# taz.de -- Vermeintliche Heilung von Homosexualität: Manchmal verboten | |
> Jens Spahn legt einen Gesetzesentwurf zu sogenannten Konversionstherapien | |
> vor. Ein generelles Verbot der homophoben Programme ist nicht geplant. | |
Bild: Ist gegen Konversionstherapien – komplett verbieten will Jens Spahn sie… | |
BERLIN taz | Wer bei einer sogenannten Konversionstherapie homosexuellen | |
Menschen einreden möchte, ihre sexuelle Orientierung zu ändern, soll bald | |
mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Bußgeldern sanktioniert | |
werden. Ausnahme: Die behandelte Person ist sich der Tragweite bewusst, die | |
ein Wechsel der sexuellen Identität für sie bedeutet. Das geht aus einem | |
Gesetzentwurf hervor, mit dem [1][Gesundheitsminister Jens Spahn] (CDU) das | |
von ihm im Frühjahr angekündigte Verbot der „Konversionstherapien“ | |
durchsetzen möchte und der der taz vorliegt. „Diese angebliche Therapie | |
macht krank und nicht gesund“, sagte Spahn. | |
Bei „Konversionstherapien“ sollen [2][Schwule, Lesben und Bisexuelle] dazu | |
gebracht werden, sich heterosexuell zu orientieren. Experten gehen von | |
jährlich etwa 1.000 Fällen in Deutschland aus. Wissenschaftler nehmen an, | |
dass diese Pseudotherapien bei Betroffenen schwere psychische Belastungen | |
auslösen, unter anderem Depressionen, Angsterkrankungen und ein erhöhtes | |
Suizidrisiko. | |
Das Verbot der „Therapien“ gelte immer dann, wenn der Gesprächspartner | |
versuche, „unzulässig Einfluss“ auf die sexuelle Orientierung eines | |
Betroffenen zu nehmen, heißt es aus dem Ministerium – unabhängig vom Alter. | |
Ausnahme sind allerdings 16- bis 18-Jährige, sofern der „Therapeut“ | |
nachweist, dass er den oder die Jugendliche ausreichend über Tragweite und | |
Risiken der Behandlung informiert hat. | |
Auch für Volljährige gibt es Ausnahmen: Die „Therapien“ sollen erlaubt | |
sein, solange Betroffene bei der Entscheidung für oder gegen die Behandlung | |
nicht unter einem „Willensmangel“ leiden – gemeint ist, dass Betroffene z… | |
„Therapie“ gezwungen oder getäuscht werden könnten, zum Beispiel über | |
Nutzen oder Risiken der Maßnahmen. | |
## „Warum diese Lücke?“ | |
René Mertens vom Lesben- und Schwulenverband kritisiert, dass der Entwurf | |
kein generelles Verbot der sogenannten Konversionstherapien vorsieht. | |
„Warum diese Lücke?“, sagte Mertens der taz. „Ich frage mich, ob die | |
Jugendlichen realistisch einschätzen können, welche Risiken auf sie | |
zukommen. Wie soll nachgewiesen werden, dass die Personen ausreichend über | |
die Folgen aufgeklärt werden?“ Auch könnten Eltern der Betroffenen Druck | |
ausüben, die „Konversionstherapie“ zu machen, sagte Mertens. | |
Die Behandlungen öffentlich zu bewerben oder sie zu vermitteln soll | |
ebenfalls verboten werden. Außerdem plant das Gesundheitsministerium, einen | |
Telefon- und Onlineberatungsdienst für Betroffene einzurichten. Der Entwurf | |
soll nun an die Bundesländer und Verbände zur Stellungnahme gehen. | |
4 Nov 2019 | |
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## AUTOREN | |
Simon Schramm | |
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