# taz.de -- Vergesellschaftung von Wohnungen: „An Konzerne verhökert“ | |
> Philipp Metzger, Herausgeber des Bandes „Wohnkonzerne enteignen“ ist der | |
> Meinung, dass ein Mietendeckel auch bundesweit Erfolg haben könnte. | |
Bild: Mehr Deckel für Mieten: Plakat auf der Mietendemo in Berlin am 11. 9. 20… | |
taz: Herr Metzger, bezieht sich der Titel Ihres Buches „Wohnkonzerne | |
enteignen“ nur auf die [1][Berliner Kampagne Deutsche Wohnen und Co. | |
enteignen] oder könnte die Forderung auch in anderen Städten aktuell | |
werden? | |
Philipp Metzger: In den letzten Jahren ist die Zahl von Sozialwohnungen | |
kontinuierlich gesunken. Bei dem allergrößten Teil der Immobilien der | |
Konzerne handelt es sich [2][um ehemaligen sozialen Wohnungsbau]. Ich halte | |
es für falsch, dass mit staatlichem Geld Wohnungen gebaut wurden und diese | |
später an Konzerne verhökert worden sind. Ich plädiere dafür, dass diese | |
Wohnungen wieder vergesellschaftet werden. Nur [3][Bauen, Bauen, Bauen] | |
wird das Problem allein nicht lösen können. In Zukunft sollte die Regel | |
gelten: einmal sozialer Wohnungsbau, immer sozialer Wohnungsbau. | |
Sie widmen den börsennotierten Wohnkonzernen und dabei speziell Vonovia und | |
DW im ersten Teil Ihres Buch ausführliche Kapitel. Warum? | |
Vonovia ist der größte Player unter den börsennotierten | |
Wohnimmobilienkonzernen. Größe ist ein entscheidender Konkurrenzvorteil | |
auf dem Immobilienmarkt. Deshalb versucht die Vonovia schon seit einigen | |
Jahren, die DW zu übernehmen. Im Jahr 2015 hat die Vonovia es mit einer | |
feindlichen Übernahme versucht, aber ist am Widerstand der DW gescheitert. | |
Zwischen den Chefs, Rolf Buch von Vonovia und Michael Zahn von DW, soll | |
seitdem nicht das beste Verhältnis bestehen. | |
Warum scheiterte auch der zweite Fusionsversuch? | |
Im Mai 2020 startet die [4][Vonovia einen neuen Versuch], aber diesmal mit | |
einer freundlichen Übernahme, mit Zustimmung des DW-Vorstands. Die Vonovia | |
machte den Aktionären der DW ein Kaufangebot. Viele Investoren wollten das | |
Angebot annehmen. Allerdings gab es einige Hedgefonds, die sich gegen den | |
Verkauf entschieden. Offensichtlich spekulierten diese Hedgefonds auf ein | |
höheres Angebot, aber Vonovia war nicht bereit, den Preis zu erhöhen. | |
Sind die Fusionspläne damit vom Tisch? | |
Nein, obwohl die Übernahme abermals scheiterte, ließ Vonovia nicht locker | |
und startete im August 2021 eine erneuten Übernahmeversuch. Diesmal erhöhte | |
der Bochumer Konzern das Angebot. Am 20. September endet die Frist und dann | |
werden wir sehen, ob diesmal die Hedgefonds bereit sind zu verkaufen. | |
Die letzten 60 Buchseiten sind den Alternativen auf dem Wohnungsmarkt | |
gewidmet. Welche Rolle spielt dabei die Kampagne DW enteignen? | |
Es handelt sich um die wichtigste linke Kampagne der letzten Jahrzehnte. | |
Sollte das Volksbegehren ein Erfolg werden, dann würde sich auf dem | |
Berliner Immobilienmarkt tatsächlich einiges grundlegend zum Vorteil der | |
Mietenden verbessern. Zudem könnte der Erfolg bundesweite Strahlkraft | |
entfalten. Bisher regierte die neoliberale Logik, nach dem Motto: Der Markt | |
kann es besser als der Staat. Wenn diese Logik auf dem Immobilienmarkt | |
zurückgewiesen wird, könnten sich die Leute fragen: Ist es wirklich eine | |
gute Idee, Gesundheit, Bildung, Verkehr, um nur einige zu nennen, zunehmend | |
zu privatisieren? | |
Was wird von der Kampagne bleiben, wenn das Volksbegehren am 26.9. keine | |
Mehrheit bekommt? | |
Auch [5][wenn das Volksbegehren scheitern sollte], wäre die Kampagne nicht | |
umsonst gewesen. Wenn beispielsweise 48 Prozent für die Enteignung der | |
Immobilienkonzerne gestimmt hätten, das ist eine Größe in der Wählerschaft, | |
die man in der Politik nicht einfach ignorieren kann. | |
Am Donnerstag, den 16.9.: Buchvorstellung um 19 Uhr im Alten Wasserwerk | |
Tegel, Trettachzeile 15 | |
16 Sep 2021 | |
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## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
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