# taz.de -- Schwere Waldbrände in Kolumbien: Indigene Ethnien rufen Notstand a… | |
> Seit Tagen wüten im kolumbianischen Sierra Nevada de Santa Marta Brände. | |
> Sie zerstören komplette Dörfer und große Baumbestände. | |
Bild: Die Kogi gehören zu den indigenen Dörfern Kolumbiens, die von zunehmend… | |
BOGOTÁ taz | Es ist eine Katastrophe für Natur und Menschen: Seit Sonntag | |
zerstörten Waldbrände in der Sierra Nevada de Santa Marta in [1][Kolumbien] | |
bereits 1.000 Hektar Wald und Häuser von 200 indigenen Familien. Feuerwehr | |
und Militär haben das Feuer bislang nicht löschen können. | |
In der Sierra Nevada de Santa Marta, dem höchsten Küstengebirge der Welt, | |
leben vier indigene Ethnien in selbstverwalteten Reservaten: die Kankuamo, | |
die Wiwa, die Kogui und die Arhuaco. Der Rat der Arhuaco hat wegen der | |
Brände am Montag den wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und | |
ökologischen Notstand ausgerufen. Alle anderen Gemeinschaften befinden sich | |
ebenfalls in Gefahr, warnt die Nationale Indigenen-Organisation ONIC. | |
Am Sonntag hatte ein Feuer in der Gemeinschaft Séynimin alle | |
Gemeinschaftsgebäude zerstört, darunter die Schulgebäude und den | |
Gesundheitsposten, und alle Häuser der Bewohner*innen samt ihrer Gärten, | |
von denen sie sich ernähren. Wo die traditionellen Häuser mit Grasdächern | |
in grüner Berglandschaft waren, zeigen Bilder verkohlte Ruinen und | |
verbrannte rote Erde. Auch die Gemeinde Waniyaka wurde Opfer der Flammen. | |
Der Verlust lasse sich nicht wieder gutmachen, schreibt ONIC. Die Arbeit | |
von Jahrzehnten gemeinsamer Anstrengung und ein Teil des kollektiven | |
spirituellen Erbes ging verloren. Nach Angaben der kolumbianischen | |
Nationalparkbehörde erreichten die Flammen am Dienstagnachmittag die | |
Schutzzone des Nationalparks Sierra Nevada de Santa Marta. | |
## Schwierige Löscharbeiten in 3.500 Metern Höhe | |
Die Löscharbeiten aus der Luft und vom Boden sind äußerst schwierig. Die | |
Brandherde befinden sich auf 3.500 Metern Höhe mitten im Wald in der | |
Sierra. Winde erschwerte die Löscharbeiten ebenfalls. Die Ursache der | |
Waldbrände ist bislang noch unklar. María José Paéz, die Leiterin der | |
örtlichen Risikobehörde appellierte an die Bevölkerung, auf das Abbrennen | |
des Landes, der üblichen Vorbereitung des Bodens auf das Säen, zu | |
verzichten. Nach Information der Behörde gehe ein Großteil der Brandherde | |
auf diese Technik zurück. | |
„Wir wissen noch nicht, wie es zu den Feuern kam“, erklärte hingegen Ana | |
Ilba Torres Torres auf telefonische Anfrage der taz am Donnerstag. Die | |
Anwältin und Arhuaca ist Anführerin in ihrer Gemeinschaft und organisiert | |
von Bogotá aus die humanitäre Hilfe für die Opfer. „Bislang gibt es keine | |
Information, dass Menschen in den Flammen zu Tode kamen.“ Sie ist jedoch in | |
großer Sorge um die Pflanzen und Tiere der Sierra, von denen viele vom | |
Aussterben bedroht sind und sich immer weiter zurückziehen. | |
Das Gebirge leidet immer mehr unter Trockenheit. Das Feuer begann unweit | |
der Quellen der Flüsse Fundación und Guatapurí, die wichtige Wasserquellen | |
für die vier indigenen Gruppen der Sierra sind. Die Indigenen kämpfen seit | |
Jahren um die Erhaltung ihres Lebensraums. Laut Angaben von Onic existieren | |
derzeit 95 Voranfragen, unter anderem zu Bergbau, Wasserkraft und | |
Infrastrukturprojekten. | |
Indigenen-Verbände riefen zu Spenden für die Opfer auf: Kochgeschirr, | |
Lebensmittel, weißen Stoff, aus dem die Indigenen ihre traditionelle | |
Kleidung nähen, Schulzubehör, Medikamente, Decken und Hygieneartikel. Bei | |
ausländische Tourist*innen ist die Sierra Nevada wegen der Wanderung zur | |
Verlorenen Stadt bekannt, einer archäologischen Stätte. | |
28 Feb 2019 | |
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## AUTOREN | |
Katharina Wojczenko | |
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