# taz.de -- Kommunalwahlen in Israel: Palästinensischer Kandidat verliert | |
> Der einzige palästinensische Kandidat hat die Wahl in Ostjerusalem | |
> verloren. Er scheiterte an dem Boykott seiner Landsleute. | |
Bild: Bei der Wahl in Ostjerusalem gab es eine geringere Wahlbeteiligung als er… | |
Jerusalem taz | Ramadan Dabasch wird nicht ins Jerusalemer Rathaus | |
einziehen. Der [1][einzige palästinensische Kandidat bei Israels | |
Kommunalwahlen] scheiterte am Boykott seiner Landsleute. Die Palästinenser | |
in Ostjerusalem gaben dem Druck des Muftis nach. Scheich Mohammed Hussein | |
hatte eine Fatwa, eine religiöse Order, ausgerufen, um die Wahlen zu | |
boykottieren. | |
In einigen Bezirken lag die Wahlbeteiligung zwar bei fünf bis sechs | |
Prozent, was im Vergleich zu den Wahlen 2013, als nur knapp zwei Prozent | |
der Bürger Ostjerusalems ihre Stimme abgaben, eine Steigerung ist. Für | |
Dabasch reichte es dennoch nicht. | |
Auch die Palästinensische Autonomiebehörde verschärfte in den letzten Tagen | |
den Druck. „Das Rathaus ist der Arm der Besatzung in Jerusalem“, hieß es in | |
einem über Facebook verbreiteten Appell und: „Nein zur Judaisierung | |
Jerusalems.“ Den Erfolg ihrer Kampagne kommentierte die Führung in Ramallah | |
lobend. | |
„Die Brüder unseres Volkes haben den Plan der Besatzung unterlaufen, sie an | |
den Wahlen teilnehmen zu lassen“, erklärte Jussuf Mahmud, ein Sprecher der | |
Regierung von Präsident Mahmud Abbas, als am Mittwochabend die Ergebnisse | |
bekannt wurden. Die Palästinenser in Jerusalem stünden in „vorderster Front | |
zur Verteidigung der arabischen und islamischen Volksehre“. | |
## Fern von der großen Politik | |
Für Ramadan Dabasch ist das Ergebnis bitter. Der 56-jährige Palästinenser | |
kommentierte die Wahlen zunächst nicht. Umfragen ließen eine deutlich | |
höhere Teilnahme in Ostjerusalem erwarten. Einer Studie der Hebräischen | |
Universität zufolge seien sogar 58 Prozent der Palästinenser der Meinung, | |
dass sie ihre Lebensumstände verbessern könnten, wenn sie eigene | |
Repräsentanten im Rathaus hätten. | |
Nichts anderes wollte Dabasch. Von der großen Politik, von Besatzung, zwei | |
Staaten oder Israels Siedlungspolitik hielt er sich fern. Ihm ging es um | |
mehr Schulklassen und eine bessere Infrastruktur im vernachlässigten Osten | |
der Stadt. | |
Für seine politischen Ziele nahm er Beleidigungen und sogar heftige | |
Bedrohungen gegen sich selbst und seine Familie in Kauf. „Sie nannten ihn | |
einen Verräter und Kollaborateur“, berichtet sein Sprecher auf telefonische | |
Anfrage am Donnerstag. Mit gutem Grund war Asis Abu Sarah, der zweite | |
Palästinenser, der kurzfristig kandidierte, frühzeitig aus dem Wahlkampf | |
ausgestiegen. | |
Per Telefon und über die sozialen Netzwerke bedrohten ihn palästinensische | |
Gegner jeglicher Kooperation mit Israel. Eine „Normalisierung“ der | |
Beziehungen mit der Besatzungsmacht dürfe es nicht geben, solange der | |
politische Prozess auf Eis liegt. | |
Die Tageszeitung Al-Ayyam veröffentlichte am Donnerstag ein Foto des | |
menschenleeren Wahllokals im Ostjerusalemer Bezirk Schoafat. Außerdem | |
berichtete das Blatt ausführlich über [2][die Drusen auf den Golanhöhen], | |
wo die Kommunalwahlen von heftigen Protesten begleitet wurden. Auch die | |
Drusen, die sich nach 51 Jahren Besatzung unverändert als Syrer empfinden, | |
boykottierten die Teilnahme. Wer entgegen der allgemeinen Stimmung den Weg | |
zum Wahllokal wagte, musste Polizeischutz in Anspruch nehmen. | |
1 Nov 2018 | |
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## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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