| # taz.de -- Neonazi-Szene in Bewegung: Grölen, marschieren, zuschlagen | |
| > Die rechtsextreme Szene zeigt sich aktiv, vor allem Rechtsrockkonzerte | |
| > boomen. Die Linke fordert vom Bund nun ein Konzept, dem entgegenzuwirken. | |
| Bild: Großevent auf grüner Wiese: Neonazis bei Rechtsrockfestival in Themar 2… | |
| BERLIN taz | Die Mobilisierungen laufen schon. Im Juni wollen sich Neonazis | |
| im sächsischen Ostritz erneut zu einem Rechtsrockfestival treffen, im Juli | |
| soll es im Thüringischen Themar noch größer werden. Jeweils hunderte | |
| Rechtsextreme erwarten die Organisatoren. Für die Bewohner beider Orte wird | |
| es wieder einen Ausnahmezustand bedeuten. | |
| Die rechtsextreme Szene bleibt aktiv – und [1][sie zieht es vor allem zu | |
| Rechtsrockkonzerten]. So gab es allein im ersten Quartal dieses Jahres | |
| bundesweit bereits 85 Szenekonzerte mit gut 5.000 Teilnehmern. Eines der | |
| größten Konzerte, mit 500 Rechtsextremisten, fand dabei im März statt – | |
| [2][ebenfalls in Ostritz]. Die Zahlen lieferte die Bundesregierung auf eine | |
| Linken-Anfrage, die der taz vorliegt. | |
| Und die Neonazis sind auch auf der Straße weiter präsent. 27 Aufmärsche | |
| organisierte die rechtsextreme Szene laut Bundesregierung im ersten | |
| Quartal. Einige Aufzüge hatten nur mehrere dutzend Teilnehmer. Der größte | |
| indes zählte 1.500 Rechtsextremisten: [3][im Februar in Dresden, am | |
| Jahrestag der Bombardierung der Stadt] am Ende des Zweiten Weltkriegs. Für | |
| die Szene war es ein Achtungserfolg, nachdem ihr dortiger Aufmarsch in den | |
| Vorjahren stetig zusammengeschrumpft war. | |
| ## „Dem Treiben endlich konsequent entgegenwirken“ | |
| Die Linken-Innenexpertin Ulla Jelpke forderte deshalb Gegenwehr ein, gerade | |
| in Sachsen. „Von der gegenwärtigen sächsischen Landesregierung und den | |
| Sicherheitsbehörden ist leider nicht zu erwarten, dass sie dem Nazitreiben | |
| entschlossen entgegentreten“, erklärte sie. Umso wichtiger sei | |
| antifaschistischer Gegenprotest. | |
| Auch bei den boomenden Konzerten der Rechtsextremen brauche es „endlich | |
| Konzepte und Maßnahmen, die diesem Treiben konsequent entgegenwirken“, so | |
| Jelpke. Umso mehr, da die Festivals ein „Rekrutierungsreservoire auch für | |
| gewaltbereite und terroristische Strukturen“ seien. | |
| Tatsächlich reißt auch die Gewalt der rechtsextremen Szene in diesem Jahr | |
| nicht ab: So zählte die Polizei im ersten Quartal 172 Straftaten gegen | |
| Geflüchtete, 39 davon waren Gewaltdelikte. Dazu kamen 24 Angriffe auf | |
| Flüchtlingshelfer. Linken-Politikerin Jelpke forderte, die Bundesregierung | |
| müsse „der Hetze von rechts endlich entschieden entgegentreten und sie | |
| nicht durch die Verbreitung von Falschinformationen noch verstärken“. | |
| In der Antwort auf die Linken-Anfragen erklärte die Bundesregierung, sie | |
| verurteilte die Anschläge auf Asylsuchende „aufs Schärfste“. Politik und | |
| Gesellschaft hätten die Verantwortung, „sich gegen ein stilles | |
| Einverständnis oder auch bloß stilles Hinnehmen solcher Anschläge durch | |
| eine Minderheit in unserer Gesellschaft deutlich zu positionieren“. | |
| ## Rechte Gewalt reißt nicht ab | |
| Erst vor einer Woche hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) die | |
| [4][Statistik der politischen Straftaten im vergangenen Jahr] präsentiert. | |
| Demnach verharrten rechtsextreme Straftaten auf hohen Niveau: Insgesamt | |
| 20.431 Delikte zählte die Polizei, im Vorjahr waren es 20.520 Taten. Der | |
| Anteil der Gewalttaten lag bei 1.156 Fällen (Vorjahr: 1.130). In 1.770 | |
| Fällen wurde Geflüchtete angegriffen, ein Jahr zuvor waren es 1.903 Taten. | |
| Seehofer verurteilte die Taten ebenso wie die aus linksradikaler oder | |
| anderer politischer Motivation. Alle diese Delikte seien „durch nichts zu | |
| rechtfertigen“. | |
| 21 May 2019 | |
| ## LINKS | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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