| # taz.de -- Verein sieht Verstoß gegen Datenschutz: Beschwerde gegen die Schufa | |
| > Die Datenschutz-Organisation Noyb hat rechtliche Schritte gegen die | |
| > Wirtschaftsauskunftei Schufa eingeleitet. Die Firma widerspricht den | |
| > Vorwürfen. | |
| Bild: Welchen Wert hat das Wort Schufa? | |
| Berlin dpa/taz | Die europäische Datenschutz-Organisation Noyb hat | |
| rechtliche Schritte gegen die Wirtschaftsauskunftei [1][Schufa] | |
| eingeleitet. In einer Beschwerde beim für die Schufa zuständigen Hessischen | |
| Datenschutzbeauftragten erhebt der Verein den Vorwurf, dass das Unternehmen | |
| entgegen den Bestimmungen der Europäischen Datenschutzgrundverordnung | |
| (DSGVO) den Verbrauchern in der kostenlosen Selbstauskunft bestimmte Daten | |
| vorenthalte. Diese Daten würden nur über eine kostenpflichtige | |
| „Bonitätsauskunft“ für knapp 30 Euro zur Verfügung gestellt, obwohl die | |
| Verbraucherinnen und Verbraucher eigentlich einen gesetzlichen Anspruch auf | |
| eine vollständige Gratiskopie hätten. Die Schufa widersprach den Vorwürfen. | |
| Die Schufa ist im Verbraucherbereich Deutschlands größte Auskunftei. | |
| Unternehmen wie Banken oder Online-Händler fragen bei ihr Daten zur Bonität | |
| ihrer potenziellen Kund:innen an. Auch bei der Wohnungsvermietung spielen | |
| die Schufa-Daten der Bewerber:innen in der Praxis eine Rolle – auch, | |
| wenn Vermieter:innen erst dann einen Anspruch auf eine Bonitätsauskunft | |
| haben, wenn es um die unmittelbare Vertragsunterzeichnung geht. | |
| Bei der als Datenkopie bezeichneten DSGVO-Selbstauskunft teilt die Schufa | |
| auf Anfrage einen „Basisscore“ mit. Bei der kostenpflichtigen | |
| Bonitätsauskunft werden dagegen insgesamt sechs verschiedene | |
| „Branchenscores“ ausgewiesen. Noyb erklärte, damit stelle die Schufa keine | |
| vollständige Datenkopie bereit, wie sie im Artikel 15 der Verordnung | |
| vorgeschrieben sei. | |
| Das Unternehmen widerspricht: Es stelle mit der Datenkopie die „gesetzlich | |
| geforderten Informationen zur Verfügung“. Darüber hinaus beinhalte die | |
| Datenkopie auch Scorewerte und gehe damit über die gesetzliche Pflicht | |
| hinaus. Richtig sei aber, dass die kostenpflichtige Auskunft mehr | |
| Informationen enthält als die kostenlose – zum Beispiel die | |
| branchenspezifischen Scores, wie sie etwa Handel oder Banken verwenden. | |
| ## Streit über Dauer der Auskunftserteilung | |
| Der Datenschutz-Verband kritisiert zudem, dass die Schufa sich für die | |
| Ausstellung der kostenlosen DSGVO-Selbstauskunft deutlich mehr Zeit nehme | |
| als für die kostenpflichtige „Bonitätsauskunft“. Bei Testbestellungen sei | |
| die bezahlpflichtige „Bonitätsauskunft“ nach fünf Tagen im Briefkasten | |
| gewesen. Die kostenlose Selbstauskunft sei dagegen erst eine Woche später | |
| eingetroffen. Die Schufa erklärte hier, dass die Bearbeitungsdauer vom | |
| „Auftragsvolumen“ abhänge – und wie vom Gesetz gefordert in maximal einem | |
| Monat fertig sei. | |
| Leidtragende sind nach Darstellung von Noyb vor allem Wohnungssuchende. Die | |
| Schufa mache die kostenlose Selbstauskunft auch in Suchmaschinen wie Google | |
| schwer auffindbar und werbe stattdessen für ihr bezahlpflichtiges Produkt | |
| mit dem Versprechen eines „Vorteils am Wohnungsmarkt“. Einen transparenten | |
| Hinweis auf die kostenlose Auskunft nach Artikel 15 DSGVO suche man | |
| vergeblich. | |
| Der Deutsche Mieterverbund verwies darauf, dass viele | |
| Mietinteressent:innen insbesondere in großen und nachgefragten | |
| Städten geradezu genötigt würden, umfassende Auskunft über sich zu | |
| erteilen. „Um die Bonität des Mieters überprüfen zu können, verlangen | |
| Vermieter häufig die Vorlage einer Schufa-Auskunft, einer Selbstauskunft | |
| und einer Mietschuldenfreiheitsbescheinigung“, sagte eine Sprecherin. Auch | |
| wenn Vermieter:innen darauf keinen Anspruch habe, hätten die | |
| Interessent:innen oft keine andere Wahl, als die Unterlagen | |
| vorzulegen. | |
| Die Schufa steht mit ihren Geschäftspraktiken immer wieder in der Kritik. | |
| [2][So löschte die Auskunftei vor einem knappen Jahr] vor dem Hintergrund | |
| damals laufender Gerichtsverfahren die Daten zu Insolvenzen von 250.000 | |
| Verbraucher:innen und verkürzte die Speicherfrist für diese | |
| Informationen von drei Jahren auf sechs Monate. Und im Dezember [3][stellte | |
| der Europäische Gerichtshof] mit zwei Urteilen die Scoring-Praxis in Frage. | |
| 16 Feb 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Schufa/!t5049797 | |
| [2] /Schufa-loescht-Schuldnerinnen-Daten/!5930749 | |
| [3] /Vor-EuGH-Urteil-zur-Schufa/!5978270 | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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