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# taz.de -- TikTok Awards 2025: Wie eine Plattform Verantwortung wegmoderiert
> Die Tiktok Awards zeigen: Creator nutzen ihre Reichweite zunehmend
> politisch – während die Plattform bei der Moderation von Hassinhalten
> spart.
Bild: Tiktok Awards im Kraftwerk: Gen-Z- und Gen-Alpha-Stars
Das Who’s who der Gen-Z- und Gen-Alpha-Szene tummelt sich am Dienstagabend
in Designeroutfits im Kreuzberger Kraftwerk. Dort fanden die Tiktok Awards
2025 für den Raum Deutschland, Schweiz und Österreich (DACH) statt.
Ausgezeichnet wurden die zehn kreativsten, relevantesten und
wirkungsvollsten Stimmen der chinesischen Social-Media-Plattform.
[1][Tiktok versteht es, die Community zu mobilisieren:] Vom 3. bis 16.
November konnten Nutzer*innen täglich ihre Stimme abgeben – 6,1
Millionen Votes kamen zusammen. Den wichtigsten Preis des Abends – „Creator
of the Year“ – gewann der für seine humorvollen Clips bekannte Tiktoker
Fabian Rashagai (@fabianrashagai23).
Die Verleihung zeigte: Tiktok ist längst mehr als eine Plattform, auf der
man von einem Sinnlos-Trend zum nächsten doomscrollt. „Wir Creator haben
Macht, die sonst bei den Medienhäusern lag“, sagte die Creatorin Gizem
Çelik, die den Preis für das beste Entertainment erhielt.
„Heute sorgen wir für Sichtbarkeit von Themen. Insofern tragen wir eine
große Verantwortung.“ Auf ihren Kanälen @morethangizem (Instagram) und
@morethangossip (TikTok) zeigt die 26-Jährige, warum Popkultur politisch
ist. Auf Tiktok sei die AfD die stärkste Partei. Çelik warnt: „Wir dürfen
Hassreden aber nicht mit Meinungsfreiheit verwechseln!“
Dem Appell schließt sich Hamadan Hasun (@hamibees) an, die den Preis für
„Voice for Change“ gewann: „Fick die AfD!“, rief die Influencerin und
Aktivistin bei ihrer Dankesrede. „Ich bin froh, dein Stadtbild dreckig zu
machen, Merz!“ Die Jesidin mit irakischen Wurzeln setzt sich für
Frauenrechte und soziale Gerechtigkeit ein. „Tiktok ermöglicht es mir,
meine Stimme für echte Veränderung zu erheben“, sagte sie.
## Creator*innen ziehen ihre Nominierung zurück
Andere Creator*innen betrachten die Plattform kritischer: Gina Hitsch
(@ichbinginapunkt) und Helena (@hierhelena) hatten ihre Nominierungen
zurückgezogen. Hitsch, die für „Video of the Year“ nominiert gewesen war,
hatte nach eigenen Worten „einen Cocktail aus rassistischen,
transfeindlichen und sexistischen Kommentaren“ bekommen. Helena verzichtete
aus Solidarität – und weil sie eine öffentliche Positionierung der
Plattform gegen Hass vermisste, nachdem Hitsch ihre Nominierung
zurückgezogen hatte.
Auch das ist Realität auf der Plattform: Maximilian Krah (AfD), der
verkündet: „Du bist kein non-binäres Einhorn. Du bist Deutscher. Mach was
draus!“, halbnackte [2][„Ostmullen“], die in Reichskriegsflaggen durch ih…
Kinderzimmer tanzen und misogyne Gewaltfantasien und
Missbrauchsanleitungen, die in der „Mannosphäre“ kursieren.
Während Creator*innen sich aktiv von Hassbotschaften distanzierten,
blieben Tiktok-Deutschlandchef Tobias Henning und Tiktok-General-Manager
DACH David Roland bei Lippenbekenntnissen: „Tiktok duldet keinen Hass“, so
Henning. Die Praxis spricht eine andere Sprache: [3][Tiktok kündigte in
Berlin 150 Contentmoderator*innen, die für den deutschsprachigen Raum
beschäftigt waren.] Ihre Arbeit soll aus Kostengründen von einer KI
übernommen und an externe Dienstleister ausgelagert werden.
[4][Expert*innen warnen: Durch eine KI-basierte Contentmoderation droht
Tiktok noch anfälliger für Gewaltverherrlichung, Desinformation und
rechtsextreme Inhalte zu werden.] Der KI fehle das notwendige kulturelle
und politische Verständnis, um problematische Inhalte zuverlässig erkennen
zu können. Während zahlreiche Creator*innen dagegenhalten, duckt sich
die chinesische Plattform weg. Mit echter Verantwortung lässt sich
schließlich kaum Kohle machen.
26 Nov 2025
## LINKS
[1] /Tiktok-Trend/!6104671
[2] /Rechtes-Internet-feiert-die-Ostmulle/!6080593
[3] /Streik-bei-Tiktok-in-Berlin/!6104024
[4] /Content-Moderation-bei-Tiktok/!6103621
## AUTOREN
Lilly Schröder
## TAGS
Influencer
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