# taz.de -- Russland rüstet Zentralafrika auf: Neue Waffen braucht das Land �… | |
> Der UN-Sicherheitsrat gewährt Russland eine Ausnahmegenehmigung, um | |
> Waffen an die Zentralafrikanische Republik zu liefern. | |
Bild: Ziemlich viele Waffen für ziemlich wenige Soldaten | |
Was braucht ein bitterarmes Land, wo Dutzende bewaffnete Gruppen die | |
Zivilbevölkerung terrorisieren, wo jeder fünfte Bewohner auf der Flucht ist | |
und wo die UNO erst im Sommer vor einem Völkermord warnte? Genau: neue | |
Waffen. Russland hat im UN-Sicherheitsrat eine Ausnahmegenehmigung erwirkt, | |
um trotz geltenden Waffenembargos Waffen an die Zentralafrikanische | |
Republik zu liefern. Nachdem bis Mittwochabend kein Sicherheitsratsmitglied | |
dem russischen Antrag widersprochen hatte, galt der Antrag als genehmigt. | |
Die ersten von mehreren geplanten Lieferungen soll es schon kommende Woche | |
geben, pünktlich zu Weihnachten. | |
Es geht insgesamt um 5.200 Kalaschnikow-Sturmgewehre, 900 Makarow-Pistolen, | |
840 Kalaschnikow-Maschinengewehre, 270 Raketenwerfer, 140 Präzisionsgewehre | |
für Scharfschützen und 20 Luftabwehrraketen, alles mit der dazugehörigen | |
Munition. Zwei Bataillone der zentralafrikanischen Armee Faca, insgesamt | |
1.300 Mann, sollen damit ausgestattet und entsprechend ausgebildet werden. | |
Das sind ziemlich viele Waffen für ziemlich wenige Soldaten – in einer | |
Armee, die größtenteils nur auf dem Papier besteht und deren Soldaten in | |
der Vergangenheit zahlreiche Verbrechen begangen haben. Seit die | |
Zentralafrikanische Republik 2013 in den Bürgerkrieg stürzte, starben | |
Tausende Menschen bei Massakern und der Großteil des Landes wurde Beute von | |
Warlords. Auch Faca-Soldaten haben dabei schwere Verbrechen begangen. Der | |
2016 gewählte Präsident Faustin-Archange Touadéra kontrolliert kaum mehr | |
als die Hauptstadt Bangui. | |
Das 2013 verhängte Waffenembargo ist für Touadéra ein Ärgernis. Er will | |
eine schlagkräftige Armee. Seine ausländischen Partner sind skeptisch, | |
angesichts der verfügbaren Soldaten. Die EU bildet drei Faca-Bataillone | |
aus. Aber das Waffenembargo bleibt in Kraft – es gibt bloß die Möglichkeit | |
einzelner Lieferungen auf Antrag unter Aufsicht. Die Russen wollen die | |
EU-trainierten Bataillone bewaffnen, weswegen auch der europäische | |
Widerspruch verhalten geblieben ist. Pikantes Detail: Das zuständige | |
UN-Sanktionskomitee, das die Einhaltung des Waffenembargos überwacht, | |
leitet ein Ukrainer. | |
Waffenexporteure lieben die Zentralafrikanische Republik, ein Land voller | |
Diamanten zwischen den Krisengebieten Sudan und Kongo ohne Kontrolle des | |
Verbleibs angelieferter Waren. Im Oktober traf Präsident Touadéra in | |
Sotschi Russlands Außenminister Sergei Lawrow zur Vertiefung der | |
Zusammenarbeit – Journalisten mutmaßten auch über die Anwesenheit | |
kasachischer Waffenhändler. Zentralafrikanische Rebellen behaupten, | |
russische Waffen kämen längst über Uganda ins Land. | |
Frankreich, das derzeit den UN-Sicherheitsratsvorsitz hält, hätte den | |
russischen Antrag am ehesten blockieren können. Stattdessen beschränkte | |
sich Paris, gemeinsam mit London und Washington, auf eine Bitte um | |
„Präzisierung“: Russland möge dem zuständigen UN-Sanktionsausschuss die | |
Seriennummern der gelieferten Waffen mitteilen. Dann weiß man zumindest | |
hinterher, was mit ihnen alles angerichtet wird. Dominic Johnson | |
14 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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