# taz.de -- Integrationspläne in der Kritik: Willkommenskultur à la Union | |
> Die Opposition und die SPD kritisieren die Pläne zur Integrationspflicht | |
> von Migranten heftig. Die Vorschläge würden Vorurteile gegen Flüchtlinge | |
> schüren. | |
Bild: Nisren (li) und Abir Kroma (Mitte) aus Syrien bei einer Adventsfeier in S… | |
Berlin dpa | Die Forderung der Union nach einer Integrationspflicht für | |
Migranten stößt über die Opposition hinaus auch beim Koalitionspartner SPD | |
auf Kritik. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz | |
(SPD), sieht in den Plänen von CDU und CSU den Versuch, Vorurteile gegen | |
Flüchtlinge zu schüren. „Natürlich muss sich jeder bei uns an Regeln und | |
Gesetze halten. Wer aber solche Bekenntnisforderungen aufstellt, der muss | |
auch sagen, wie er sie umzusetzen gedenkt“, sagte Özoguz dem | |
Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl | |
sieht in dem Vorstoß der Unionsparteien ein populistisches Manöver. | |
Länger bleibende Migranten sollen nach dem Willen der CSU zu Deutschkursen | |
und einem Grundwerte-Bekenntnis verpflichtet werden – sonst drohen notfalls | |
Leistungskürzungen. Es müsse die Integrationsbereitschaft eingefordert | |
werden, heißt es in einem Papier für die Klausur der CSU-Landesgruppe im | |
Bundestag Anfang Januar. Die CDU von Kanzlerin Angela Merkel hat sich | |
ebenfalls schon für die Einführung verbindlicher Integrationsvereinbarungen | |
stark gemacht. | |
Özoguz wirft CSU und CDU vor, die Abneigung gegen Flüchtlinge zu fördern. | |
„Mir scheint, die Unionsparteien beschränken sich weiterhin darauf, | |
Nebelkerzen zu werfen, um Ressentiments zu bedienen.“ Ihr sei nicht klar, | |
wie die Forderung der Union nach einer Integrationspflicht durchzusetzen | |
wäre. „Wollen die Unionsparteien zur Überprüfung von Einstellungen eine | |
Gesinnungspolizei einsetzen?“, fragte Özoguz. | |
Pro Asyl wirft der CSU vor, sie erwecke mit dem am Montag bekanntgewordenen | |
Vorstoß den Eindruck, die Menschen seien nicht integrationswillig. „Das | |
Gegenteil ist der Fall: Sie wollen neu anfangen, sie dürfen es aber oft | |
nicht“, sagte der Geschäftsführer Günter Burkhardt dem Sender NDR Info. | |
Nach Burkhardts Worten ist das Bundesinnenministerium die | |
Integrationsbremse. „Der Schlüssel ist nämlich, dass die Menschen zügig | |
einen Aufenthaltsstatus bekommen müssen, aber genau das wird ja auch von | |
CDU und CSU verhindert.“ | |
Auch die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hatte der CSU | |
Populismus vorgeworfen. „Natürlich müssen Menschen, die in Deutschland | |
leben wollen, sich an unsere Werte von Toleranz, Freiheit und Demokratie | |
halten“, sagte sie dem „Tagesspiegel“. „Die Köpfe und Herzen der Geflo… | |
erreichen wir aber nicht mit einer Unterschrift auf einem Stück Papier und | |
noch weniger mit Sanktionen.“ Der Linke-Fraktionsvize Jan Korte forderte | |
die CSU auf, sie solle lieber Flüchtlingen bei der Integration helfen, | |
statt weiter das Klima zu vergiften. | |
29 Dec 2015 | |
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