# taz.de -- Sudan nach dem Putsch: Mit langem Atem gegen die Militärs | |
> Bei den Protesten gegen die Machtergreifung des Militärs in Sudan setzt | |
> die Demokratiebewegung auf zivilen Ungehorsam. | |
Bild: Als Zeichen des Protests gegen die Militärs errichten Menschen in Khartu… | |
BERLIN taz | Sudans Demokratiebewegung nimmt [1][den Militärputsch vom | |
Montag] nicht hin. Am Dienstag gingen Proteste auf den Straßen der | |
Hauptstadt Khartum und anderer sudanesischer Städte in ihren zweiten Tag. | |
Bilder und Videos zeigen weniger große Menschenmengen, die gezielt | |
versuchten, den Sicherheitskräften die Bewegungsfreiheit zu nehmen: | |
Straßensperren aus Steinen quer über breite Straßen, zuweilen permanent von | |
jungen Männern bewacht, oder auch andere Gegenstände, mit denen die | |
Hauptverkehrswege unpassierbar gemacht werden sollen. | |
Einer direkten Konfrontation mit der Armee gehen die Protestierenden | |
offenbar aus dem Weg, nachdem Soldaten am Montag nach Berichten aus Khartum | |
bedenkenlos von der Schusswaffe Gebrauch machten. Ein Ärzteverband meldete | |
bereits am Montagabend vier Tote und 80 Verletzte, das | |
Gesundheitsministerium der aufgelösten zivilen Übergangsregierung | |
korrigierte die Bilanz später auf sieben Tote und 140 Verletzte. | |
Demonstrationen hatten sich zunächst vor dem abgesperrten Gelände des | |
Oberkommandos der Streitkräfte in Khartum sowie vor dem Parlamentsgebäude | |
in Omdurman am anderen Nilufer versammelt. Die Gewaltanwendung der Armee | |
war aber offenbar zu groß für einen Dauerprotest an diesen Orten. Am | |
Dienstag überwogen Bilder von menschenleeren Straßen und geschlossenen | |
Geschäften. | |
[2][Die Protestbewegung] besteht vor allem aus den Gruppen, die aus dem | |
Volksaufstand gegen den 2019 gestürzten Diktator Omar Hassan al-Bashir | |
hervorgingen und am 21. Oktober einen „Marsch der Millionen“ in Khartum | |
gegen eine befürchtete Rückkehr der Militärdiktatur organisiert hatten. | |
Sie wollen nun das Militär um General Abdelfattah Burhan, der am Montag die | |
zivile Regierung aufgelöst und die Macht an sich gerissen hatte, mit einer | |
Kampagne des zivilen Ungehorsams in die Knie zwingen. | |
Ein „Revolutionärer Eskalationszeitplan“ des Dachverbandes der | |
Protestgruppen sieht nach einem Bericht des Radiosenders Radio Dabanga die | |
landesweite Gründung von „Widerstandskomitees“ vor. Sie sollen | |
Versammlungen mit Reden und Nachtwachen organisieren. | |
Am Donnerstag werden alle Sudanesen zu Kundgebungen auf Hauptstraßen, vor | |
Regierungsgebäuden und vor ausländischen Botschaften gerufen, gefolgt von | |
Aufmärschen jede Nacht bis zu Großdemonstrationen am Samstag. | |
„Die Graswurzelbewegung macht massiv im gesamten Land mobil“, schrieb am | |
Dienstagvormittag der Konfliktanalyst Rashid Abdi auf Twitter. „Die | |
Opferzahl bei Zusammenstößen zwischen Protestierenden und Armee steigt. Die | |
Armee geht Berichten zufolge von Tür zu Tür, um Demokratieführer | |
festzunehmen.“ | |
## Bürgerkrieg verhindern | |
General Burhan wiederholte derweil auf einer Pressekonferenz seine | |
Zusicherung, es handele sich nicht um einen Putsch, sondern er habe bloß | |
eingegriffen, um einen Bürgerkrieg zu verhindern. Der abgesetzte und | |
verhaftete zivile Premierminister Abdalla Hamdok befinde sich in Burhans | |
eigener Residenz, „zu seiner Sicherheit“. | |
International stößt der Coup der Generäle auf immer deutlichere Ablehnung. | |
Nachdem erste Stellungnahmen am Montag noch von Vorsicht geprägt waren, | |
stand am Dienstag die Forderung nach bedingungsloser Wiedereinsetzung der | |
aufgelösten Übergangsinstitutionen im Vordergrund. | |
Die US-Regierung stoppte ihre gerade erst wieder gestartete Finanzhilfe für | |
Sudan im Umfang von 700 Millionen US-Dollar. Am Dienstagnachmittag sollte | |
in New York der UN-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung hinter | |
verschlossenen Türen zusammenkommen. | |
26 Oct 2021 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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