# taz.de -- Krieg im Jemen: Hoffnung auf einen Deal | |
> 250.000 Jemenit*innen sind durch den Krieg oder dessen Folgen | |
> gestorben. Der Konflikt spitzt sich zu, doch es gibt Aussichten auf eine | |
> Lösung. | |
Bild: Huthi-Soldaten in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa Mitte Februar | |
Berlin taz | „Neue Runde von Luftschlägen in Sanaa. Der morgendliche | |
Gebetsruf mischt sich mit Bombengeräuschen“, twitterte der jemenitische | |
Analyst Ammar Aulaqi am frühen Morgen des 26. März 2015. Genau sechs Jahre | |
später halten diese Geräusche im Jemen an. Was im März 2015 als begrenzte | |
Militärkampagne vom Nachbarland Saudi-Arabien und seinen Verbündeten | |
begann, hat sich zu einem Dauerkrieg mit [1][katastrophalen Folgen für die | |
Zivilbevölkerung] ausgewachsen. | |
Das Ziel der saudisch geführten Militärkoalition, die von den USA und | |
Großbritannien maßgeblich unterstützt worden ist, wurde indes nicht | |
erreicht: Die Huthi-Rebellen sind nicht entmachtet, sondern kontrollieren | |
weiterhin einen Großteil des Landes, darunter die Hauptstadt Sanaa. Die | |
international anerkannte, aber schwache Regierung arbeitet teils aus der | |
Küstenstadt Aden, teils aus dem saudischen Exil. | |
Aktuell spitzt sich der Konflikt, in dem eine Viertelmillion Menschen durch | |
Kriegshandlungen oder deren Folgen gestorben sind, einerseits zu, | |
andererseits wachsen die Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung. Von | |
mehreren Fronten gleichzeitig versuchen die Huthis seit Januar, die Region | |
Marib östlich von Sanaa einzunehmen. [2][Beobachter*innen warnen vor | |
Hunderttausenden Binnenvertriebenen], da Marib Zufluchtsort für rund eine | |
Million geflüchtete Jemenit*innen ist. | |
Zugleich ist mit dem Amtsantritt von US-Präsident Biden Bewegung in die | |
Bemühungen gekommen, den Konflikt zu beenden. Als einen der ersten | |
konkreten Schritte hatte Biden angekündigt, „relevante“ Waffenverkäufe an | |
Riad zu beenden. Saudi-Arabien seinerseits scheint zunehmend bereit, sich | |
mit einem Machtarrangement im Jemen abzufinden, in dem die vom Iran | |
unterstützten Huthis eine Rolle spielen. Für den andauernden Krieg hat Riad | |
nicht nur die Rückendeckung der USA verloren; auch unter den arabischen | |
Verbündeten bröckelt die Unterstützung. | |
## Huthis lehnen saudischen Vorstoß ab | |
Am Montag startete Saudi-Arabien einen Anlauf für einen Waffenstillstand in | |
Jemen. Riad kündigte einen Plan für ein Ende der Kämpfe an, der mehrere | |
Zugeständnisse an die Huthis enthält: die Wiedereröffnung des Flughafens in | |
Sanaa sowie einen regelmäßigen Fluss von Treibstoff und anderen Waren ins | |
Landesinnere über den zentralen Rotmeerhafen von Hudaida. Die | |
Militärkoalition, an der sich auch Staaten wie die Vereinigten Arabischen | |
Emirate und Ägypten beteiligen, hat seit Jahren eine See- und Luftblockade | |
verhängt. | |
Nun sollen Steuern, Zölle und andere Gebühren, die bei der Öleinfuhr am | |
Hafen von Hudaida anfallen, an die Zentralbank fließen, die das Geld dann | |
an die Huthis und an die Regierung weiterleitet mit dem Ziel, dass diese | |
Lehrer*innen und andere Angestellte wieder bezahlen können. Am Mittwoch | |
genehmigte die Koalition vier Treibstoffschiffen, im Hafen von Hudaida | |
anzulegen. | |
Zudem will Riad Verhandlungen zwischen Vertretern der Huthis und der | |
jemenitischen Regierung unterstützen. „Wir wollen, dass die Waffen völlig | |
schweigen“, sagte der saudische Außenminister Prinz Faisal bin Farhan. Die | |
Initiative könne starten, sobald die Huthis ihr zustimmten. | |
Die Huthis allerdings, die sich derzeit in einer Machtposition befinden, | |
erklärten, es gebe in dem Vorschlag keine neuen Aspekte. Die Öffnung von | |
Flughäfen und Häfen dürfe nicht als Druckmittel missbraucht werden. Von den | |
Saudis müsse mehr kommen, damit eine Waffenruhe wirklich in Kraft treten | |
könne. | |
Die jahrelangen Kämpfe im Jemen haben die Zivilbevölkerung vor allem | |
innerhalb des Landes in die Flucht getrieben. Nach UN-Angaben haben nur | |
knapp 28.000 Menschen im Ausland Schutz gesucht; vier Millionen wurden | |
dagegen innerhalb des Landes vertrieben. Zweidrittel der Vertriebenen sind | |
Frauen und Kinder. | |
26 Mar 2021 | |
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## AUTOREN | |
Jannis Hagmann | |
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