# taz.de -- Nachrichten zur Coronakrise: Scholz für Impfpflicht ab 18 Jahren | |
> Der Kanzler verteidigt, dass die Impfpflicht fraktionsübergreifendend | |
> beschlossen wird. Boris Johnson räumt einen Party-Besuch während des | |
> Lockdowns ein. | |
Bild: Neubiberg bei München, Ein Graffiti ist von Impfbefürwortern verändert… | |
## Scholz für Impfpflicht ü18 | |
Bundeskanzler Olaf Scholz spricht sich dafür aus, dass die allgemeine | |
Impfpflicht für alle über 18-Jährige gelten sollte. Damit spricht er sich | |
gegen Vorschläge aus, die Impfpflicht auf die über 50-Jährigen zu begrenzen | |
oder auch Jugendliche mit einzubeziehen. Zudem müsse die Impfpflicht | |
möglichst unbürokratisch ausgestaltet sein. | |
Scholz verteidigte, dass die Regierung zur allgemeinen Impfpflicht keinen | |
eigenen Gesetzentwurf vorlegen will. Die Frage der Impfpflicht sei von so | |
grundlegender Bedeutung, dass man andere Wege gehen müsse. Der Weg über | |
fraktionsübergreifende Gruppenanträge habe immer zu einer Befriedigung der | |
politischen Diskussion geführt, sagt der SPD-Politiker. (rtr) | |
## Pandemie dämpft Anstieg der Ausbildungsvergütungen | |
Die Corona-Pandemie hat den Anstieg der tariflichen Ausbildungsvergütungen | |
in Deutschland spürbar gedämpft. Im vergangenen Jahr erhöhte sich die | |
Bezahlung der Auszubildenden im bundesweiten Durchschnitt noch um 2,5 | |
Prozent, wie das Bundesinstitut für Berufsausbildung (BIBB) am Mittwoch in | |
Bonn mitteilte. Der Vergütungsanstieg lag damit in etwa auf dem | |
Vorjahresniveau, fiel aber deutlich schwächer aus als in den Jahren vor | |
Beginn der Coronapandemie. | |
Während der Coronapandemie seien Tarifverhandlungen teilweise verschoben | |
worden. Häufig hätten auch die Beschäftigungssicherung und die Abmilderung | |
der Folgen der wirtschaftlichen Einschränkungen stärker im Blickpunkt | |
gestanden als Lohnsteigerungen. Dies habe eine dämpfende Wirkung auf die | |
Höhe der Tarifabschlüsse gehabt, erklärte das Institut den Trend. (dpa) | |
## Johnson gibt Party-Besuch zu | |
Der britische Premierminister Boris Johnson hat den Besuch einer | |
Gartenparty am Regierungssitz in der Downing Street während des | |
Corona-Lockdowns zugegeben. Er entschuldigte sich am Mittwoch vor den | |
Abgeordneten in London „von Herzen“ und sagte, er übernehme die | |
Verantwortung für die „Fehler“, die gemacht wurden. Der Regierungschef gab | |
an, damals von einem Arbeitstreffen gemäß der geltenden Pandemie-Regeln | |
ausgegangen zu sein. Die Labour-Opposition forderte umgehend seinen | |
Rücktritt. | |
Millionen von Briten hätten während des ersten Corona-Lockdowns im Jahr | |
2020 „außergewöhnliche Opfer“ gebracht, sagte der Premier bei seiner | |
Entschuldigung weiter. Die Rücktrittsforderungen der Opposition wies er | |
jedoch zurück. | |
„Seine Verteidigung, er habe nicht gewusst, dass er auf einer Party war, | |
ist so lächerlich, dass es eine Beleidigung für die britische | |
Öffentlichkeit ist“, sagte Keir Starmer, Chef der Labour-Partei, im | |
Parlament. Er warf Johnson vor, „wie gedruckt zu lügen“. | |
Die Enthüllungen über eine Gartenparty im Mai 2020 am Regierungssitz in der | |
Downing Street mit dutzenden Gästen hatte Johnsons Regierung in den | |
vergangenen Tagen heftig unter Druck gesetzt. Damals befand sich das Land | |
im strikten Corona-Lockdown und selbst Treffen von mehr als zwei Menschen | |
im Freien waren verboten. | |
Medienberichten zufolge erhielten mehr als hundert Gäste eine Einladung zu | |
der Gartenparty am 20. Mai 2020, darunter auch der Premierminister und | |
seine heutige Frau Carrie. Rund 40 Regierungsmitarbeiter folgten demnach | |
der Einladung. Die Londoner Polizei hatte am Dienstag erklärt, sie prüfe | |
mögliche Verstöße gegen die Lockdown-Vorschriften am Regierungssitz. | |
Johnsons Regierung war bereits mehrfach wegen mutmaßlicher Verstöße gegen | |
die selbst verordneten Corona-Regeln in der Öffentlichkeit und auch in den | |
