| # taz.de -- Rechtsphilosoph über FDP-Grünen-Streit: „Linksliberale sind zu … | |
| > Der Jurist Christoph Möllers beschäftigt sich mit der Gegenwart und | |
| > Zukunft des Liberalismus. Er sagt: Liberale können auch am Kapitalismus | |
| > zweifeln. | |
| Bild: „Die Grünen und die FDP scheinen an beiden Enden des liberalen Spektru… | |
| Christoph Möllers lehrt Öffentliches Recht an der Humboldt-Universität in | |
| Berlin, mit den Schwerpunkten Rechtsphilosophie und Verfassungsrecht. | |
| Außerdem ist er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, das seinen Sitz im | |
| Berliner Grunewald hat. Dorthin kommt er mit dem Auto, er wollte zum | |
| Gespräch keine Minute zu spät kommen. Möllers hat eine Fülle von Expertisen | |
| zu aktuellen politischen Diskursen verfasst, [1][unter anderem auch zur | |
| vergangenen Kasseler „Documenta“]. Er vertrat da einen weitgehend nicht | |
| politisch geleiteten Kunstbegriff – Motto: Kunst darf auch böse | |
| provozieren. | |
| wochentaz: Herr Möllers, Sie haben sich in Ihrem Buch „Freiheitsgrade“ | |
| gründlich mit dem Liberalismus befasst. Was ist dieser überhaupt? | |
| Christoph Möllers: Heute sollte man den Liberalismus als besondere Form der | |
| Demokratie verstehen: ein Paket aus unabhängigen Gerichten, Grundrechten, | |
| freien Wahlen und anderen offenen sozialen Prozessen. Ein guter | |
| Ausgangspunkt ist es, sich klarzumachen, dass wir immer von einem liberalen | |
| Standpunkt aus denken, wenn wir uns mit autoritären Systemen beschäftigen. | |
| Gegner des Liberalismus nennen unsere Ordnung „liberal“. Man kann sie beim | |
| Wort nehmen. | |
| Also fangen wir bei Illiberalen an. Ohne ihre Gegner würden Liberale zu | |
| einer „Notgemeinschaft der Systemanhänger“, haben Sie geschrieben. | |
| Ja, in die liberale Ordnung muss unbedingt ein politischer Konflikt | |
| gegenüber dem Illiberalen eingebaut werden, aber es muss auch Konflikte | |
| innerhalb der liberalen Ordnung geben. Klingt erst mal sehr begrifflich, | |
| wird aber praktisch politisch – wenn man sieht, dass liberale Parteien | |
| immer das Problem haben, weder rechts noch links stehen zu wollen. Das | |
| geben sie als Stärke aus, aber in der Regel müssen sie sich doch auf ein | |
| Lager festlegen. | |
| Das gilt nicht nur für die Unterscheidung zwischen rechts und links. | |
| [2][Der Umgang mit der Klimakrise bildet gerade die Konfliktlinie zwischen | |
| den liberalen Lagern – besonders zwischen den Grünen und der FDP]. | |
| Ein interessantes politisches Phänomen, ja. Die Grünen und die FDP scheinen | |
| an beiden Enden des binnenliberalen Spektrums zu stehen. Das hat einerseits | |
| damit zu tun, dass das Klimaproblem dringlich ist, aber auch damit, dass | |
| kleinere Parteien extremere Positionen einnehmen können. In gewisser Weise | |
| sind sich Union und SPD näher als die beiden kleineren Parteien der Ampel. | |
| Ist die Klimafrage also ein Problem für liberale Politik? | |
| Eine liberale Ordnung lebt immer davon, dass man Handlungen zurechnet. Man | |
| muss Personen verantwortlich machen können. Das wird schwierig, wenn sie zu | |
| arm oder zu schlecht informiert sind, um Verantwortung übernehmen zu | |
| können, oder wenn sie so mächtig sind, dass alles, was sie tun, | |
| Nebenwirkungen hat. Das Handeln von „Superreichen“ hat immer auch Folgen | |
| für andere, selbst wenn das nicht gewollt ist. Die Klimakrise ist deswegen | |
| eine besondere Herausforderung für den Liberalismus, weil sie diese | |
| Zurechnung von Verantwortung grundlegend infrage stellt. Dazu gibt es eine | |
| dunkle Bemerkung des Soziologen Niklas Luhmann: Der Verfassungsstaat | |
