# taz.de -- Rundfunk-Abstimmung in der Schweiz: Weniger Gebühren heißt wenige… | |
> Nach dem Nein zur Abschaffung der Rundfunkgebühren geht die Debatte | |
> weiter. Jetzt streitet man über Sparmaßnahmen und Reformen. | |
Bild: SRG-Generaldirektor Gilles Marchand muss jetzt neu planen | |
GENF taz | Nach dem klaren [1][Nein zur „No Billag“-Initiative], die das | |
Ende der Schweizerischen Rundfunk- und Fernsehgesellschaft (SRG) sowie | |
vieler lokaler Sender zur Folge gehabt hätte, geht die Debatte um | |
Sparmaßnahmen und Reformen bei der SRG weiter. | |
Der Druck auf den erst seit Oktober 2017 im Amt befindlichen | |
SRG-Generaldirektor Gilles Marchand ist enorm: Statt eines Gesamtbudgets | |
der SRG von in diesem Jahr noch rund 1,6 Milliarden Franken werden für 2019 | |
nur noch maximal 1,3 Milliarden zur Verfügung stehen. | |
Die von dem Inkassounternehmen Billag im Auftrag des Staates eingetriebenen | |
Empfangsgebühren von bislang 1,2 Milliarden sinken auf 950 Millionen. | |
## „1 Franken pro Tag“ | |
Denn im letzten Herbst, als eine Umfrage zeitweise eine Mehrheit für No | |
Billag ergab, hatte Medienministerin Doris Leuthard kalte Füße bekommen und | |
den Schweizer Haushalten die Reduzierung der jährlichen Gebühr zum 1. | |
Januar von 450 auf 365 Franken versprochen unter dem Motto „1 Franken pro | |
Tag“. | |
Nach internen Einschätzungen aus der SRG-Zentrale werden auch die | |
kommerziellen Einnahmen durch Werbung und Sponsoring von im laufenden Jahr | |
noch rund 400 Millionen Franken 2019 geringer ausfallen. [2][Politiker der | |
rechtspopulistischen SVP aber auch der Mitte-rechts-Parteien] überboten | |
sich am Montag mit noch deutlich weitergehenden Sparforderungen: Die | |
Jahresgebühr soll sogar auf 320 Franken sinken und der SRG jegliche | |
Onlinewerbung sowie die Werbung im Fernsehen nach 19.30 Uhr verboten | |
werden. | |
Generaldirektor Marchand reagierte mit der Ankündigung von drei noch sehr | |
allgemein formulierten „Reformprojekten“ : Sparmaßnahmen, Konzentration auf | |
Stärken sowie mehr Zusammenarbeit mit anderen Medien. Beschlüsse gibt es | |
zwar noch nicht, doch hat der SRG-Generaldirektor sehr konkrete | |
Vorstellungen, wie aus seinem Umfeld verlautet. Die Sparmaßnahmen zur | |
Kompensation der Einnahmeausfälle will Marchand durch | |
„Effizienzsteigerungen in der Höhe von mehreren Millionen Franken“ | |
erreichen. Vor allem die Produktionskosten sollen „detailliert überprüft“ | |
und deutlich gesenkt werden, unter anderem durch den Abbau von | |
Arbeitsplätzen sowohl durch Kündigung wie durch die Nichtbesetzung und | |
Streichung freigewordener Stellen. | |
## Abbau von Arbeitsplätzen, Reform des Programms | |
Ein Abbau von Arbeitsplätzen aus „organisatorischen Gründen“ ist bei der | |
SRG grundsätzlich immer möglich und auch in der Vergangenheit schon | |
geschehen. In seiner Funktion bis Oktober letzten Jahres als Direktor des | |
französischsprachigen SRG-Programms in Genf bemühte sich Marchand, | |
derartige Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich durchzuführen. | |
Am Programm der SRG will Marchand nach bisherigen öffentlichen Äußerungen „ | |
wenn möglich keine Einschränkungen“ vornehmen. Was aber nicht heißt, dass | |
alle derzeitigen Programme erhalten oder in ihren bisherigen analogen | |
Formaten weiterbestehen sollen. Das zweite TV-Programm [3][der | |
italienischsprachigen SRG wird bereits seit einiger Zeit nur noch im | |
Internet ausgestrahlt]. Entsprechende Überlegungen gibt es für die zweiten | |
TV-Programme der SRG auf Deutsch und Französisch, für den erst vor wenigen | |
Jahren geschaffenen Fernsehkanal „SRG Info“ sowie für die jeweils bis zu | |
vier Radiowellen in den drei Sprachregionen. | |
Marchand könnte sich vorstellen, dass es in diesen Sprachregionen | |
mittelfristig nur noch jeweils einen analogen Fernsehkanal und einen | |
analogen Rundfunkkanal geben wird, vorwiegend für Informationen aus | |
Politik, Wirtschaft und Kultur sowie für Live-Übertragungen. Und dass das | |
übrige SRG-Programm auf einer großen Plattform im Internet bereitgestellt | |
wird. | |
Der SRG-Generaldirektor denkt nicht an einen durch Sparmaßnahmen erzwungen | |
Abbau der SRG, sondern an einen Umbau, der parallel sowohl die analogen | |
Seh- und Hörgewohnheiten und -bedürfnisse älterer Generationen weiterhin | |
bedient, wie auch den Digital Natives der nachwachsenden Generationen ein | |
attraktives Angebot macht. | |
5 Mar 2018 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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