# taz.de -- Tiertransporte ins Ausland: Im Zweifel für den Qualtransport | |
> Per Erlass wollte Niedersachsens Landwirtschaftsministerin | |
> Rindertransporte nach Marokko verhindern. Vor Gericht ist sie zum dritten | |
> Mal gescheitert. | |
Hannover taz | Keine Chance für Niedersachsens | |
[1][Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne): Seit ihrem | |
Amtsantritt] sucht ihr Ministerium nach Stellschrauben, um die umstrittenen | |
qualvollen Lebendtiertransporte in bestimmte Drittländer zu unterbinden. | |
Seit Jahren sorgen die Transporte immer wieder für Schlagzeilen: Trächtige | |
Kühe werden von Ostfriesland aus auf eine mehrtägige Reise geschickt, in | |
LKWs zu den Verladehäfen am Mittelmeer gefahren, wo sie auf Frachter | |
getrieben und in nordafrikanische Länder verschifft werden. Dort kommen sie | |
mehr tot als lebendig an. Niedersachsen ist deshalb eine Drehscheibe für | |
solche Transporte, weil die Milchviehhalter dort so ihre überzähligen | |
Jungtiere loswerden. Auch andere Bundesländer wickeln ihre Transporte über | |
Niedersachsen ab. | |
[2][Im November hatte das Ministerium den Veterinärämtern einen | |
Untersagungserlass] zugestellt, mit dem die fragwürdigen Transporte für | |
eine ganze Reihe von Zielländern unterbunden werden sollten. Auf der Liste: | |
Ägypten, Algerien, Aserbaidschan, Irak, Iran, Jemen, Jordanien, Kasachstan, | |
Kirgistan, Libanon, Libyen, Marokko, Syrien, Tadschikistan, Tunesien, | |
Turkmenistan und Usbekistan. | |
## Abstrakte und konkrete Gefährdung | |
Dagegen hatte ein Exporteur geklagt, der trächtige Rinder nach Marokko | |
verschiffen wollte. Im Eilverfahren hatte er zunächst Recht bekommen. Das | |
Verwaltungsgericht Osnabrück wies den Landkreis Emsland an, die | |
Fahrtenbücher abzustempeln. Dagegen legte der Landkreis auf Weisung des | |
Ministeriums Beschwerde ein. Doch auch diese wurde vom | |
Oberverwaltungsgericht in Lüneburg zurückgewiesen. Nun musste das | |
Verwaltungsgericht Osnabrück noch einmal entscheiden, ob es ein | |
Hauptsacheverfahren in der Sache zulässt. | |
Für den Rinderexporteur war die Sache eigentlich längst erledigt, die 105 | |
trächtigen Rinder waren bereits nach Marokko transportiert worden. Das | |
Ministerium wies den Landkreis Emsland jedoch an, auf einer weiteren | |
gerichtlichen Klärung zu bestehen. Man erhoffte sich davon, dass – anders | |
als im Eilverfahren – eine umfassende Beweiswürdigung stattfinden könnte. | |
Doch darauf mochte sich das Verwaltungsgericht Osnabrück nicht einlassen. | |
Wie schon im Eilverfahren verwies es erneut darauf, dass die | |
Transportgegner eine hinreichend konkrete Gefährdung des Tierwohls nicht | |
nachgewiesen hatten. | |
Das Ministerium hatte vor allem damit argumentiert, dass die Tiere im | |
Bestimmungsland früher oder später betäubungslos geschächtet werden würden. | |
Dies sei in allen betroffenen Ländern die übliche Schlachtmethode. Das | |
reichte dem Gericht nicht. Um diesen konkreten Transport zu verbieten, | |
hätte auch in diesem konkreten Fall eine Gefährdung des Tierschutzes | |
nachgewiesen werden müssen – der bloße Hinweis darauf, dass die Tiere | |
irgendwann geschlachtet würden, reiche nicht aus. Immerhin handele es sich | |
bei dem Empfänger um ein großes Molkereiunternehmen, das durchaus ein | |
Interesse an lebenden Tieren habe. | |
## Im Regierungsalltag angekommen | |
Möglicherweise könnte eine solch abstrakte Gefährdung zwar eine | |
Verbotsverfügung nach dem Tierschutzgesetz tragen – aber dafür, so das | |
Gericht, sei nicht der Landkreis Emsland mit seinen Veterinären oder das | |
niedersächsische Landwirtschaftsministerium zuständig, sondern eben das | |
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. | |
Mit anderen Worten: Die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Miriam | |
Staudte (Grüne) müsste nun eben mal zusehen, dass ihr Parteifreund und | |
Kollege Cem Özdemir (Grüne) in die Hufe kommt. Das, heißt es in einer | |
ersten Stellungnahme des Ministerium, wolle man auch weiterhin tun: | |
„Diesbezüglich werden wir kontinuierlich auf den Bund einwirken. Im | |
Bundesrat setzt sich Niedersachsen aktuell dafür ein, dass Brüssel | |
aufgefordert wird, die Vorgaben der EU-Tierschutztransportverordnung zu | |
verschärfen.“ | |
Staudte hatte ihrer Vorgängerin Barbara Otte-Kinast (CDU) noch stets | |
vorgeworfen, immer mit dem Finger auf den Bund und die EU zu zeigen und die | |
eigenen Möglichkeiten nicht auszuschöpfen. Aber da war sie noch | |
agrarpolitische Sprecherin der Opposition. Nun ist sie im bitteren | |
Regierungsalltag angekommen.Tierschutzorganisationen wie „Vier Pfoten“ oder | |
„Pro Vieh“ weisen schon lange darauf hin, dass man sich von der | |
EU-Tierschutztransportverordnung auch nicht zu viel versprechen sollte. | |
Sie kritisieren, dass die Transporte kaum wirksam kontrolliert werden. | |
24 Apr 2024 | |
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## AUTOREN | |
Nadine Conti | |
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