# taz.de -- Reform in der Notfallnummer 112: Lauterbachs Rettung | |
> Die Notfallambulanzen ächzen. Nun will der Gesundheitsminister dafür | |
> sorgen, dass dort viele Patient*innen gar nicht landen. | |
Bild: Völlig überlastet: Notaufnahmen | |
Berlin taz | Wer einen medizinischen Notfall hat, soll die 112 wählen oder | |
auf schnellstem Wege in die nächste Notaufnahme. Doch was, wenn ein Teil | |
dieser vermeintlichen Notfälle gar keine sind und zugleich die | |
Notfallmedizin von unhaltbarer Überlastung berichtet? Am Dienstag stellte | |
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Eckpunkte einer Reform für | |
die Notfallmedizin vor. Patient*innen sollen damit besser gesteuert, die | |
Versorgung verbessert und Geld gespart werden. | |
Bis zu 30 Prozent der Patient*innen in Notaufnahmen könnten auch in der | |
Hausarztpraxis behandelt werden, so Lauterbach. | |
Ärzt*innenorganisationen berichten immer wieder, dass gerade am | |
Wochenende Menschen mit leichteren Beschwerden in die Nofallambulanz kommen | |
und das System überlastet sei. Im Februar 2023 stellte eine | |
Expert*innenkommission Reformv[1][orschläge] vor, die Lauterbach nun | |
weitgehend aufnahm. | |
Künftig soll der Notaufnahme demnach ein Tresen vorgeschaltet werden, von | |
dem aus nicht so dringende Fälle an eine angeschlossene Notdienstpraxis in | |
unmittelbarer Nähe verwiesen werden. Pro 400.000 Einwohner*innen soll | |
es eines dieser integrierten Notfallzentren geben. | |
Außerdem sollen die Notfallnummer 112 und der [2][ärztliche | |
Bereitschaftsdienst 116117] zusammengelegt werden. Durch die Vernetzung mit | |
den integrierten Notfallzentren könnten direkt Termine zur Weiterbehandlung | |
vereinbart werden. Mit dem Ausbau der Telemedizin will Lauterbach außerdem | |
die Hausarztpraxen entlasten. | |
## Die Reform soll ab kommendem Jahr bereits gelten | |
Beim Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung begrüßte man die | |
geplanten integrierten Notfallzentren als „echten Perspektivwechsel“. Der | |
Verband geht aufgrund einer Simulation von einem Bedarf von etwa 730 | |
Zentren bundesweit aus. Zentral sei die richtige Verteilung, so Vorständin | |
Stefanie Stoff-Ahnis. Auf dem Land müssten auch kleinere Krankenhäuser ein | |
integriertes Notfallzentrum bekommen, in Großstädten dagegen müsste eine | |
Auswahl aus mehreren Krankenhäusern getroffen werden. | |
Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen (Grüne) bezeichnete den geplanten Umbau | |
als „lange überfällig“ und betonte den zusätzlichen Reformbedarf der | |
Rettungsdienste. Die Expert*innenkommission der Regierung hatte dazu | |
bereits [3][im Herbst 2023 Vorschläge] vorgelegt. | |
Auch zur Rettungsdienstreform wolle man in Kürze Eckpunkte vorlegen, hieß | |
es aus dem Bundesgesundheitsministerium. Die Reform der Notfallmedizin soll | |
noch in der ersten Jahreshälfte auf den Weg gebracht werden und ab 2025 | |
gelten. | |
16 Jan 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Reformvorschlaege-fuer-Krankenhaeuser/!5912574 | |
[2] /Bereitschaftshotline-116117/!5980307 | |
[3] /Reform-der-Rettungsmedizin/!5955594 | |
## AUTOREN | |
Manuela Heim | |
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