# taz.de -- WM-Spiel Deutschland gegen Südafrika: Nur die Ergebnisse sind sch�… | |
> Trotz des 4:0-Erfolgs mutet der deutsche Auftritt gegen Südafrika etwas | |
> rumpelig an. Doch dank des Turnierbaums kann man auch so weit kommen. | |
Bild: Sehnsucht nach Leichtigkeit: Alexandra Popp freut sich mit Marina Hegerin… | |
MONTPELLIER taz | „In jedem Turnier gibt es ein Spiel, das muss man | |
überwinden. Dann fliegt man eigentlich“, hatte Oliver Bierhoff vor der | |
Partie Altherrenweisheiten plaudern dürfen. Im Stadion von Montpellier sah | |
der DFB-Teammanager einen Sieg, der schon etwas von Selbstbefreiung hatte. | |
Obwohl es spielerisch doch alles sehr überschaubar bleibt, was die | |
Deutschen bei diesem Turnier veranstalten – ein 4:0 gegen unterlegene | |
Südafrikanerinnen verleiht zarte Flügel. | |
Selbstvertrauen war das Stichwort des Abends. „Wir haben toll kombiniert | |
und hatten Spaß am Spiel“, fand die nahezu beschäftigungslose Almuth | |
Schult. „Und wir haben Tore geschossen, das war gut fürs | |
Selbstbewusstsein.“ „Nach den umkämpften Partien war das hier ein Sieg fü… | |
Selbstbewusstsein“, sagte auch Giulia Gwinn. Und Sara Däbritz fand, man | |
solle „nicht alles nur kritisch bewerten“, sie sei doch sehr zufrieden. | |
Nach der Partie stand das deutsche Team lange in engem Kreis auf dem | |
Spielfeld zusammen, in Beschwörung eines gemeinsamen Geistes von „La | |
Mannschaft“, wie die Franzosen immer herzig schreiben. Gesteigert hat sich | |
die Mannschaft, vor allem in der Dominanz und der Abwehrleistung, | |
allerdings war es halt auch Südafrika. Der Spielaufbau dagegen schleppte | |
sich dahin und unterstrich eindrücklich, dass es den Deutschen an Klasse im | |
Vergleich zu England, Frankreich oder den USA mangelt. Und an Geistesblitz. | |
Weil Dzsenifer Marozsán weiter verletzt bleibt, ließ Martina | |
Voss-Tecklenburg gegen Südafrika ohne klassische Zehn und mit Doppelspitze | |
(Klara Bühl und Alex Popp) spielen. Kräftig wurde während der Partie | |
rotiert, auch Hinterbänklerinnen wie Linda Dallmann durften später ran. | |
Dennoch mühten sich die Deutschen vor allem in der ersten Viertelstunde | |
sehr gegen bissige Südafrikanerinnen; viel Ballbesitz, aber auch quälendes | |
Quergeschiebe, alles langsam und durchschaubar, ohne Überraschung. | |
## Guter Aufbaugegner | |
Es fehlt eine Lenkerin, und unklar, ob Marozsan auch nach ihrer Genesung | |
diese Rolle übernehmen kann. Der Rest der Truppe ist eher fleißig denn | |
genial. Gegen Südafrika reichte das: Etwas überraschend fiel nach einer | |
Ecke von Verena Schweers in der 14. Minute das 1:0 per Kopf durch Melanie | |
Leupolz. Für das 2:0 in der 29. Minute konnte sich Sara Däbritz bei der | |
unsicheren Torhüterin Andile Dlamini bedanken, die ihr eine harmlose | |
Hereingabe quasi vor die Füße klatschte. Südafrika war ein guter | |
Aufbaugegner zur rechten Zeit. | |
Es war bezeichnend, dass vor allem in der ersten Hälfte die meisten | |
deutschen Chancen aus Flanken und Standards entstanden. Fantasielos und | |
wenig filigran, aber effektiv; es gab Zeiten, wo man so was im | |
Männerfußball das deutsche Spiel nannte. Beim 3:0 kurz vor der Pause köpfte | |
Alex Popp, die sonst vieles liegen ließ, wuchtig zum 3:0 ein. Mit zunehmend | |
zerfallender Ordnung der Südafrikanerinnen ließ es sich dann auch besser | |
kombinieren. | |
„Wir haben heute häufiger flach über viele Stationen gespielt und die | |
Gegnerinnen vor Probleme gestellt“, bilanzierte Svenja Huth. „Wir wissen, | |
dass wir noch Luft nach oben haben, und wir haben gemerkt, dass wir | |
teilweise noch einen langen Ball einstreuen, der zum Gegner führt. Aber es | |
war ein souveräner Sieg.“ Selbstreflexion und sanfte Selbstkritik, das kann | |
die Truppe. Positiv hängen blieb die Entwicklung von Sara Doorsoun, die | |
nach einigen Unsicherheiten in den letzten Partien diesmal hinten sicher | |
stand und im Spielaufbau mit hübschen Steilpässen gefiel. Ja, es war ein | |
souveräner, ungefährdeter Sieg. Das 4:0 von Lina Magull (58.), wieder nach | |
Freistoß und Torwartfehler, ging auch in der Höhe in Ordnung. Zwei | |
Abseitstore und einige vergebene Chancen, es hätte gar mehr sein können. | |
Fürs Achtelfinale ist das die ersehnte Traumposition. Die Gegnerinnen, ein | |
drittplatziertes Team der Gruppe A, C oder D, stehen noch nicht fest. | |
Findige Kollegen, die mögliche K.-o.-Paarungen durchrechneten, haben | |
festgestellt, dass Deutschland den vermeintlich leichten Baum erwischt hat, | |
erst mal in sicherem Abstand zu Teams wie Frankreich und den USA. Da, so | |
zumindest die Hoffnung, kommt man auch mit diesem Rumpelfußball schnell mal | |
ins Halbfinale. Mahnerin blieb wie so oft Almuth Schult. „Es darf nicht | |
passieren, dass wir dem Gegner so leichtfertig Torchancen ermöglich“, sagte | |
sie in Hinblick auf die sehr sorglosen letzten zehn Minuten. „Solche Fehler | |
können sehr hart bestraft werden.“ Südafrika war natürlich nicht die | |
Mannschaft, solcherlei Fehler zu bestrafen. Neun Punkte, sechs Tore, null | |
Gegentore, das klingt schöner, als es war. Aber einer wie Bierhoff würde | |
wahrscheinlich sagen: das Ergebnis zählt. | |
18 Jun 2019 | |
## AUTOREN | |
Alina Schwermer | |
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