| funktioniere nicht mehr, wenn man Freiheit nicht ohne negative Folgen für | |
| andere ausüben könne. In der Klimakrise sind viele Dinge, die wir | |
| rechtmäßig tun, dennoch schädlich – wir können sie nicht alle verbieten, | |
| aber auf ihnen liegt ein normativer Schatten. | |
| Das heißt? | |
| Wir beobachten immer mehr mögliche Folgen unseres Handelns, können diese | |
| aber nicht bei jeder Handlung vorwegnehmen. Deswegen sind wir hilflos | |
| gegenüber der Frage, wie man im Klimawandel überhaupt Freiheit verteilt. | |
| Die Grünen scheinen Freiheit auch in die Zukunft verteilen zu wollen. | |
| Die Grünen nutzen einen Diskurs, der in den siebziger Jahren entwickelt | |
| wurde und Freiheit und Ökologie mit Zukunft verbindet. Dem entspricht es, | |
| dass wir immer deutlichere Modelle von den kommenden Folgen unseres | |
| Handelns bekommen. Die Grünen machen aus Ökologie ein Konzept zukünftiger | |
| Freiheit. In vieler Hinsicht ist das richtig. Aber der ökologische | |
| Rationalitätsanspruch lässt sich nicht so einfach in Politik übersetzen. Es | |
| bedarf vieler Zwischenschritte – und über diese sind auch die Grünen | |
| unsicher. | |
| Was macht denn konkret diese Unsicherheit aus? | |
| Man muss ernst nehmen, dass eine liberale Ordnung Widersprüche produziert. | |
| Leute berufen sich auf Freiheiten, die auch Kosten haben. Freiheit hat | |
| immer auch eine körperliche Seite, und eine liberale Ordnung braucht auch | |
| Räume für Willkür, für Beliebigkeit. Das Recht zu fliegen, Zweckloses zu | |
| besitzen, ohne Tempolimit über die Autobahn zu fahren, das sind diese | |
| Reservate. Völlig ohne sie, habe ich den Eindruck, kommt man nicht aus. | |
| Aber es ist natürlich sehr schwer, das zu rechtfertigen, weil wir wissen, | |
| welche Folgen sie haben. Das liberale System scheint darauf angewiesen, | |
| solche Reservate auszuweisen, obwohl es für sie keine Rechtfertigung gibt. | |
| Die FDP weiß also, dass sie keinen echten Grund hat, gegen das Tempolimit | |
| zu sein. Macht sie das Feld nur für sich auf, um damit Sympathien zu | |
| gewinnen? | |
| Ja, das hat etwas Symbolisches. Aber es hat auch, wenn man es ablehnt, | |
| einen politischen Wert. Gerade in Gesellschaften, die so gut über sich | |
| selbst und über ihre nahe Zukunft informiert sind, wird es immer | |
| schwieriger, Dinge einfach ohne Rechtfertigung zu tun. Wir sehen uns in | |
| einem Netz von Informationen, Konsequenzen, Abwägungen und Rechtfertigungen | |
| gefangen. Wir wissen viel genauer als früher, was wir nicht wissen. Und wir | |
| werden mit viel mehr halbsicheren und furchteinflößenden Zukunftsszenarien | |
| konfrontiert. Das gut informierte Halbwissen über die Zukunft setzt uns | |
| unter Rechtfertigungsdruck – es bedroht uns und schürt den Bedarf, Dinge zu | |
| tun, für die es keine Rechtfertigung gibt. | |
| Die FDP scheint sich vor der Kostenfrage zu drücken oder sie zumindest | |
| aufzuschieben. | |
| Wie alle Parteien ist auch die FDP mehr ein Produkt spezifischer | |
| historischer Entwicklungen als einer konsistenten politischen Theorie. Die | |
| FDP kommt aus dem deutschen Nationalliberalismus, der dann eine | |
| linksliberale Kurve genommen hat. Deswegen hat sie ihre eigenen | |
| Widersprüche. Es gibt zum Beispiel kaum eine Partei, die intern so | |
| dezidiert unterschiedliche Sichten auf die europäische Integration hat. | |
| Um noch kurz bei der Theorie zu bleiben: Ist der Freiheitsanspruch des | |
| Liberalismus in Deutschland von der FDP gut repräsentiert? | |
| Der Freiheitsanspruch des Liberalismus wird im Gesamtsystem samt seiner | |
