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# taz.de -- Kommentar Dieselskandal: Die Autoindustrie ist nicht lernfähig
> Die Wirtschaft wiederholt immer dieselben Fehler, von den Kohlebaronen
> bis zu den Banken. Sie schließen von der Vergangenheit auf die Zukunft.
Bild: Die Autoindustrie klammert sich an das Auslaufmodell Diesel statt darübe…
Der Dieselskandal nimmt kein Ende: Erst wurde bei Daimler weitere
Betrugssoftware gefunden, die den Ausstoß von Stickoxiden verschleierte.
Dann wurde der ehemalige VW-Chef [1][Martin Winterkorn in Braunschweig
angeklagt]. Beide Fälle berühren die Vergangenheit, doch würde es niemanden
wundern, wenn in den Werkshallen immer noch getrickst würde. Es gibt keinen
Grund zu vermuten, dass die deutsche Autoindustrie auf dem neuesten Stand
der Technik wäre.
So schnell kann es gehen. Eben noch war die Autoindustrie der unbestrittene
Leitsektor, jetzt muss sie um ihre Zukunft fürchten. Dieser Umschwung ist
abrupt, aber keineswegs einzigartig. Ähnlich eindrucksvolle Fälle der
Hybris gab es schon in der Vergangenheit.
Geradezu unfassbar war das Schicksal der deutschen Kohle: Noch 1957 waren
die Bergwerke so ausgelastet, dass die Ruhrbarone frohgemut die Preise
drastisch erhöhten. Nur ein Jahr später brach ihr Markt zusammen. Die
privaten Haushalte setzten auf Heizöl, und die Chemieindustrie ging zur
Petrochemie über. Die Zechen wurden nie wieder rentabel, und es flossen
[2][Milliarden an Steuergeldern in das Ruhrgebiet].
Eine ähnliche Fehleinschätzung war im Jahr 1972 zu beobachten. Damals waren
alle Experten – von der Bundesbank bis zur Bundesregierung – überzeugt,
dass die Wirtschaft auf Dauer jährlich um 5 Prozent zulegen würde. Doch
[3][1973 brach die Ölkrise aus], und das hohe Wachstum war für immer
vorüber.
Die Autoindustrie wiederholt die Fehler von 1957 und 1972; auch sie
schließt von der Vergangenheit auf die Zukunft. Das Motto lautet: bisher
Diesel, immer Diesel. Zur Not wurde eben durch Betrug nachgeholfen.
Die eigentliche Frage wurde damit weiterhin vermieden und verdrängt: Womit
wollen die Autokonzerne künftig Geld verdienen? Bis heute gibt es darauf
keine Antwort. Wenn die Autokonzerne nicht schnell umsteuern, dürften sie
den Weg der Ruhrkohle gehen: Plötzlich ist man nur noch ein Fossil der
Vergangenheit. Kassiert aber viele Steuermilliarden.
16 Apr 2019
## LINKS
[1] /Abgas-Skandal-bei-Volkswagen/!5588489
[2] /Ende-des-Steinkohlebergbaus/!5557420
[3] /Peak-Oil-und-Oelkrise/!5027435
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
## TAGS
Martin Winterkorn
Volkswagen
Dieselskandal
Autoindustrie
Diesel
Dieselskandal
VW-Abgas-Skandal
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