# taz.de -- Krieg im Jemen: Unappetitlich und widerlich | |
> Der Krieg im Jemen muss endlich aufhören. Und er kann es. Was es braucht, | |
> ist Druck auf die Hauptverantwortlichen in Riad und Teheran. | |
Bild: Wenige Hilfsgüter erreichen ein Camp für vertriebene Menschen am Stadtr… | |
Ein hungerndes Kind. Dünne Ärmchen, dünne Beinchen. Zarte Rippen unter | |
transparenter Haut. Sauerstoffmaske im Gesicht, Verbände am ganzen Körper. | |
Das war es, was das Foto [1][zum letzten Jemenartikel in der taz] zeigen | |
sollte. „Zu krass“, hieß es von den Redaktionskollegen. Das [2][Bild des | |
jemenitischen Fotografen Hani Mohammed] wurde ausgetauscht. Nun schaut eine | |
gut ernährte Frau traurig in die Kamera. | |
Klar, zu Grunde gehungerte Kinder will man nicht sehen, niemand von uns, | |
schon gar nicht zum Frühstück. Was im Jemen geschieht, ist zutiefst | |
unappetitlich, ja regelrecht abstoßend. Aber es ist Realität, seit Jahren. | |
Am Montag hat die Staatengemeinschaft erneut 1,7 Milliarden US-Dollar an | |
Spenden eingesammelt – damit ein paar weniger Kinder an Hunger sterben, | |
oder an Durchfall, oder an Fieber. Damit vielleicht der Beinstummel eines | |
Kindersoldaten desinfiziert wird, der auf eine Mine getreten ist. Damit ein | |
paar Frauen doch noch einen Kaiserschnitt bekommen. Der kostet im Jemen | |
viermal so viel wie eine natürliche Geburt, viel zu teuer für viele | |
Familien. | |
Immerhin: Ein bisschen weniger pervers war die diesjährige | |
UN-Geberkonferenz im Vergleich zum vergangenen Jahr. Diesmal waren die | |
Schweiz und Schweden Gastgeber. [3][2020 war es Saudi-Arabien], also das | |
Land, das den Jemen seit 2015 zugrunde gebombt hat – mit viel zu wenig | |
Rücksicht auf „zivile“ Kollateralschäden, die zum Beispiel passieren, wenn | |
man Kampfjets auf Hochzeitsfeiern, Schulen oder belebte Marktplätze | |
ansetzt. | |
Dass Saudi-Arabien nicht nur zerstört, sondern auch hilft, ist wichtig. Die | |
diesjährigen 430 Millionen Dollar aus Riad sind unverzichtbar für die | |
Hilfsorganisationen im Jemen. Und um fair zu sein: Saudi-Arabien ist nicht | |
nur Täter, sondern auch Opfer. Jemens Huthis, die vom Iran unterstützt | |
werden, schicken regelmäßig Raketen über die Grenze, auf Flughäfen, auf | |
Ölanlagen. Letztens flog eine bis nach Jeddah. Dagegen dürfen sich die | |
Saudis wehren. Nichts aber rechtfertigt den Krieg gegen Jemens | |
Zivilbevölkerung. | |
## Frieden an den Irandeal koppeln | |
Für Hunger und Leid im Jemen tragen zwei externe Akteure die | |
Hauptverantwortung: Saudi-Arabien und der Iran. Wie in jedem Krieg spielen | |
auch interne Konfliktdynamiken eine Rolle, aber wenn Riad und Teheran | |
wirklich wollten, ließe sich die Katastrophe im Jemen beenden. | |
„Dieser Krieg muss aufhören“, hat Joe Biden gesagt. Ja, das muss er. Und | |
das kann er. Was es dafür braucht, ist Druck auf Saudis und Iraner | |
gleichermaßen. Ein gangbarer Weg wäre, den [4][Streit um die Wiederbelebung | |
des Atomabkommens mit dem Iran] an Fortschritte in den Friedensbemühungen | |
im Jemen zu koppeln: kein neuer Atomdeal ohne konstruktive Zusammenarbeit | |
Teherans im Jemen. | |
Die Gegner des Atomdeals haben gefordert, dass der Iran seine Terrorpolitik | |
in der Region einstellt, Stichwort Hisbollah im Libanon und iranische | |
Milizen in Syrien. Das wäre schön, ist aber unrealistisch. Die Huthis im | |
Jemen dagegen sind für den Iran weniger bedeutsam. Hier ließe sich etwas | |
erreichen. Es wäre ein Kompromiss, aber einer, der im Jemen zehntausende | |
Leben retten würde. | |
2 Mar 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Hunger-und-Krieg-in-Jemen/!5754439 | |
[2] http://www.hanimohammed.com/content/ | |
[3] /Geberkonferenz-fuer-Jemen/!5686273 | |
[4] /Atomabkommen-mit-Iran/!t5753280 | |
## AUTOREN | |
Jannis Hagmann | |
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