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# taz.de -- Polizeipräfekt von Paris geht: Skandalpräfekt im Ruhestand
> Didier Lallement verantwortet die berüchtigte Brutalität der Pariser
> Polizei. Jetzt tritt er seinen Ruhestand an. Er hätte schon früher gehen
> müssen.
Bild: Kleiner Flic in zu großer Rolle: Didier Lallement, demnächst Präfekt i…
Paris taz | Der Abgang eines Pariser Polizeipräfekten aus Altersgründen
wäre normalerweise mit keiner Zeile erwähnenswert. Mit Didier Lallement,
der seinen Posten als oberster Ordnungshüter der französischen Hauptstadt
per 20. Juli abgeben wird, ist das aber ganz speziell.
Didier Lallements Rücktritt wurde seit Monaten und Wochen in allen
politischen Tonlagen gefordert. Trotzdem möchten Staatspräsident Emmanuel
Macron und seine Regierung so tun, als wäre dies ein Abgang auf dem Amtsweg
– mit den Lorbeeren einer erfüllten Mission und dem Dank des Staates, dem
er so treu getreu gedient hat.
Für alle, die in den letzten drei Jahren in Paris bei Demonstrationen das
rücksichtslose Vorgehen dieses Staatsdieners in Uniform am eigenen Leib zu
spüren bekamen, ist dieser Wechsel an der Spitze der Ordnungskräfte eine
immense Erleichterung – und über ihre Einzelfälle hinaus ein Gewinn für das
Demonstrationsrecht.
Unter seinem Kommando wurden Dutzende von Demonstrierenden, namentlich bei
den Protesten der „Gelbwesten“, bei brutalen Polizeieinsätzen zum Teil
schwer verletzt. Lallement war explizit ernannt worden, um hart
durchzugreifen und in der Kraftprobe auf der Straße ein abschreckendes
Exempel zu statuieren. Mehrere Demonstrierende haben durch Granaten ein
Auge verloren.
## Polizeigewalt beim Fußballspiel brachte Fass zum Überlaufen
Das Image eines Hardliners kontrastiert mit der Statur dieses Beamten, der
in der Uniform eines Flic und der für ihn zu großen Mütze mit doppeltem
Goldkranz eine ziemlich lächerliche Figur abgab, was er mit einem besonders
martialischen Auftreten zu überspielen versuchte. In Frankreich heißen die
Streifenpolizisten „gardiens de la paix“, Bewahrer des zivilen Friedens;
ihr Chef in Paris dagegen schien eher bemüht, [1][noch Öl ins Feuer zu
gießen].
Was das Maß voll machte, hat jedoch mit politischen und sozialen Konflikten
nichts zu tun, sondern [2][mit dem Fußballspiel Real Madrid gegen FC
Liverpool am 28. Mai], das von einem unglaublichen Chaos und Szenen
stupider Polizeigewalt vor dem Stade de France in Saint-Denis überschattet
wurde. Dass es bei dem rabiaten Polizeieinsatz dort vor Spielbeginn nicht
zu zahlreichen Toten kam, grenzt an ein Wunder.
Verantwortlich für dieses organisatorische Fiasko wird Lallement gemacht.
Damit aber nicht der Eindruck entstehen konnte, dieser langjährige
Vertraute Macrons werde deswegen zur Strafe in die Wüste geschickt, hat das
Innenministerium das ordnungsgemäße Ende seines Mandats im Gegenteil sogar
noch hinausgezögert.
11 Jul 2022
## LINKS
[1] /Polizeigewalt-in-Frankreich/!5737725
[2] /Chaos-in-Frankreich-beim-Fussball-Finale/!5854940
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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