# taz.de -- Linke Kiezkneipe droht weiter Räumung: Syndikat bleibt. Nicht. Lei… | |
> Unbekannte haben mit einer Fake-Website die Rettung der bedrohten | |
> Kiezkneipe Syndikats verkündet. Stimmt nur leider nicht. | |
Bild: Besser als arisch allemal: Plakat plädiert für Erhaltung der Kiezkneipe… | |
Dem Syndikat droht noch immer die Räumung. Nachdem die Berliner Morgenpost | |
am Dienstagabend mit Verweis auf ein angebliches Statement des | |
Immobilienriesen Pears Global berichtet hatte, dass die von Rauswurf | |
bedrohte Szenekneipe im Schillerkiez bleiben dürfe, stellte sich leider | |
heraus, dass die [1][Website, auf die sich der inzwischen gelöschte Bericht | |
bezog, eine Fälschung] ist. Einerseits schön, dass die Morgenpost noch an | |
das Gute in Vermietern glaubt[2][(e)]. Andererseits erkennt man schon bei | |
einer kritischen Textprüfung, dass das Statement wenig authentisch wirkt. | |
Der Gewerbemietvertrag des linken Kneipenkollektivs Syndikat in | |
Nordneukölln wurde nach einem Verkauf nicht verlängert und lief Anfang des | |
Jahres aus; den Schlüssel hat das Betreiberkollektiv einfach behalten. | |
Derzeit ist das Syndikat zwar weiter geöffnet, aber eine Räumungsklage ist | |
anhängig. Erst [3][Recherchen der Kneipe deckten auf], dass hinter dem | |
Käufer, Eigentümer von über 6.000 Wohnungen, dem Großteil davon in Berlin, | |
eine verwirrendes Briefkastenfirmengeflecht in Luxemburg steckt, deren | |
Verbindungen zum Londoner Unternehmen [4][Pears Global Real Estate] führen. | |
Das Statement liest sich mit viel Wohlwollen ein bisschen wie | |
PR-Greenwashing-Sprech, aber welches verschleierte Immobiliensyndikat würde | |
schon in jovialem Ton schreiben: „Natürlich stünde uns die Möglichkeit | |
offen, die Gewerbeeinheit ‚Syndikat‘ im Sommer 2019 zu räumen und nach den | |
Schutzfristen die Mieter zu entwohnen.“ Da Kompetenz, Professionalität, | |
Engagement und Umsicht Grundwerte des Handelns von „Pears Global Four Real | |
Germany“ (for real, hihi) seien, „werden wir aber davon Abstand nehmen.“ | |
Auf einmal will Pears Global zudem erkannt haben, dass das Syndikat eine | |
„zentrale Rolle für die soziale Struktur im Bereich ‚Schillerkiez‘ spiel… | |
– und das Leiden an der Gentrifizierung könne man so als internationaler | |
Immobilienplayer ebenfalls nachempfinden: „Dieser war in den letzten Jahren | |
von einer Mietsteigerung von 98 Prozent betroffen.“ Auch die Mieter*innen | |
würden mit einer Kündigung bei dem angespannten Wohnungsmarkt schwer | |
getroffen. Jaja. Mmh-hm. | |
Spätestens am Impressum sollte klar werden, dass es sich um Satire handelt | |
und kein offizielles Statement eines ansonsten heimlich tuenden Konzerns. | |
Als Telefonnummer ist mutmaßlich eine kostenpflichtige Sexhotline angegeben | |
(Fact-Checking zu teuer an dieser Stelle, wer selber will: 0900-123456). | |
Und die Adresse passt auch nicht zur Postleitzahl. | |
Auf diesen wohl kaum von Pears Global stammenden Text dagegen ein | |
authentisches Dementi zu bekommen, ist gar nicht so einfach: Infolge der | |
Verschleierungstaktik, die das Unternehmen bei Investitionen und | |
Immobiliengeschäften anwendet, kann man die Firma nur über zwei Ecken | |
erreichen. Verwaltet wird das Haus in der Weisestr. 56 von der DIM | |
Hausverwaltung. Die wiederum haben ihre PR-Arbeit an „Rueckerconsult GmbH“ | |
outgesourct. Um nun zu dementieren, dass der Text von Pears Global stammt, | |
muss der PR-Mann Lutz Ackermann erst mal bei der DIM nachfragen, die | |
wiederum bei ihren offiziell geheimen Besitzer*innen nachfragen muss. | |
Mit dem Ergebnis: kein Ergebnis, beziehungsweise die logikfreie Äußerung: | |
„Die DIM ist mit der Hausverwaltung des Objektes beauftragt und handelt im | |
Auftrag des Eigentümers. Wir können den Sachverhalt daher nicht | |
kommentieren.“ Auf verwirrte Nachfrage heißt es: Kein Kommentar zum | |
Räumungsverfahren, aber die Website sehe schon wie ein Fake aus, wie man | |
auch am gefälschten Impressum erkennen könne. | |
Vielleicht wollten Freund*innen des Syndikats auch einfach nur ein weiteres | |
Mal diese alberne Scharade entlarven. Was natürlich gelungen ist. | |
Direkt erreichbar war vom Syndikat bislang niemand. Kein Wunder: Witze | |
erklärt man ja auch nicht. Das aktivistische Nordneuköllner Blog Nk44 | |
fasste allerdings treffend zusammen: „Danke für ein feines Stück | |
Kommunikationsguerilla.“ | |
13 Mar 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.pears-global.de/responsibility/ | |
[2] https://www.morgenpost.de/bezirke/neukoelln/article216654413/Zukunft-von-Sy… | |
[3] /Archiv-Suche/!5548679&s=syndikat+neuk%C3%B6lln/ | |
[4] https://www.northdata.de/Pears+Global+Real+Estate+Germany+GmbH,+Berlin/Amts… | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
## TAGS | |
Syndikat | |
Schwerpunkt Schillerkiez in Berlin | |
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin | |
Verdrängung | |
Gentrifizierung | |
Syndikat | |
Verdrängung | |
Neukölln | |
Verdrängung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Birnenschnaps im Syndikat: Striptease eines Immobilienriesen | |
Stückweise werden das Immobilien-Geflecht um Pears Global und dessen | |
Steuertricks entblößt. Das Syndikat hat inzwischen eine Räumungsklage. | |
Bedrohte linke Kneipen in Berlin: Sterndemo gegen Verdrängung | |
Am Samstag demonstrieren bedrohte Projekte in Berlin gegen | |
Immobilienspekulation. Die AktivistInnen wünschen sich „ein bisschen | |
Chaos“. | |
Bedrohte Kneipe in Neukölln: Syndikat bleibt schleierhaft | |
Der Bezirk Neukölln weiß kaum etwas über den dubiosen Vermieter des | |
Syndikats. Über 40 Häuser besitzt Pearce Global wohl in Berlin. | |
Kneipenkollektiv droht Rauswurf: Bald vorbei mit Meuterei | |
2019 ist das Jahr der bedrohten linken Räume in Berlin. Nach dem Syndikat | |
und der Potse droht nun dem Kneipenkollektiv Meuterei der Rauswurf. |