeitliche
Ausdehnung des griechischen Tourismus“ erreicht werden. Das sieht
jedenfalls der „Nationale Plan für den griechischen Tourismus 2030“ vor,
den der Verband der griechischen Touristikunternehmen (SETE) vor geraumer
Zeit präsentierte.
Will heißen: Ganz Griechenland soll eine Destination für Urlauber aus aller
Welt werden, beispielhaft auch der bisher touristisch vernachlässigte
Norden Griechenlands.
Dafür sollen 36 Ziele in den landesweit 13 Regionen schwerpunktmäßig durch
die Verbesserung und den Ausbau der Infrastruktur, die Digitalisierung, die
Aufwertung des touristischen Angebots, den Umweltschutz sowie die Stärkung
des Unternehmertums gefördert werden.
Ferner soll Griechenland ein Ganzjahresziel für [5][Urlauber aus dem
Ausland] werden, die sich nicht mehr nur auf die Sommermonate konzentrieren
sollen. Die Waldbrände auf Rhodos, Korfu und anderswo könnten der
Katalysator dafür sein, dass diese Transformation nun schneller als geplant
vollzogen wird – notgedrungen.
28 Jul 2023
## LINKS
[1] https://emergency.copernicus.eu/mapping/ems/information-bulletin-168-copern…
[2] /Waldbraende-in-Griechenland/!5946600
[3] /Waldbraende-in-Griechenland/!5946279
[4] /Waldbraende-in-Griechenland/!5946130
[5] /Erholung-des-Tourismus/!5944256
## AUTOREN
Ferry Batzoglou
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