| internen Konflikte repräsentiert, nie durch eine einzige Partei. Auch wenn | |
| man liberal denkt, muss man systemisch denken. Man kann natürlich auch die | |
| Möglichkeit wählen, sich der Unterscheidung zwischen rechts und links zu | |
| entziehen, aber, wie gesagt, auch liberale Parteien landen in der Regel auf | |
| einer Seite dieser Unterscheidung. In jedem Fall ist in einem modernen | |
| Parteiensystem wenig Platz für liberale Parteien, ob rechts oder links. Sie | |
| kommen meist erst auf, wenn das Parteiensystem sich zersplittert. Über die | |
| FDP könnte man sagen, dass sie eine klassische liberal-konservative oder | |
| rechtsliberale Partei ist, die sich im Moment schwertut, allgemein liberal | |
| zu werden. | |
| In Ihrem Buch plädieren Sie dafür, dass die FDP ihre sozialliberale Seite | |
| stärken sollte. | |
| Ich hoffe, ich gebe dort gar keine Empfehlungen. | |
| Wir wollten Sie nicht zum Ratgeber machen, aber … | |
| Mir ging es vor allem darum, daran zu erinnern, dass es auch eine | |
| sozialliberale Tradition gibt. Liberale können auch am Kapitalismus | |
| zweifeln. Die FDP ist in einem Dilemma. Sie hat eine gut definierte | |
| Stammwählerschaft, mit der sie sehr vorsichtig umgehen muss. Deswegen kann | |
| sie ihr Freiheitskonzept nicht einfach reformieren. Dieses Dilemma könnte | |
| sie aber auch zur Stärke machen, wenn sie Parteiflügel aufbauen würde. Ich | |
| habe den Eindruck, dass die Partei recht zentralistisch organisiert ist. | |
| Sie atmet nicht ihre Widersprüche. Das hindert sie daran, sich | |
| weiterzuentwickeln. Vielleicht ist ihr Problem zu wenig interner Streit. | |
| Dann wagen wir mal den Rückblick: Steuererleichterungen für Hoteliers, die | |
| Mövenpick-Spende 2009: Woran liegt es, dass die FDP nicht populär sein | |
| will? | |
| In Zeiten von Guido Westerwelle war die FDP die erste Partei, die mit | |
| populistischen Instrumenten gespielt hat. Sie war damit zunächst | |
| erfolgreich, um dann tief zu fallen, sogar aus dem Bundestag. Diese | |
| Erfahrung treibt sie noch heute um. Die Partei scheint noch immer etwas im | |
| Schockzustand. Man kann aber nicht sagen, dass sie Fehler begeht. Sie ist | |
| eben in einem strategischen Dilemma. Das hat wahrscheinlich auch damit zu | |
| tun, dass sie sich immer noch als natürlichen Koalitionspartner der Union | |
| sieht – nur wird es dafür in absehbarer Zeit nicht reichen. Die Grünen | |
| haben sich ironischerweise als geschmeidiger erwiesen, das sieht man an der | |
| Variante Baden-Württemberg: eine Koalition mit der CDU im wohl | |
| konservativsten Bundesland. | |
| Es muss schwierig sein, von innen den wirtschafts- und rechtsliberalen | |
| Stimmen in der FDP etwas entgegenzusetzen: Wenn man erst mal anfinge mit | |
| den höheren Steuern für Reiche, mit der Umverteilung – wo würde man dann | |
| aufhören? Endet das immer im Sozialismus? Verabschiedet man sich dann nicht | |
| vom Liberalismus? | |
| Ökonomen werden dazu immer Modelle anbieten, aber ich glaube, dass man das | |
| politisch ausprobieren muss. Der Linksliberalismus ist in gewisser Weise zu | |
| vorsichtig gegenüber staatlichen Eingriffen. | |
| Da sind wir dann doch schon an der Grenze zwischen Sozialismus und | |
| Linksliberalismus. | |
| Der Widerspruch zwischen Liberalismus und Sozialismus ist ein Erbe des | |
| Marxismus, der behauptete, der Sozialismus sei ganz anders als alle anderen | |
| Ideologien. Lange Zeit gab es aber ein großes sozialliberales bis | |
| liberalsozialistisches ideologisches Spektrum, das in Vergessenheit geraten | |
| ist. Das Problem des heutigen Sozialismus ist, dass er trotz radikaler | |
