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# taz.de -- Verbindung der AfD zu Auto-Attentäter: Man kennt sich von Insta
> Mit dem Fahrer der Auto-Attacke gegen Antifaschist*innen in
> Henstedt-Ulzburg will die AfD nichts zu tun haben. Aber online gibt es
> Verbindungen.
Bild: Etwas später fuhr ein Auto in die Menge: Anti-AfD-Protest in Henstedt-Ul…
Hamburg taz | Die AfD in Schleswig-Holstein will mit dem Täter nichts zu
tun haben. [1][Am 17. Oktober fuhr Melvin Sch. am Rande einer
AfD-Veranstaltung in Henstedt-Ulzburg Gegendemonstrant*innen an.] Mit
seinem 3,5 Tonnen schweren Pick-up war der 19-Jährige gezielt auf den
Gehweg gefahren, um zu attackieren. Der Fahrer habe aber nicht an der AfD-
Veranstaltung teilgenommen, betont der AfD-Kommunalpolitiker Julian Flak.
Über mögliche Verbindungen zur Partei schweigt er. Die sozialen Netzwerke
offenbaren aber, dass es sie gibt.
Die Veranstaltung in der Kleinstadt nahe Hamburg mit dem AfD-Bundessprecher
Jörg Meuthen war von Protest begleitet worden. Am Ende des Treffens, gegen
18.30 Uhr, erfolgte die Attacke mit dem Auto. Einer der Betroffenen
berichtete der taz, dass er sich mit einem weiterem Mann ein Stück ins
Gebüsch retten konnte, trotzdem aber von der Motorhaube getroffen worden
sei. „Wir wurden weggeschleudert“, sagt der 44-Jährige. Beide erlitten
Prellungen und Schürfungen. Er habe gesehen, wie der Pick-up auf dem Gehweg
weiterraste, eine Frau voll traf und dann auf die Straße fuhr. Die Frau kam
leicht verletzt ins Krankenhaus.
Für Julian Flak, stellvertretender Kreistagsfraktionsvorsitzender und
Sprecher des AfD-Kreisverbandes Segeberg, reicht die Uhrzeit der Tat als
Beweis dafür, dass Melvin Sch. nicht im Bürgerhaus bei dem Parteievent war.
Die Veranstaltung habe erst gegen 18.50 Uhr geendet, weil die Polizei
vorher die sichere Abreise der Teilnehmer*innen nicht habe gewährleisten
können, sagt Flak. Weiter führt er an, dass sämtliche Gäste der
Veranstaltung sich namentlich registriert hätten und bis zum Schluss
geblieben seien. Und auch sonst soll Melvin Sch. mit der AfD nichts zu tun
haben.
Den Gegendemonstrant*innen war Melvin Sch., der aus einem kleinen Dorf im
Kreis Segeberg kommt, bereits kurz vor der Attacke aufgefallen. Mit drei
weiteren Männern verklebte er Aufkleber von „Ein Prozent für unser Land“.
Den Verein haben der Mitbegründer des „Instituts für Staatspolitik“, Götz
Kubitscheck, und der AfD-Landtagsabgeordnete in Sachsen-Anhalt, Hans-Thomas
Tillschneider, mit initiiert. Es ist nicht die einzige rechte Verbindung
von Marvin Sch. in die rechte Szene.
Ein Foto in der Segeberger Zeitung vom 30. Dezember zeigt ihn beim
Einkaufen – er träg ein T-Shirt des ehemals identitären Rappers „Chris
Ares“, der bist zu seinem Rückzug im September der musikalische Szenestar
war. Bei Instagram hat Melvin Sch. auf seinem Account „mel_s2000“ die
Parole „Ehre über Ruhm“ mit einer Deutschlandfahne gepostet.
„Ehre über Ruhm“ ist der Titel gleich mehrerer rechter Rap-Songs. Ein Track
des rechten Rappers „Absztrakkt“ heißt etwa so, genau wie einer des
identitären Rappers „Komplott“. Über Instagram ist Marvin Sch. mit weiter…
neurechten Projekten wie „Okzident Media“, „Junge Flamme“ oder „Junge…
verbunden, aber auch mit dem altrechten Milieu. So folgt er einem Beisitzer
der NPD Schleswig-Holstein und den „Patrioten.SH“. Er likte die Aussagen
„Wir rächen Deutsche Brüder“ und „Lasst uns kämpfen mit Blut, Schweiß…
Tränen“.
Diese und weitere Instagram-Verbindungen hat die antifaschistische
Initiative „Tatort Henstedt-Ulzburg“ öffentlich gemacht. Sie zeigte auch
auf, dass der Täter AfD-Accounts wie dem der „Jungen Alternative Hamburg“
folgt. Von 2014 bis 2016 hatte Flak dessen Vorsitz inne. Auf Instagram
folgt Flak auch selbst Melvin Sch.
In seinen Antworten auf die Nachfragen der taz lässt Flak die Frage: „In
welcher Beziehung stehen Sie zu dem Fahrer?“ unbeantwortet. Wenige Tage
nach der Auto-Attacke verteilte Flak zusammen mit Mitstreitern in
Henstedt-Ulzburg aber ein mehrseitiges Flugblatt mit dem Titel „Den
Brandstiftern das Handwerk legen: Antifa-Verbot jetzt!“
Mit einem Anschreiben will die AfD zusätzlich 2.000 Haushalte in
Henstedt-Ulzburg bestückt haben. Darin beklagt sie, dass „die sogenannte
Antifa“ am letzten Wochenende „die Gewalt in die Stadt getragen“ habe. F�…
die Initiative „Tatort Henstedt-Ulzburg“ greift die Partei auf ein gängiges
Muster zurück: Die Täter-Opfer-Umkehr, die die Nähe des Täters zur AfD
ignoriert, wie auch die Tatsache, dass er versucht habe, die Betroffenen
schwer zu verletzen, und ihren Tod in Kauf genommen habe.
27 Nov 2020
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## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Schwerpunkt AfD
AfD Schleswig-Holstein
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Rechte Gewalt
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Polizei Schleswig-Holstein
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