# taz.de -- Proteste in Peru: Machu Picchu gesperrt und evakuiert | |
> Wegen der Proteste gegen Präsidentin Boluarte wird die Inka-Ruinenstadt | |
> Machu Picchu geschlossen. In Lima räumt die Polizei eine besetzte | |
> Universität. | |
Bild: Das Weltkulturerbe Machu Picchu muss wegen der Proteste in Peru schließen | |
Lima afp | In Peru wirken sich die [1][anhaltenden Proteste] gegen | |
Präsidentin Dina Boluarte mehr und mehr auf den für das Land wichtigen | |
Tourismus aus. Am Samstag wurden wegen unterbrochener Eisenbahnverbindungen | |
nach Angaben des Tourismusministeriums „418 einheimische und ausländische | |
Touristen“ aus der Gegend der zuvor geschlossenen Inka-Ruinenstadt Machu | |
Picchu evakuiert. Im südperuanischen Ilave starb bei Konfrontationen mit | |
Sicherheitskräften ein weiterer Demonstrant, in der Hauptstadt Lima räumte | |
die Polizei eine von Regierungsgegnern besetzte Universität. | |
Die etwa 400 im Gebiet von Machu Picchu gestrandeten Touristen seien per | |
Zug in die Stadt Cusco gebracht worden, teilte das Tourismusministerium am | |
Samstag im Onlinedienst Twitter mit. Es fügte seiner Mitteilung Fotos von | |
einem Zug und Passagieren hinzu. | |
Die bei Reisenden aus aller Welt beliebte Weltkulturerbestätte Machu Picchu | |
war zuvor am Samstag nach Angaben des peruanischen Kulturministeriums | |
„wegen der sozialen Lage und zum Schutz der Unversehrtheit der Besucher“ | |
geschlossen worden. Mindestens 400 Menschen, darunter 300 Ausländer, waren | |
demnach wegen Schäden am Gleisnetz im Ort Aguas Calientes am Fuße des Bergs | |
mit der Inka-Stätte gestrandet. | |
[2][Im Zuge der Proteste] war der Zugang zu Machu Picchu bereits wiederholt | |
eingeschränkt worden. Schon Mitte Dezember haben hunderte ausländische | |
Touristen rund um Machu Picchu festgesessen. | |
Das Auswärtige Amt in Berlin rät von nicht notwendigen Reisen nach Peru ab. | |
Insbesondere von Reisen in die besonders von den Protesten betroffenen | |
Regionen Cusco, Arequipa, Puno, Puerto Maldonado und Apurímac werde | |
„derzeit dringend abgeraten“, heißt es in den Reise- und | |
Sicherheitshinweisen zu Peru. | |
Der Tourismus ist für die peruanische Wirtschaft von erheblicher Bedeutung: | |
Er macht zwischen 3 und 4 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes aus, | |
Menschen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten sind im Fremdenverkehr | |
tätig. | |
In der nahe dem Titicacasee gelegenen Stadt Ilave starb nach | |
Behördenangaben vom Samstag ein weiterer Demonstrant. In Onlinenetzwerken | |
verbreiteten sich schnell Aufnahmen, die Polizisten auf dem zentralen Platz | |
von Ilave dabei zeigen sollen, wie sie direkt auf eine Menger | |
demonstrierender Indigener schießen. Lokalmedien zufolge setzten die | |
Protestierenden daraufhin ein Polizeirevier in Brand. Zehn Menschen wurden | |
nach Angaben des örtlichen Krankenhauses bei den Auseinandersetzungen | |
verletzt. | |
Im Zentrum der Hauptstadt Lima demonstrierten am Samstagabend hunderte | |
Menschen [3][gegen Präsidentin Boluarte.] Sicherheitskräfte durchbrachen | |
mit einem Panzerfahrzeug das Tor der Universität San Marcos, um dort | |
schlafende Demonstranten zu vertreiben. Zahlreiche Polizisten durchsuchten | |
die Protestierenden und zwangen einige von ihnen, sich auf den Boden zu | |
legen, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. | |
Innenminister Vicente Romero sagte im Fernsehsender Canal N, die Polizei | |
habe eingegriffen, nachdem die Universitätsbehörden durch einen Teil der | |
Hausbesetzer begangene Straftaten festgestellt hätten. Um welche Straftaten | |
es sich dabei handeln soll, sagte er nicht. Insgesamt habe es rund 200 | |
Festnahmen gegeben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. | |
Peru wird seit der Amtsenthebung und Verhaftung des linksgerichteten | |
Präsidenten Pedro Castillo am 7. Dezember von Unruhen erschüttert. Die | |
Demonstranten fordern den Rücktritt seiner Nachfolgerin Boluarte und die | |
Auflösung des Parlaments, um unverzüglich Neuwahlen abzuhalten. Bei der | |
Protestwelle starben fast 50 Menschen. Für fast ein Drittel des Andenlandes | |
wurde mittlerweile der Notstand ausgerufen. | |
Die Europäische Union verurteilte den „unverhältnismäßigen“ Einsatz von | |
Gewalt durch die peruanische Polizei. Sie rief in einer Erklärung die | |
Regierung in Lima auf, einen „inklusiven Dialog unter Beteiligung der | |
Zivilgesellschaft und der betroffenen Bevölkerungsgruppen zu | |
gewährleisten“. | |
22 Jan 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Proteste-in-Peru-halten-an/!5910086 | |
[2] /Gewaltsame-Unruhen-in-Peru/!5908370 | |
[3] /Neuwahlen-in-Peru/!5904167 | |
## TAGS | |
Reiseland Peru | |
Weltkulturerbe | |
Peru | |
Protest | |
Lateinamerika | |
Airbnb | |
Peru | |
Peru | |
Schwerpunkt Korruption | |
Peru | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Overtourism: Problem beginnt vor dem Eimersaufen | |
Overtourism wird auf Tourismusmessen und im EU-Parlament diskutiert. Dabei | |
geht es um mehr als die Begrenzung der Zahl von Urlauber:innen. | |
Proteste in Peru: Die Angst der weißen Städter | |
In Peru sind die anhaltenden Unruhen auch ein Zeichen des Konflikts | |
zwischen indigener Bevölkerung und weißer Elite. Ein Ende scheint fern zu | |
sein. | |
Ausnahmezustand in Peru verhängt: Auf der Straße gegen das Parlament | |
In Peru reißen die Proteste nicht ab. Nicht alle wollen den abgesetzten | |
Pedro Castillo zurück – aber die Schließung des Kongresses und Neuwahlen. | |
Pedro Castillo abgesetzt: Peru braucht einen Reset | |
Castillos Scheitern heißt für Peru eine Fortsetzung der Dauerkrise. | |
Castillo hat seine Sache schlecht gemacht, doch es könnte noch schlimmer | |
kommen. | |
Perus Präsident abgesetzt und verhaftet: Peru bleibt in der Dauerkrise | |
Präsident Pedro Castillo wollte seiner Absetzung durch die Auflösung des | |
Parlamentes zuvorkommen. Das ging schief. Jetzt sitzt er in Haft. |