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# taz.de -- Hersteller von Corona-Labortests: „Wir haben wahnsinnig viel zu t…
> Als eines der ersten verkaufte ein Berliner Unternehmen Tests für das
> neue Coronavirus. Geschäftsführer Olfert Landt und sein Team liefern
> weltweit.
Bild: Eines der Test Kits für das neue Corona-Virus
taz: Herr Landt, es war gar nicht leicht, ein Interview mit Ihnen zu
bekommen.
Olfert Landt: Wir haben im Moment wahnsinnig viel zu tun. Wir waren eine
der ersten Firmen, die den Test für Sars-CoV-2 angeboten haben.
Wie kommt das?
Wir machen seit Jahrzehnten ganz viele Standard-Diagnostikprodukte, für
Influenza, für Norovirus und Ähnliches. Jeder neue Virus ist für uns eine
wissenschaftliche Herausforderung. Und da haben wir den Ehrgeiz, so schnell
wie möglich mit einem Test am Markt zu sein.
Wie schnell waren Sie denn in diesem Fall?
Erste Kenntnis von den Problemen auf dem chinesischen Fischmarkt hatte ich
in der ersten Januarwoche. Dann hat es ein paar Tage gedauert, bis die
Gensequenz des Virus in einer speziellen Datenbank offengelegt wurde. Und
dann haben wir drei Tage gebraucht, um auf Basis der Sequenzvorschläge der
Charité ein Test-Kit zu entwickeln.
Das heißt, das Virus selbst brauchten Sie gar nicht?
Nein, das wird anhand der Gensequenz simuliert. Wir haben zusammen mit dem
Biotechnologieunternehmen GenExpress synthetische Gene hergestellt.
Wie sieht so ein Test-Kit aus, was verkaufen Sie den Kunden?
Zu jedem Labortest gehören Komponenten, die bei allen Tests gleich sind,
und spezifische, also den jeweiligen Virus betreffende Komponenten. Und
diese spezifischen Komponenten liefern wir in einem Kit. Das besteht aus
zwei Röhrchen: Eines mit dem Nachweisreagenz und eines zur
Positivkontrolle.
Wie viele Tests lassen sich mit so einem Kit machen?
96.
Und wie funktioniert das Ganze dann im Labor?
Zu jedem Virustest gehören drei Tests: einmal der eigentliche Nachweistest,
bei dem der Abstrich des Patienten getestet wird. Dazu kommen die
Negativkontrolle – da kann man im Prinzip Wasser nehmen – und die
Positivkontrolle mit dem simulierten Virus. Nur so kann ich sicher sein,
dass der Test überhaupt funktioniert hat.
Wer sind denn Ihre Kunden?
Es gibt nur rund ein Dutzend Anbieter des Tests. Deshalb bestellen bei uns
Virologielabore aus aller Welt.
Woher wussten die denn, dass Sie den Test schon haben?
Wir haben den Ruf. Wir waren schon 2003 bei der Sars-Pandemie mit die
Ersten, später auch bei der Geflügelpest und der Schweinegrippe. Direkt als
wir den Test fertig hatten, haben wir Kits nach Hongkong und Taiwan
geschickt, weil wir wussten, dass es da Fälle gibt.
Und wie viele der Tests verkaufen Sie inzwischen?
Das entwickelte sich wie eine Exponentialkurve. Am Anfang haben die Labore
einzelne Kits bestellt – die kann man noch per Standardbrief verschicken.
Inzwischen bestellen Labore 10, 20, 50 oder Händler gleich 1.000 Kits. Wir
haben mehr als 3-mal so viel Arbeit wie sonst und produzieren täglich Kits
für 150.000 Tests.
Wie groß ist Ihr Team?
Gute 30 Leute. Wir stellen auch neu ein, aber es geht für alle an die
Grenzen. Wir haben schon bis nachts Röhrchen etikettiert.
Aber es ist auch ein großes Geschäft für Sie.
Der Umsatz steigt natürlich proportional zur Nachfrage. Aber wir haben auch
schon zusätzliche Geräte gekauft, um die Kapazitäten zu erhöhen.
Sind Sie am Limit in Sachen Produktion?
Wir könnten auch 500.000 Tests am Tag produzieren. Der Flaschenhals ist die
Verpackung. Das müssten wir notfalls auslagern. Und hätten wir nicht vor
einem Monat große Vorräte eingekauft, hätten wir jetzt Probleme.
Was kostet denn ein Kit für den Coronavirus-Nachweis?
Unsere Test-Kits kosten im Prinzip alle gleich, egal ob für SARS-CoV-2 oder
den Norovirus. Also um die 2,50 Euro.
Aber für so ein extrem nachgefragtes Produkt könnten Sie doch viel mehr
verlangen …
Machen wir aber nicht. Das fände ich unethisch.
Können Sie gewährleisten, dass alle Länder, die Test-Kits brauchen, auch
welche bekommen?Unsere große Sorge im Moment ist, dass sich das Risiko in
Afrika ausbreitet, weil das Gesundheitssystem dort nicht im gleichen Maße
vorbereitet ist. Gleichzeitig ist es nicht so leicht, dort schnell
Test-Kits hinzuschicken. Als neulich das Pasteur-Institut ein Training für
verschiedene afrikanische Länder in Dakar organisiert hat, haben wir auch
gleich Test-Kits hingeschickt, damit die Teilnehmer sie direkt mit nach
Hause nehmen können.
Haben Sie eigentlich noch Zeit, selbst über Vorsichtsmaßnahmen
nachzudenken?Auch wenn das Individualrisiko für die allermeisten Menschen
überschaubar ist, müssen wir verhindern, dass sich das Virus ausbreitet.
Ich halte es deshalb für richtig, alle Veranstaltungen zu überdenken, bei
denen viele Leute zusammenkommen, die sich nicht kennen. Ob es im Kino ist
oder beim Fußballspiel.
Also schränken Sie sich auch entsprechend ein?Meine Frau und ich sind
leidenschaftliche Operngänger, manchmal gehen wir dreimal in der Woche.
Aber wir brauchen gar nicht darüber nachzudenken, ob wir das einstellen.
Wir haben eh keine Zeit mehr dafür.
5 Mar 2020
## AUTOREN
Manuela Heim
## TAGS
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