Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kaffeepreise und Kaffeemänner: Denen sind die Kleinbauern Latte (m…
> Rohkaffee ist so teuer wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Klimakrise,
> Finance Bros oder peinliche Kaffeemänner – wer ist schuld daran?
Bild: „Die braune Brühe – das Heiligtum des Kaffeemanns“
Espresso fließt durch ihre Adern. Im Sommer auch mal ein Cold Brew. Die
Siebträgermaschine säubern sie häufiger als den Küchenboden. Die braune
Brühe – das Heiligtum des Kaffeemanns. In abertausenden Videos auf Social
Media inszenieren sie ihren Kaffeegenuss. Neuester Trend: auch mal die
Freunde einladen und einen Tag Starbucks spielen. Mit selbst designter
Karte, Gebäck und Öffnungszeiten.
Doch eine dunkle Wolke zieht auf am Himmel der kleinen Kaffeemänner:
Produzent*innen und Käufer*innen warnen, die Bohne wird teurer. Die
Preise für Rohkaffee sind von 2023 auf 2024 [1][um 70 Prozent gestiegen].
Kaffee ist so teuer wie seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr.
Aber wen [2][trifft die Schuld]? Die Kaffeemänner und ihren unlöschbaren
Durst? Oder ihre Brüder im Geiste, die Finance Bros, die munter
Patagonia-Weste tragend die Kaffeepreise mit Spekulationen in die Höhe
treiben? Jein.
Einer der Gründe für den teuren Kaffee ist die Klimakrise. Die extremen
Wetterereignisse beeinflussten jüngst die Ernte. Brasilien und Vietnam,
Nummer eins und zwei unter den Produzenten, kämpfen seit Jahren gegen
Dürre, Überschwemmungen oder starke Regenfälle, die die Ernte mindern.
Zusätzlich zur Klimakrise [3][spielen auch unsere Trademäuse eine Rolle].
Der Handel mit Rohstoffen an der Börse, also auch mit Kaffee, ist der heiße
Scheiß. Kryptospielereien mal ausgenommen.
Daher hier ein kleiner Exkurs in die Welt des Kaffeehandels: Kaffee stammt
aus der Produktion vieler Kleinbauern und ist eine standardisierte
Handelsware. In der Realität unterscheiden sich die Bohnen zwar nach ihrer
Herkunft oder den Witterungsumständen während der Ernte, aber um den Handel
an der Börse einfacher zu gestalten, geht man davon aus, dass es sich um
ein austauschbares Gut handelt. Ähnliches gilt bei den kleinen
Kaffeemännern. Kennste einen, [4][kennste alle].
## Kaffee kaufen – oder nur damit handeln?
Nun gibt es vereinfacht zwei Motive, ins Börsengame einzusteigen: Starbucks
will am Ende die Bohne tatsächlich im Keller haben, Trade-Republic-Erik nur
Geld damit verdienen.
Wer Kaffee kaufen will, kann also ganz klassisch einen Preis je nach
Angebot und Nachfrage beim Lieferanten aushandeln, und der holt die Bohne
beim Bauern ab. Easy-peasy. Das ist der Cashmarkt, bei dem es um das
tatsächliche physische Gut geht.
Dann gibt es aber noch den Futuresmarkt. Starbucks kann, um nicht abhängig
zu sein von dem sich immer verändernden Preis, auch Verträge abschließen,
die erst in der Zukunft liegen. Die Bohne kommt dann Monate später zu einem
Preis C an. Das gibt einerseits Planungssicherheit. Und es gibt auch die
Möglichkeit, anstatt den Sack Kaffee vor die Tür geliefert zu bekommen, den
Vertrag einfach wieder zu verkaufen oder in einen weiteren umzuschreiben.
Es ist also nur ein Versprechen.
Der Preis C des Versprechens hängt aber nicht unbedingt von der Qualität
der Pflanze und den Kosten für Produktion oder Lieferung ab. Er wird
vielmehr an Terminbörsen für die Kaffeesorten festgelegt. Und die Börsen
werden wiederum von Händlern beeinflusst, die nicht Kaffee kaufen wollen,
sondern Rohstoffhandel betreiben, um aus Geld noch mehr Geld zu machen.
Das ist einer von vielen Mechanismen, die unseren kleinen Kaffee teurer
machen. Ein Appell an alle (und besonders die Kaffeemänner): Mit Essen
spielt man nicht.
10 Mar 2025
## LINKS
[1] https://www.swr.de/verbraucher/ard-marktcheck/kaffee-als-luxusgut-steigende…
[2] /Von-Rocklaengen-zu-Recession-Brunette/!6065027
[3] /Boersen-Trends/!6058387
[4] /Trendanalyse-der-Dubai-Schokolade/!6054092
## AUTOREN
Anastasia Zejneli
## TAGS
Kolumne Economy, bitch
Kaffee
Börse
Schwerpunkt Klimawandel
Börse
wochentaz
Kaffee
Kolumne Economy, bitch
Kolumne Economy, bitch
Kolumne Economy, bitch
Kolumne Economy, bitch
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kaffee, Orangensaft, Olivenöl: Klima lässt die Preise steigen
Dürre, Starkregen, Hurrikans – die Folgen des Klimawandels vernichten
Ernten weltweit. Die Qualität leidet, und die Preise für Verbraucher
steigen.
Wegen Klima und Abwanderung: Kaffee ist teurer
Bohnenkaffee war im April 12 Prozent teurer als vor einem Jahr.
Ernteausfälle wegen Wetterextremen und der Arbeitskräftemangel treiben die
Preise.
Donald Trump und Zentralbank-Chef Powell: Wenn der Präsident ihm das Mikro ent…
US-Präsident Trump schießt gegen den Vorsitzenden der Fed. Das erinnert,
natürlich, an einen anderen legendären Beef: Kanye West vs. Taylor Swift.
Von Rocklängen zu „Recession Brunette“: Was uns Mode über die Wirtschafts…
Fashion kann uns zeigen, wie die Stimmung in der Bevölkerung ist. Und was
Menschen sich leisten können und was eben nicht.
Börsen-Trends: Trump-Fans hoffen auf Anti-Woke-ETF
Weil das Gewissen wichtiger wird, boomen Investitionen in ethische ETFs.
Einige US-Anleger wollen hingegen „woke“ Unternehmen explizit ausschließen.
Trendanalyse der Dubai-Schokolade: Dubai sein ist alles
Sind 20 Euro für Dubai-Schokolade zu teuer? Aus der Wirtschaftswissenschaft
wissen wir: Beim Preisempfinden kommt es auf Erwartungen und Gefühle an.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.