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# taz.de -- Heizungsstreit der Ampelkoalition: Eat, heat, love
> Wie geht es weiter im Heizungsstreit? Und sollten die Grünen raus aus der
> Ampel? Unser Kolumnist hat eine Expertin gefragt: seine Wärmepumpe.
Bild: Sorgt in hitzigen Debatten für Abkühlung: die Wärmepumpe
Manchmal, wenn mir alles zu doof wird, wenn die Debatten über die
Klimakrise heiß laufen, ohne dass aus der Hitze etwas Gutes entsteht, Wärme
zum Beispiel, gehe ich in den Garten, um mich abzukühlen. Und um mit einer
Expertin über den Irrsinn zu sprechen: mit meiner Wärmepumpe.
Seit letztem Jahr versorgt sie mich mit Wärme. Sie wurde auch damals schon
unbürokratisch gefördert, man kann sagen, knapp die Hälfte hat Robert
Habeck bezahlt. [1][Trotzdem gehört sie zu keinem Familienclan] und pocht
auf ihre Unabhängigkeit. Das Einzige, was sie braucht, ist Strom.
Da steht sie, in ihrer schlichten grauen Schönheit, und pustet mir kalte
Luft ins Gesicht. Sie heißt LG Therma. Aber ich darf sie Wärmi nennen. Ihr
sonores Brummen beruhigt mich. Und wenn ich mich ihr gegenüber auf einen
Stuhl setze und die Augen schließe, antwortet sie mir, klüger als mancher
Minister.
Ich bin frustriert. Warum kriegt die Ampel das mit der Wärmewende nicht
hin?
Wärmi: Zunächst möchte ich dich freundlich an etwas erinnern: Es gibt in
Deutschland keine Mehrheit für realistische, dem Pariser Abkommen
entsprechende Klimapolitik. Und deswegen gibt es Widerstand gegen alle
Veränderungen. Das muss der Ausgangspunkt deiner Überlegungen sein.
Sind die Grünen gescheitert?
Es war sicherlich ein Fehler, im Wahlkampf zu behaupten, dass der
klimagerechte Umbau des Landes niemandem wehtun wird. Das glaubt doch
keiner! Aber in Umfragen stehen sie nicht so schlecht da, obwohl sie nun
Ernst machen und Gegenwind bekommen.
Sollen sie die Regierung verlassen?
Damit wäre keinem geholfen. Aber sie müssen klar machen, was klimapolitisch
notwendig wäre. Und nicht jeden faulen Kompromiss mit FDP und SPD
märtyrerhaft verteidigen.
[2][Und die Klimabewegung]?
Die hat das gleiche Problem: Solange politisch nichts passierte, konnten
alle behaupten, ihre Ziele mitzutragen. Nun, da Klimapolitik jeden
betrifft, ist die Zustimmung begrenzt.
Bist du die technische Lösung für den Klimaschutz, die die FDP gern hätte?
Ja! Und es verletzt mich, wenn Politiker behaupten, ich würde nur in
Neubauten funktionieren. Aber klar ist, dass ich es allein nicht schaffen
werde. Es braucht eine andere Wirtschaftsform und auch persönlichen
Verzicht.
Systemkritik, oho. Was rätst du denn der Klimabewegung und den Grünen?
Sie müssen sagen, wer die Rechnung bezahlen soll. Klar machen, dass
Klimapolitik nur mit Umverteilung funktionieren kann. Mieten steigen durch
energetische Sanierung, Autofahren wird teurer, Lebensmittel auch. Das
verhindert Mehrheiten für Klimapolitik.
Du bist made in China und seit einem Jahr in Deutschland. Wie erlebst du
die Debatte?
Es ist ein großes Glück, dass es hier eine öffentliche Debatte über
Klimapolitik gibt – auch wenn sie mit falschen Behauptungen geführt wird.
Muss die Klimakrise noch schlimmer werden, damit etwas passiert?
Das ist ein Trugschluss. Nach der Flut im Ahrtal gab es bei der Wahl
trotzdem keine Mehrheit für radikale Klimapolitik. Menschen wählen
egoistisch, und das ist völlig in Ordnung. Sie können gut unterscheiden
zwischen einem gesellschaftlichem Problem wie der Klimakrise und ihrer
eigenen Lage. Deswegen ist die Verteilungsfrage so wichtig.
Aber Wärmi, Umverteilung, in Deutschland, das ist doch unrealistisch!
Werden wir das schaffen mit der Klimawende?
Das Brummen erlischt, der Ventilator im Inneren der Wärmepumpe dreht sich
immer langsamer. Einen Satz haucht sie noch: „Das entscheiden Menschen,
keine Maschinen.“
6 Jun 2023
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## AUTOREN
Kersten Augustin
## TAGS
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Robert Habeck
Schwerpunkt Klimawandel
Erderwärmung
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