# taz.de -- Mitgliederbefragung zum Parteivorsitz: Ab geht die SPD-Post | |
> 8.300 Stimmzettel sind nun auf dem Weg. Der Rest will online über Berlins | |
> künftige SPD-Doppelspitze entscheiden. Abstimmschluss ist am 19. April. | |
Bild: Schon am 20. April könnte klar sein, welches dieser drei Duos künftig d… | |
Berlin taz | Ein gelbes Postauto steht mit Warnblinker vor der SPD-Zentrale | |
in Wedding. Der Fahrer wartet schon im Eingang des Gebäudes, das nach der | |
sozialdemokratischen Ikone Kurt Schumacher benannt ist. Was er mitnehmen | |
soll, steht auch schon bereit: 43 gelbe Postkisten, jeweils etwa so groß | |
wie drei, vier Schuhkartons. Darin: die Unterlagen für die | |
Mitgliederbefragung über den künftigen Landesvorsitz. Warten muss er noch, | |
weil es ja wenigstens ein schönes Pressefoto geben soll, wenn schon drei | |
Duos mit teils heftigen Vorwürfen [1][um die Doppelspitze der Berliner SPD | |
streiten] und eine solche Abstimmung nötig machen. | |
Der Mann, der das alles organisiert und mit einlädt, ist | |
Landesgeschäftsführer Sven Heinemann, zugleich langjähriges Mitglied der | |
SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Nachdem alles verladen und das Postauto | |
abgefahren ist, rattert der für eine Handvoll Journalisten die damit | |
verbundenen Fakten runter: 8.300 der rund 18.000 Mitglieder erhalten ihre | |
Abstimmunterlagen über das gelbe Auto und die Post, 305-mal auch im | |
Ausland, bis nach Argentinien. | |
Der Rest hat sich entschieden, online abzustimmen. Das ist ab Freitag und | |
dann zwei Wochen lang möglich, bis zum 19. April, wenn auch die nun | |
verladenen Stimmzettel wieder zurück sein müssen. Beim [2][Mitgliedervotum | |
im Frühjahr 2023] über den Koalitionsvertrag mit der CDU war ein | |
Onlinevotum noch nicht möglich, anders als bei einer Urabstimmung über den | |
SPD-Bundesvorsitz 2019. | |
Zum Sieg ist die absolute Mehrheit nötig, also 50 Prozent plus eine der | |
abgegebenen Stimmen. Schafft das keines der drei Duos – neben Stimmzettel | |
und Rückumschlag liegt den Wahlunterlagen auch je eine zweiseitige | |
Vorstellung bei –, gibt es einen zweiten Wahlgang. | |
Der würde am 2. Mai starten – für den Landesgeschäftsführer nicht die bes… | |
aller Möglichkeiten. Am 21. April geht nämlich schon ein ganz anderer | |
Wahlkampf los: der zur Europawahl. Da wäre es praktischer, wenn die | |
Vorstandswahl durch wäre, oder? „Absolut“, bestätigt Heinemann. | |
Als die Berliner SPDler letztmals direkt über eine Landespersonalie | |
abstimmen konnten, nämlich [3][2014 über die Wowereit-Nachfolge im Amt des | |
Regierungschefs], war die Sache tatsächlich schon im ersten Wahlgang | |
erledigt. Michael Müller, der dann bis Ende 2021 regierte, holte 59,1 | |
Prozent. Dabei setzte er sich auch gegen einen durch, der nun wieder auf | |
dem Stimmzettel steht: den aktuellen Parteichef Raed Saleh. | |
Damit das auch gilt, was am Ende von Runde eins am 20. April ausgezählt | |
wird, muss sich mindestens ein Viertel der Mitglieder beteiligen. Das | |
scheint gesichert: Beim Koalitionsvotum 2023 stimmten fast zwei Drittel | |
mit. Theoretisch gibt es zwar noch eine Hürde: dass der letztlich | |
zuständige Landesparteitag am 25. Mai nicht das Siegerduo wählt. Rechtlich | |
ist die Abstimmung bloß eine Befragung und nicht bindend für die rund 260 | |
Parteitagsdelegierten. Doch dass die davon abweichen? „Das schließe ich | |
aus“, sagt Heinemann. | |
2 Apr 2024 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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