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# taz.de -- Junge Kurator*innen über Kunst: „Absolut nicht hoffnungsvoll“
> Die Bremer Kunsthalle wird 200 und überlässt es einem Kollektiv junger
> Menschen, die Ausstellung "Generation*. Jugend trotz(t) Krise" zu
> kuratieren.
Bild: Emily Kunusch (dritte von links) und Marleen Dalinghaus (sechste von link…
taz: Eure Gruppe von Kuratierenden heißt „New Perceptions“, also etwa „n…
Wahrnehmungen“. Was macht eure erste Ausstellung anders?
Marleen Dalinghaus: Der Zugang. Wir haben andere Kunst ausgesucht, als es
die Kunsthalle tun würde. Die Auswahl fand zu einem großen Teil über
soziale Medien statt.
Max Hauschild: Wir machen eine Ausstellung über uns selbst. Ein Abbild von
uns für uns.
Die New-Perceptions-Mitglieder sind 16 bis 25 Jahre alt. Was bereitet euch
Sorgen?
Hauschild: Am präsentesten ist für mich die Pandemie: Viel vom Jungsein,
Berührungspunkte und Räume, die ich sonst mit Freunden teilen konnte, waren
plötzlich nicht mehr da. Natürlich auch die Klimakrise und die Ignoranz
anderer Generationen ihr gegenüber.
Dalinghaus: Seit Corona und der Isolation beschäftigt mich der Umgang mit
sozialen Medien – ich habe das Gefühl, dass wir in [1][zwei Realitäten
leben]. Dem [2][Krieg in der Ukraine], den Eindrücken, die man da
geschildert bekommen hat, konnte man in keiner entfliehen.
Emily Kunusch: Das Gleiche bei der Klimakrise – schlechte Nachrichten
kriegt man täglich aufs Handy gespielt.
Wozu braucht es da ein Jugendkuratorium?
Dalinghaus: Es ist wichtig, jungen Menschen eine Plattform zu geben. Ich
bin noch nicht volljährig und könnte mich an bestimmten Dingen politisch
nicht beteiligen. Die Möglichkeit, eine Ausstellung zu kuratieren, wo man
Statements setzen kann, ist eine Chance.
Hauschild: Das durchschnittliche Publikum eines Kunstmuseums ist gebildet,
gutbetucht – und weit über 60. Es ist gut, das aufzubrechen und möglichst
viele andere Menschen abzuholen.
Kunusch: Man muss zeigen, dass Museen nicht langweilig sind, sondern Themen
haben, die Jugendliche interessieren.
Welche Rolle spielt dabei die Diversität der berücksichtigten
Künstler:innen?
Hauschild: Wenn man schaut, wie viele cis-männliche Künstler im Vergleich
zu weiblich gelesenen ausgestellt werden, ist das bezeichnend. Deswegen
geht es uns auch darum, Gruppen Raum zu geben, die über Jahrhunderte hinweg
nicht gesehen und ignoriert wurden.
Ihr stellt aber durchaus auch Arbeiten aus dem 19. und 20. Jahrhundert aus.
Hauschild: Trotz des Alters mancher Werke haben wir uns in ihnen
widergespiegelt gesehen. Egal welche Generation gerade die junge war, es
gab immer etwas Verbindendes. Das können auch Krisen sein – sie sind etwas,
das junge Menschen prägt und zusammenschweißt, weil sie wiederkehrende
Erfahrungen sind.
Dalinghaus: Über die Klimakrise wusste man schon vor Jahrzehnten Bescheid.
Auch Themen wie Geschlechtsidentität sind nichts Neues. Da gab es damals
schon Werke, die das behandelt haben und die sich, wenn man sie mit
heutigen Werken gegenüberstellt, im Dialog super ergänzen.
Statt Hoffnungslosigkeit will New Perceptions Verantwortung propagieren –
für eine nachhaltige und gerechtere Welt. Wie optimistisch blickt ihr
selbst in die Zukunft?
Hauschild: Ich bin leider absolut nicht hoffnungsvoll. Es ist eine
Frechheit, wie mit der Zukunft und dem Planeten umgegangen wird. Um da noch
was reißen zu können, müsste es eine grundlegende systematische Veränderung
geben. Es gibt keine gute Zukunft im Kapitalismus.
Kunusch: Ich glaube, wir sind doomed. Ich habe oft nicht so viel Hoffnung.
Dalinghaus: Eine Person unserer Gruppe engagiert sich im Klimaaktivismus
und sagt, es kann richtig belastend sein, immer darüber nachzudenken. Das
ist auch etwas, womit wir als Jugendliche oft zu kämpfen haben.
16 May 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Marco Fründt
## TAGS
Kunsthalle Bremen
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Klima-Volksentscheid
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