# taz.de -- Repression gegen Medien in Kambodscha: „Cambodia Daily“ geschlo… | |
> Das regierungskritische Blatt konnte eine angebliche Steuerschuld nicht | |
> begleichen. Premierminister Hun Sen hatte die Schließung angeordnet. | |
Bild: Die letzte Ausgabe der Zeitung | |
Das war’s. Nach 24 Jahren gehört die Tageszeitung Cambodia Daily der | |
Vergangenheit an. Das Blatt musste wegen einer angeblichen Steuerschuld in | |
Millionenhöhe auf Anweisung von Premierminister Hun Sen am Montag sein | |
Erscheinen einstellen. Die amerikanische Eigentümerin Deborah | |
Krisher-Steele nannte den ohne vorherige Prüfung ergangenen Steuerbescheid | |
„politisch motiviert“. | |
„Abstieg in die offene Diktatur“ lautet die Schlagzeile der letzten | |
Printausgabe der Cambodia Daily. „Sie bleibt sich selbst treu und geht mit | |
Würde und Stolz ab“, twitterte der kambodschanische Bürgerrechtler Ou Virak | |
unter dem Hashtag #respect der für ihren kritisch-investigativen | |
Journalismus in den demokratisch gesinnten Zirkeln Phnom Penhs geschätzten | |
Cambodia Daily zum Abschied. | |
Vor vier Wochen flatterte Cambodia Daily ein Steuerbescheid des Finanzamts | |
in Höhe von 6,4 Millionen Dollar ins Haus. Premierminister Hun Sen | |
persönlich setzte öffentlich den 4. September als Ultimatum zur Begleichung | |
der Millionenrechnung. Die Macher des Blattes beschimpfte der seit über 30 | |
Jahren despotisch regierende Politiker als „Diebe“ und rief ihnen zu: | |
„Packt euren Kram und haut ab!“ | |
25 Jahre lang genossen die beiden englischsprachigen Tageszeitungen Phnom | |
Penh Post und Cambodia Daily weitgehende Pressefreiheit. Sie konnten frei | |
über Korruption und Landraub, Umweltverbrechen und Vetternwirtschaft | |
berichten. Das war Teil des Übergangs Kambodschas von den Roten Khmer und | |
dem Bürgerkrieg in eine zivile Nachkriegsgesellschaft, den Hun Sen und | |
seine Volkspartei (CPP) als Konzession an die internationale – vor allem | |
westliche – Gemeinschaft lange akzeptierten, wohl wissend, dass beide | |
Blätter mit ihren bescheidenen Auflagen kaum über die Hauptstadt | |
hinausreichten. | |
Dann kam China als neuer und schwerreicher Freund von Hun Sen. Mit den | |
chinesischen Milliarden verringert sich der Einfluss westlicher | |
Geberländer. In den letzten zwei Wochen mussten regierungskritische Radios | |
den Sendebetrieb einstellen. Am Sonntag wurde Oppositionschef Kem Sokha | |
verhaftet. | |
5 Sep 2017 | |
## AUTOREN | |
Michael Lenz | |
## TAGS | |
Kambodscha | |
Schwerpunkt Pressefreiheit | |
Hun Sen | |
China | |
Zeitung | |
Hun Sen | |
Schwerpunkt Pressefreiheit | |
Kambodscha | |
Kambodscha | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Keine Schnellvisa für Spitzenpolitiker: Rote Karte für Kambodschas Premier | |
Berlin streicht Visaprivilegien für den zunehmend autoritär herrschenden | |
Regierungschef des südostasiatischen Landes. | |
Nachruf auf linke Journalistin in Indien: Keine Angst vor der Wahrheit | |
Die 55-jährige Gauri Lankesh wurde vor ihrem Haus in Bangalore erschossen. | |
Hindunationalistische Kreise werden dahinter vermutet. | |
Repression in Kambodscha: Oppositionsführer verhaftet | |
Die Regierung behauptet, er habe Landesverrat begangen. Jetzt droht dem | |
aussichtsreichen Oppositionsführer Kem Sokha eine 15-jährige Haftstrafe. | |
Repression in Kambodscha: „Packt ein und haut ab“ | |
Der langjährige Ministerpräsident Hun Sen geht massiv gegen seine Kritiker | |
vor. Schon 15 oppositionelle Radiosender mussten den Betrieb einstellen. |