# taz.de -- Schönheitswettbewerb in Uganda: Miss und Mister HIV | |
> In Uganda leben geschätzt etwa 1,5 Millionen Menschen mit HIV. Gegen | |
> Vorurteile wollen junge Ugander nun angehen: mit einem | |
> Schönheitswettbewerb. | |
Bild: Robina Babirye hat den Wettbewerb gewonnen. Sie lebt seit ihrer Geburt mi… | |
KAMPALA dpa | Die 31 jungen Männer und Frauen präsentieren sich auf dem | |
Laufsteg in einem sonnendurchfluteten Wellblechgebäude in Kampala. Sie | |
lächeln und posieren vor dem ebenfalls vorwiegend jungen Publikum. Manche | |
bewegen sich wie Profis, für andere ist der Laufsteg Neuland. Dies könnte | |
irgendein Schönheitswettbewerb sein – doch die Bewerberinnen und Bewerber | |
für Ugandas „Miss Y+“ und „Mister Y+“ haben eines gemeinsam: Sie sind … | |
HIV-positiv. Y+ steht für „youth positive“ (deutsch: „Jugend positiv“). | |
Am 18. September sollen in einem Hotel in der Hauptstadt Kampala unter den | |
20 Finalisten der regionalen Vorausscheidungen die Sieger gekürt werden. | |
„Ich habe den Aids-Erreger seit meiner Geburt“, sagt Robina Babirye, eine | |
der Teilnehmerinnen. „Es war nicht einfach, das zu überwinden.“ | |
Die drei Frauen in der Jury dieser Vorausscheidung befragen die Kandidaten | |
im Alter von 16 bis 25, was sie in ihrem Leben erreichen wollen. Und auch, | |
wie sie verhindern wollen, dass sich andere Menschen mit dem Virus | |
anstecken, das sie in sich tragen. | |
Sadam Kyeyune, der „Mister Y+“ werden möchte, ist einfach nur froh, dass er | |
bis jetzt überlebt hat. Er habe seine Eltern an Aids verloren, als er fünf | |
war, erzählt er. „Wir erleben jeden Tag Diskriminierung“, sagt die | |
Teilnehmerin Irene Nabunya. „Einige zeigen es offen, andere verstecken es.“ | |
## 7 Prozent zwischen 14 und 49 Jahren | |
Moses Bwire von der Aidshilfe-Organisation UNYPA, dem Veranstalter, sagt: | |
„Bei dem Schönheitswettbewerb geht es nicht ums Aussehen, sondern um | |
Persönlichkeiten, die gegen das Stigma ankämpfen können.“ Die Gewinner | |
sollen Veränderungen in der Gesellschaft vorantreiben und im Kampf gegen | |
Diskriminierung vorangehen, wünscht er sich. Ziel ist es, die Ausbreitung | |
von HIV einzudämmen. | |
Seit 2014 gibt es den Wettbewerb, das Vorbild war eine ähnliche Kampagne in | |
Botsuana, einem der Länder mit den höchsten HIV-Infektionsraten im | |
südlichen Afrika. Auch in Uganda waren in den 1990er Jahren mehr als zehn | |
Prozent der Bevölkerung infiziert. | |
Dank einer Kampagne, die für die Verwendung von Kondomen beim | |
Geschlechtsverkehr warb, sanken die Infektionszahlen. Ein von ausländischen | |
Spenden finanziertes Programm, bei dem etwa 700.000 Patienten Medikamente | |
erhalten, half, die Zahl der Aids-Toten zu senken. Dennoch leben nach | |
Angaben der UN-Behörde UNAIDS etwa 7 Prozent der Bevölkerung im Alter von | |
15 bis 49 Jahren mit dem HI-Virus. | |
Im Jahr 2014 infizierten sich etwa 137 000 Menschen neu mit HIV, so das | |
Gesundheitsministerium. Etwa die Hälfte davon waren jünger als 25. | |
„Menschen in dieser Altersgruppe sind draufgängerisch und waghalsig und es | |
ist sehr wahrscheinlich, dass sie leichtsinnig Sex haben“, sagt Musa | |
Bungudu von UNAIDS. | |
Beim Vorfinale in Kampala ist die Entscheidung gefallen: Die Gewinner sind | |
Robina Babirye und Mark Tuhaise. Beide sind 22. Als sie ihren Namen hört, | |
bricht Robina in Tränen aus. Sie hatte Wertungsrichter und Publikum | |
besonders mit ihren offenen Worten zum Stigma HIV beeindruckt: „Die Leute | |
haben mich verhöhnt.“ Sie hätten gesagt, sie könne wegen ihrer | |
HIV-Infektion nichts erreichen. „Nun will ich für jene sprechen, die Aids | |
haben.“ | |
14 Sep 2015 | |
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