eigenen Reihen scharf in die Kritik geraten. (afp) | |
## Neuer Höchstwert bei Neuinfektionen | |
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet binnen 24 Stunden 80.430 | |
Corona-Neuinfektionen und damit [1][einen neuen Höchstwert.] Die | |
bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 407,5 von 387,9 am Vortag. Der | |
Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner*innen sich in den | |
vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. | |
384 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die | |
Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 114.735. (rtr) | |
## BGH: Lockdown kann Einzelhandel Mietminderung bringen | |
Einzelhandelsfilialen können bei einem pandemiebedingten Lockdown Anspruch | |
darauf haben, weniger Miete zahlen zu müssen. Dabei müsse aber im | |
Einzelfall betrachtet werden, welche wirtschaftlichen Auswirkungen die | |
behördlich angeordnete Schließung des Ladenlokals habe, entschied der | |
Bundesgerichtshof (BGH) am Mittwoch in Karlsruhe. Es ging um einen | |
Rechtsstreit zwischen dem Textilhändler Kik und dem Vermieter einer | |
Kik-Filiale in der Nähe von Chemnitz. (Az. XII ZR 8/21) | |
Nachdem das Land Sachsen im März 2020 wegen der Corona-Pandemie die | |
Schließung fast aller Geschäfte angeordnet hatte, zahlte Kik im April keine | |
Miete für das Ladenlokal. Deswegen verklagte der Vermieter, eine | |
Grundstücksverwaltung, das Unternehmen. Das Landgericht Chemnitz | |
verurteilte Kik dazu, die volle Miete für den Monat zu zahlen, das | |
Oberlandesgericht (OLG) Dresden reduzierte die Summe um die Hälfte. | |
Es sah eine Störung der Geschäftsgrundlage, die weder Mieter noch Vermieter | |
hätten vorhersehen können. Die Folgen könnten nicht einer Partei allein | |
zugemutet werden, fand das OLG. Der BGH stimmte dem Urteil insofern zu, als | |
dass eine Anpassung der Miete im Fall eines Lockdowns grundsätzlich möglich | |
ist. Allerdings sah er Rechtsfehler bei den konkreten Überlegungen des OLG, | |
das den Einzelfall nicht genau genug betrachtet habe. | |
Dieses muss darum nun noch einmal über den Fall verhandeln. Dabei muss es | |
prüfen, welche konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen der Lockdown auf die | |
Kik-Filiale hatte und ob diese so gravierend waren, dass der Textilhändler | |
darum weniger Miete zahlen darf. (afp) | |
## SPD legt Zeitplan für Entscheidung zu Impfpflicht vor | |
Kurz vor einem wichtigen Auftritt von Bundeskanzler Olaf Scholz im | |
Bundestag hat die SPD erstmals einen Zeitplan für die [2][Entscheidung über | |
eine allgemeine Impfpflicht] vorgelegt. Ende Januar sollen SPD-Abgeordnete | |
einen konkreten Vorschlag machen, wie Fraktionschef Rolf Mützenich am | |
Dienstag in Berlin ankündigte. Scholz stellt sich an diesem | |
Mittwochnachmittag erstmals als Bundeskanzler einer Regierungsbefragung im | |
Parlament. Es wird erwartet, dass die Corona-Politik von SPD, Grünen und | |
FDP bei der Befragung eine zentrale Rolle spielen wird. | |
Der Sozialdemokrat war bei der von ihm angestrebten Einführung einer | |
generellen Impfpflicht zunehmend unter Druck geraten. Die | |
CDU/CSU-Opposition hatte ihm in der Debatte Führungsschwäche vorgeworfen | |
und einen Zeitplan verlangt. Mützenich sagte nun, unmittelbar nach der | |
ersten „Orientierungsdebatte“ zur Impfpflicht im Parlament, die in zwei | |
Wochen stattfinden soll, würden Abgeordnete der SPD Eckpunkte für einen | |
Gesetzentwurf vorlegen. Diese sollen dann Grundlage für einen Gruppenantrag | |
zusammen mit Parlamentariern anderer Fraktionen sein. | |
Bis zu einer Entscheidung im Bundestag sollte sich das Parlament danach | |
nicht länger als zwei Monate Zeit lassen, meinte Mützenich: „Wir werden das | |
im März abgeschlossen haben, ganz klar.“ Scholz hatte sich im vergangenen | |
Jahr für ein Inkrafttreten einer allgemeinen Impfpflicht Anfang Februar | |
oder Anfang März ausgesprochen. (dpa) | |
