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# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Zentralafrika: Quereinsteiger mit Zahlenfa…
> Der neue zentralafrikanische Präsident Faustin-Archange Touadéra ist
> Diplom-Mathematiker – und übernimmt einen Staat, der kein Geld hat.
Bild: Der Diplom-Mathematiker Touadéra promovierte 2004 in Kamerun nach langen…
Berlin taz | Die Zentralafrikanische Republik hat einen neuen Präsidenten.
Faustin-Archange Touadéra, die große Überraschung beim ersten Wahlgang,
entschied jetzt auch die Stichwahl vom 14. Februar für sich. Nach Angaben
der Wahlkommission vom Samstag setzte er sich deutlich mit 62,7 Prozent der
Stimmen gegen den Favoriten Anicet-Georges Dologuélé durch. Dologuélé
erkannte seine Niederlage umgehend an; so bleibt dem Bürgerkriegsland ein
weiterer Konflikt erspart.
Niemand hatte Touadéra auf dem Schirm, als am 30. Dezember 2015 die erste
Runde der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattfand. Der eher blasse
ehemalige Premierminister des 2013 von Rebellen gestürzten Exdiktators
François Bozizé war als unabhängiger Kandidat angetreten, unterstützt von
Gegnern Bozizés innerhalb dessen eigener Partei KNK (Arbeit, nichts als
Arbeit), und war mit nur 19,4 Prozent aus dem Stand auf dem zweiten Platz
gelandet.
In der Stichwahl stellte sich die KNK offiziell hinter den erstplatzierten
Dologuélé, was all jene, die keinesfalls eine Rückkehr des alten
Bozizé-Apparats an die Macht wollen, auf die Seite Touadéras getrieben hat
– unter anderem die MPLC (Befreiungsbewegung des Zentralafrikanischen
Volkes) des letzten frei gewählten Präsidenten Ange-Félix Patassé, der 2003
in einem Militärputsch von Bozizé gestürzt worden war. MLPC-Führer Martin
Ziguélé gratulierte jetzt Touadéra auf Twitter zu seiner „brillanten Wahl�…
und schrieb: „Bravo dem zentralafrikanischen Volk.“
Touadéra ist der wohl einzige zentralafrikanische Politiker, der dem
ehemaligen Zentralbankchef Dologuélé das Wasser reichen kann, wenn es um
Zahlen geht. Der Diplom-Mathematiker promovierte 2004 in Kamerun nach
langen Forschungen über das Penrose-Diagramm und nichtlineare hyperbolische
Systeme auf einem charakteristischen Kegel und hielt nebenbei den Vorsitz
der zwischenstaatlichen Arbeitsgruppe zur Harmonisierung des
Mathematikunterrichts in den frankophonen Ländern, bevor er Vizepräsident
der Afrikanischen Mathematikerunion Zentralafrikas wurde – ein echter
Quereinsteiger in die Politik also.
## Bewaffnete Gruppen als Steuereintreiber
Er übernimmt nun einen Staat, der kein Geld hat. „Das Schwierigste kommt
erst noch“, sagte der mit Touadéra verbündete Politiker Enoch Dérant Lakou…
nach der Verkündung des Wahlergebnisses. „Es geht um den Wiederaufbau des
Landes in Einheit und Frieden für eine nachhaltige Entwicklung. Der Staat
ist lange Zeit von seinen Einnahmequellen abgeschnitten worden, weil
bewaffnete Gruppen sich zu Steuer- und Zolleintreibern erklärt haben.“
Ob bewaffnete Gruppen den neuen Präsidenten anerkennen, ist offen. Der
unterlegene Dologuélé sprach von Unregelmäßigkeiten, rief aber dazu auf,
„um des Friedens willen“ das Wahlergebnis zu akzeptieren.
Regieren wird auch deshalb schwierig werden, weil es nicht gelungen ist,
zeitgleich mit dem neuen Präsidenten auch ein neues Parlament zu wählen.
Den Parlamentswahlgang vom 30. Dezember hat die Wahlkommission wegen
massiver Unregelmäßigkeiten annulliert. Jetzt bleibt also das alte
Parlament, in dem Touadéra keine Hausmacht hat.
21 Feb 2016
## AUTOREN
Dominic Johnson
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