Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Todesfall einer Elfjährigen in Berlin: Schülerin war kein Mobbing…
> Die Schulleiterin der Hausotter-Grundschule äußert sich zum
> vermeintlichen Suizidfall. Senatorin Scheeres (SPD) verwahrt sich gegen
> „Untätigkeit“.
Bild: Blumen vor der Hausotter-Grundschule: Ende Januar wurde der Todesfall ein…
Selten ist es im Bildungsausschuss so voll, dass die Sitzplätze im
Ernst-Heilmann-Saal im dritten Stock des Abgeordnetenhauses für
BesucherInnen und Presse nicht reichen. Aber die Sitzung am Donnerstag hat
Brisanz. Nach dem [1][Tod einer elfjährigen Schülerin] an der
Reinickendorfer Hausotter-Grundschule Ende Januar wurde öffentlich über
einen Suizid wegen schweren Mobbings spekuliert. Die FDP beantragte
daraufhin die Expertenanhörung im Bildungsausschuss, und die CDU wollte von
Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) wissen: „Selbstmord im Grundschulalter
– Wird wirklich alles gegen Mobbing getan?“
Tatsächlich wurde am Donnerstag deutlich: An vielen Berliner Schulen muss
dringend [2][mehr gegen Mobbing getan] werden – doch der Fall der toten
Elfjährigen wurde möglicherweise vorschnell instrumentalisiert. Die
Schulleiterin der Hausotter-Schule, Daniela Walter, sagte im Ausschuss:
„Die Schülerin war kein Mobbingopfer.“ Am 29. Januar, als das Mädchen ins
Krankenhaus eingeliefert wurde, wo es kurz darauf verstarb, habe sie
erstmals Kontakt zu den Eltern gehabt. Vorher habe es keinerlei
Gesprächsbedarf „in irgendeiner Art“ gegeben.
Auch ein Suizid des Kindes sei bis heute nicht bestätigt, betonte Walter.
Sie stehe weiterhin in engem Kontakt mit den Eltern des Mädchens, das am
Donnerstag beigesetzt wurde. Die Familie habe bis heute keine Angaben zur
Todesursache gemacht. „Und das ist ihr gutes Recht.“ Bekannt ist inzwischen
lediglich, dass eine Obduktion des Mädchens laut Staatsanwaltschaft keine
Hinweise auf Fremdeinwirkung gegeben hat.
Klar wurde aber auch, dass viele Berliner Schulen offenbar [3][nicht
wissen, wie sie mit Mobbing umgehen sollen] – und Senatorin Scheeres darum
kämpft, bei dem Thema aus der Defensive zu kommen. Bei der schon 2016 noch
unter Rot-Schwarz beschlossenen Meldepflicht für Mobbingfälle sei man noch
immer keinen Schritt weiter, kritisierte etwa die bildungspolitische
Sprecherin der CDU, Hildegard Bentele.
Scheeres wehrte sich gegen den Vorwurf der Untätigkeit: Es gebe inzwischen
mehr SozialarbeiterInnen in den Schulen, die Schulpsychologie sei verstärkt
worden. Zudem werde sie, [4][wie angekündigt], die Stelle eines
Mobbingbeauftragten in der Verwaltung schaffen. Auch eine Meldepflicht für
Mobbing befinde sich in der Evaluierung.
## Schülerin: „Hemmschwelle ist gesunken“
Handlungsbedarf sei jedenfalls da, betonte Eileen Hager, Vorsitzende im
Landesschülerausschuss. „Die Hemmschwelle für Mobbing an den Schulen ist
gesunken, auch durch die sozialen Medien.“ Sehr oft wüssten LehrerInnen
nicht, wie sie damit umgehen sollten: „Da haben LehrerInnen zugesehen, wie
jemand gemobbt wird, und nichts gesagt.“
Die [5][Qualifikation der Lehrer] sah auch Herbert Scheithauer,
Mobbingexperte an der Freien Universität Berlin, als zentrale
Stellschraube, denn: „Die meisten Maßnahmen wirken nicht.“ Manche Methoden
wie Gruppengespräche könnten sogar nachteilig sein, wenn Lehrer sie nicht
richtig anzuwenden wüssten.
An der FU seien entsprechende Seminare für angehende GrundschullehrerInnen
im Curriculum verankert – das mache mehr Sinn, als Lehrkräfte mühsam im
Arbeitsalltag nachzuqualifizieren. Das Angebot müsse aber erweitert werden.
Bei der unter Zugzwang stehenden Senatorin Scheeres dürfte der Moment für
solche Wünsche gerade günstig sein.
28 Feb 2019
## LINKS
[1] /Archiv-Suche/!5567362&s=mobbing/
[2] /Archiv-Suche/!5574236&s=mobbing/
[3] /Archiv-Suche/!5567366&s=mobbing/
[4] https://www.tagesspiegel.de/berlin/gastbeitrag-von-sandra-scheeres-wie-berl…
[5] /Archiv-Suche/!5569063&s=mobbing/
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Mobbing
Suizid
Sandra Scheeres
Cybermobbing
Bildungspolitik
Mobbing
Mobbing
## ARTIKEL ZUM THEMA
Mobbing an Schulen: Täter, Opfer, Möglichmacher
Berliner Schüler*innen setzen sich bei einem Workshop mit Hintergründen von
Diskriminierung auseinander und entwickeln Strategien gegen Mobbing.
Mobbingfreie Schulen in Berlin?: Bildungssenatorin wird zur Utopistin
Sandra Scheeres (SPD) will die Schulen in Berlin mobbingfrei machen. Das
dürften viele als naiv empfinden. Schlecht ist es nicht.
Debatte Gewalt an Schulen: Mobber genießen die Macht
Schulen brauchen verbindliche Standards und Mobbing-Interventionsteams.
Kinder haben ein Recht darauf, angst- und gewaltfrei zu lernen.
Mobbing an Berliner Schule: Schule unter Schock
Nach dem Tod einer Schülerin geht die Schulverwaltung Mobbingvorwürfen
nach. Ein Sprecher sagt, sie nähmen den Fall sehr ernst.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.