| Modelle kein Angebot macht, wie man Güter zur Verfügung stellt. Er hat kein | |
| positives Wirtschaftsmodell, kein wirtschaftspolitisches Angebot. Man kann | |
| viel träumen, muss sich aber auch überlegen, wie wir versorgt werden. | |
| Kapitalismuskritik allein genügt nicht. Man sieht auf der einen Seite | |
| linksautoritäre und dysfunktionale Schrottsysteme wie in Venezuela, auf der | |
| anderen Seite sozialdemokratische Regierungen, die aber in der Sekunde des | |
| Machtgewinns Angst vor ihrer eigenen Courage bekommen. | |
| Dazwischen scheint es aber wenig zu geben. | |
| Sobald linke Regierungen an die Macht kommen, hat man das Gefühl, dass sie | |
| sich schnell in den wirtschaftspolitischen Mainstream assimilieren. Sie | |
| haben Angst davor, zu regulieren. Ehrlicherweise muss man dazu sagen, dass | |
| es eigentlich nirgendwo mehr linke Mehrheiten gibt. Warum das so ist, ist | |
| eine Frage, die sich die Linke auch mal stellen sollte. | |
| Haben Sie eine Idee? | |
| Ich glaube, das hat viel mit Verunsicherung zu tun. In demokratischen | |
| Gesellschaften gibt es eine merkwürdige Arbeitsteilung: Standbein versus | |
| Spielbein – sobald es fragil wird, zieht man sich vom Progressiven wieder | |
| ins Konservative zurück. Das scheint es überall zu geben, außer in manchen | |
| skandinavischen Ländern vielleicht. | |
| Sind die fehlenden Mehrheiten vielleicht auch eine Frage der | |
| gesellschaftlichen Schichten oder der Identitäten? Dieses Gefühl bekommt | |
| man häufig, wenn man sich grüne Parteien anschaut. | |
| Bei den Grünen ist das auffällig, ja. Sie kommen nicht über 20 Prozent, das | |
| hat sicher etwas mit Milieus zu tun. Eine bestimmte Form linker Diskurse | |
| ist schichtenspezifisch geworden. Man sollte trotzdem vermeiden, | |
| Identitätspolitik und Sozialpolitik gegeneinander auszuspielen. Eine Linke | |
| sollte den Anspruch haben, ein gesamtpolitisches Projekt zu sein, das | |
| soziale Frage und Identitätspolitik umfasst. | |
| Härter formuliert: Die Grünen kümmern sich nicht um die Kassiererin beim | |
| Discounter und um ihre Alltagsprobleme. | |
| Na ja, die Grünen machen schon mehr und mehr Sozialpolitik, aber ihre | |
| Politik scheint oft wie Politik für andere, nicht für die eigenen | |
| Interessen. Aber ist das wirklich ein Problem? Es ist auch ein Symptom | |
| schlecht verlaufener, individualisierender Liberalisierung, dass alle heute | |
| so hohe Erwartungen an direkte politische Repräsentation haben. Politische | |
| Parteien und Programme sollen uns irgendwie entsprechen. Aber man muss die | |
| Partei, die man wählt, nicht unbedingt mögen. Es sind Toleranz und | |
| Kompromisse gefordert. | |
| Das war noch in den Siebzigern ganz anders. | |
| Die „guten alten Zeiten“ der Stammwähler waren in gewisser Weise politisch | |
| weiser als die heutigen Zeiten der übergenauen Beobachtung von Politik, in | |
| denen jeder den Wahl-O-Mat ausfüllt, um seine Bedürfnisse zu aggregieren | |
| und danach abzustimmen. Wobei das Ergebnis aus dem Wahl-O-Mat einem dann | |
| vielleicht sogar selbst seltsam vorkommt. Zu intelligenter demokratischer | |
| Politik gehört eben auch das Kunststück einer Distanzierung von den eigenen | |
| politischen Präferenzen. | |
| Ran an die ganzen Privilegien, an die unverdienten Begünstigungen. Nichts | |
| davon ist passiert: Müsste die FDP nicht eigentlich die Partei sein, die | |
| die Ställe der Privilegien mal kräftig ausforkt? | |
| Aber das war sie ja nun wirklich noch nie. Die Partei hatte immer eine | |
| dominantere Seite, meistens die rechtsliberale. Und sie ist immer auch eine | |