## Bundesregierung kauft weitere Biontech-Dosen | |
Das Bundesgesundheitsministerium hat weitere fünf Millionen Dosen des | |
Impfstoffs von Biontech für die angestrebte Beschleunigung der | |
Corona-Impfungen in Deutschland organisiert. Sie sollen ab der Woche vom | |
24. Januar zur Verfügung stehen, wie es am Dienstagabend aus dem | |
Ministerium hieß. Gekauft werden die Dosen aus einem EU-Kontingent | |
Rumäniens, das sie derzeit nicht benötigt. | |
Insgesamt sollen damit in den drei Wochen vom 17. Januar, 24. Januar und | |
31. Januar rund 32 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen, wie es weiter | |
hieß – zwölf Millionen von Biontech und 20 Millionen des Mittels von | |
Moderna. Damit könne in den nächsten drei Wochen auch allen eine | |
Booster-Impfung ermöglicht werden, die es wollten. | |
Die Bundesregierung hatte als Ziel ausgegeben, bis Ende Januar insgesamt | |
weitere 30 Millionen Impfungen zu erreichen. (dpa) | |
## Beschluss zu neuen Quarantäne-Regeln noch diese Woche | |
Für die vorgesehenen neuen Corona-Quarantäneregeln soll noch dieser Woche | |
ein rechtlicher Rahmen besiegelt werden. Künftig sollen unter anderem | |
„Geboosterte“ mit Auffrischungsimpfung von einer Quarantäne als | |
Kontaktperson von Infizierten ausgenommen sein. Mit einer entsprechenden | |
Verordnung soll sich an diesem Mittwoch das Bundeskabinett befassen, wie es | |
am Dienstagabend vom Gesundheitsministerium hieß. Sie soll dann am | |
Donnerstag in den Bundestag kommen und am Freitag abschließend in den | |
Bundesrat. Letztlich umgesetzt werden müssen die Quarantäneregeln von den | |
Bundesländern. | |
Bund und Länder hatten die Neuregelungen in der vergangenen Woche auch mit | |
Blick auf die Verbreitung der neuen Virusvariante Omikron vereinbart. | |
Generell sollen Absonderungszeiten verkürzt werden. Dafür soll auch das | |
Robert Koch-Institut (RKI) am Freitag aktualisierte Empfehlungen | |
veröffentlichen, wie es aus dem Ministerium weiter hieß. | |
Laut einem RKI-Entwurf sollen sich die Quarantäne für Kontaktpersonen von | |
Infizierten und die Isolierung, wenn man selbst erkrankt ist, an einer | |
„Sieben-Tage-Regel“ orientieren: Sie können jeweils nach sieben Tagen | |
enden, wenn man sich mit einem negativen PCR- oder Schnelltest | |
„freitestet“. Ohne Test sollen sie künftig zehn Tage dauern. (dpa) | |
## Fauci: Omikron wird jede:n treffen | |
Die extrem ansteckende Omikron-Variante des Coronavirus wird nach Ansicht | |
des führenden US-Experten Anthony Fauci früher oder später fast alle | |
Menschen treffen. „Mit der außergewöhnlichen und beispiellosen Effektivität | |
der Übertragung wird Omikron letztlich fast Jeden finden“, sagte der | |
Immunologe und Präsidentenberater am Dienstag (Ortszeit). Auch Geimpfte | |
würden infiziert werden, aber die meisten von ihnen würde es nicht so | |
schwer erwischen, sie müssten also nicht in Krankenhaus oder würden nicht | |
sterben, sagte Fauci im Gespräch mit dem Thinktank Zentrum für strategische | |
und internationale Studien (CSIS). | |
Am schlimmsten werde es jene treffen, die immer noch nicht geimpft seien, | |
sagte Fauci. In den USA sind nur 208 Millionen Menschen, also knapp 63 | |
Prozent der Bevölkerung, vollständig geimpft. Nur 76 Millionen Menschen | |
haben bislang eine Auffrischungsimpfung bekommen. | |
Faucis Aussage kam nur Stunden nach einer ähnlichen Warnung der amtierenden | |
Chefin der US-Arzneimittelbehörde FDA, Janet Woodcock. „Es ist schwer zu | |
verarbeiten, was im Moment tatsächlich passiert, nämlich, dass die meisten | |
Menschen Covid bekommen werden“, sagte Woodcock bei einer Anhörung im | |
US-Senat zu Omikron. „Wir müssen sicherstellen, dass die Krankenhäuser noch | |
funktionieren, dass Transport- und andere unerlässliche Dienstleistungen | |
nicht unterbrochen werden, während dies geschieht.“ (dpa) | |
12 Jan 2022 | |
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