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# taz.de -- Ukrainischer Botschafter Melnyk: Überfällige Abberufung
> Der ukrainische Deutschland-Botschafter Melnyk soll seinen Posten
> verlieren. Das ist richtig, er hat mit seinem Bandera-Kult zu viel
> Schaden angerichtet.
Bild: Andrij Melnyk, streitbarer Botschafter der Ukraine in Deutschland
Man möchte fast dem ukrainischen Präsidialamt gratulieren ob der – noch
nicht offiziell bestätigten – Entscheidung, Botschafter Andrij Melnyk
abzuberufen. Zu viel Schaden hat dieser mit [1][seiner öffentlichen
Verehrung des ukrainischen Nationalisten und Antisemiten Stepan Bandera]
angerichtet. Banderas Nationalisten hatten einst den Einmarsch der
Wehrmacht in Lwiw begrüßt, kurz davor die Vernichtung von Juden gefordert
und sich an Massakern an der polnischen und jüdischen Bevölkerung
beteiligt.
Eine von [2][Banderas OUN] aufgestellte Miliz hatte Verhaftungen für die
Massenerschießung von 3.000 Juden durch die Einsatzgruppe C der deutschen
Sicherheitspolizei vorbereitet. Insgesamt wird Banderas Militärs die
Beteiligung am Mord an 800.000 Juden vorgeworfen. Mit seinem Bandera-Kult
ist Melnyk nicht nur denen in den Rücken gefallen, die die Ukraine
unterstützen, weil sie an eine demokratische Ukraine glauben. Er vergleicht
[3][Bandera mit Robin Hood] und verharmlost so die Schrecken des „Dritten
Reiches“.
Doch als Missbilligung seines Verhaltens wird man Melnyks Abberufung kaum
einordnen können, geht sie doch offenbar mit einer Beförderung einher. Er
soll stellvertretender Außenminister werden. Dabei ist eine Belohnung
wirklich nicht angebracht. Ukrainische Bandera-Fans spielen der russischen
Propaganda in die Hände. Warum nur stellt man in der Ukraine keine
Überlegungen an, wie man der russischen Propaganda den Wind aus den Segeln
nehmen könnte?
Man stelle sich vor, Präsident Selenski würde sich vom im Land weit
verbreiteten Bandera-Kult distanzieren! Er würde Russlands Propagandisten
ein Feindbild nehmen. Dann könnten diese nicht mehr verbreiten, man würde
gegen die Ukraine Krieg führen, weil dort alle Bandera-Anhänger wären.
## Was ist mit Hindenburg in Deutschland?
Doch Kritik am Bandera-Kult reicht nicht aus. Wie wäre es, wenn wir in
Deutschland mit gutem Beispiel vorangingen? Nach wie vor tragen viele
Straßen in Deutschland den Namen Hindenburg. Der hatte Hitler mit der
Regierungsbildung beauftragt und das Ermächtigungsgesetz unterschrieben.
Hindenburg hatte somit die Voraussetzungen für Krieg und
Konzentrationslager geschaffen. Wer Bandera zu Recht für Verbrechen der
Nazis mitverantwortlich macht, sollte sich überlegen, ob Hindenburg-Straßen
in Deutschland nicht ebenfalls eine Verharmlosung der Nazi-Verbrechen
bedeuten.
Die Kritik an Melnyk ist wichtig. Noch glaubwürdiger wäre es, wenn auch wir
endlich Straßen umbenennen würden, die den Namen eines Wegbereiters des
Hitler-Faschismus tragen.
5 Jul 2022
## LINKS
[1] /Empoerung-ueber-ukrainischen-Botschafter/!5862223
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Stepan_Bandera
[3] https://www.youtube.com/watch?v=JVEGR7apzoI
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
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