| Partei des deutschen Korporatismus gewesen, eine Partei der Verbände. Was | |
| das Erbrecht angeht, bin ich nicht überrascht. Es wäre natürlich ein großes | |
| Potenzial für die FDP, radikal meritokratisch zu denken. Aber es wäre | |
| potenziell revolutionär. Damit käme die FDP ganz aus dem sozialen Milieu | |
| heraus, in das sie eingebettet ist. | |
| Das heißt, die Partei könnte ganz erheblich unter die Fünfprozenthürde | |
| fallen. | |
| Ja, oder sie müsste sich in ganz andere Wählergruppen vorwagen. In der | |
| Migrationspolitik merkt man, dass sich etwas tut. Man muss zum Erbrecht | |
| ehrlicherweise sagen, dass es immer eine Baustelle liberaler Theorien war. | |
| Es gab immer die einen, die gesagt haben, Erben sei unverdient. Aber es gab | |
| immer auch die anderen, die die Verfügung über das Eigentum als nicht | |
| antastbare Freiheit sehen. Persönlich halte ich Letzteres für einen | |
| Denkfehler, weil ich glaube, dass die Freiheit mit dem Tod endet. | |
| Grundsätzlich könnte die FDP offener werden und mehr eigene Diskussionen | |
| anregen, wenn auch kaum beim Erbrecht. Ironischerweise ist sie sehr | |
| risikoavers – obwohl sie das selbst vielen vorwirft. Sie klammert sich an | |
| ihre Stammwähler. | |
| An Porschefahrer? | |
| Eher an Kubicki-Wähler. Leute, die steuerskeptisch sind, die einen guten | |
| Status haben, den sie nicht verlieren wollen. Leute, bei denen die Frage, | |
| ob sie ihn überhaupt verdient haben, offenbleiben muss. | |
| Die Partei handelt also nicht ohne Sinn und Verstand? | |
| Nein, es ist nachvollziehbar, aber es fehlt das mutige politische | |
| Unternehmertum, obwohl die Partei sich gerne so sähe. Aber bei anderen | |
| Parteien ist das auch nicht wirklich anders. | |
| Müssen die beiden anderen Ampel-Parteien so gesehen stärker auf die FDP | |
| Rücksicht nehmen? | |
| Nein, jeder muss sehen, wo er bleibt. Man kann ja nicht sagen, dass die FDP | |
| sich nicht durchsetzen kann. Die Arbeitsteilung in einer Koalition ist | |
| immer recht gleich: Die große Partei moderiert und will vor allem | |
| Stabilität des Regierens. Die kleinen Parteien entwickeln Kräfte und | |
| Bewegungen. In einer Koalition mit der Union ist das für die FDP natürlich | |
| viel einfacher, als wenn alle in unterschiedliche Richtungen ziehen. | |
| Die Koalition streitet, sie hat Krisensitzungen, sie scheint zeitweise ihre | |
| Schlafzimmer ins Bundeskanzleramt zu verlegen. Aus einer liberalen | |
| Perspektive könnte man doch sagen: Diese Konflikthaftigkeit ist ein gutes | |
| Zeichen. | |
| Ja, jedenfalls bekommt die FDP eine Menge Aufmerksamkeit. Man kann nicht | |
| sagen, dass sie schlecht dasteht. Ihr Problem ist, glaube ich, dass sie | |
| noch von der schwarz-gelben Regierung träumt, in der sie ganz viel machen | |
| könnte. Aber wie sähe eine CDU aus, die so groß wäre, dass das ginge? Diese | |
| müsste bundesweit auf 40 Prozent kommen. Das wäre aber eine CDU, die einer | |
| heutigen FDP mit Blick auf Sozialstaatlichkeit und Ökologie auch Probleme | |
| bereiten würde. Es wäre schwierig, mit so einer modernisierten CDU | |
| mitzulaufen. Ich kann keine Ratschläge geben, aber vielleicht muss man | |
| einsehen, dass es so, wie es ist, für die FDP gar nicht schlecht läuft. | |
| Ende gut, alles gut für die FDP? | |
| Jedenfalls regieren sie, sie haben Einfluss, und daran wird sich erst mal | |
| nicht viel ändern. Aber ich beobachte auch, dass sie das anders bewerten. | |
| Vielleicht würde es anders, könnten sie sich zu etwas mehr | |
| Sozialliberalismus weiterentwickeln. | |
| 22 Apr 2023 | |
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