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# taz.de -- Hamburgs Wasserversorgung: Heidewasser nur auf Widerruf
> Hamburg darf Wasser aus der Nordheide fördern – aber nicht soviel wie
> gewünscht. Umweltschützern ist das zu viel, ihre Klagen wurden aber
> abgewiesen.
Bild: Fördert Hamburg zu rund 13 Prozent aus der Lüneburger Heide: Trinkwasser
Hamburg taz | [1][Hamburg darf auch in Zukunft Wasser aus der Lüneburger
Heide zapfen] – allerdings nicht soviel wie gewünscht. Mit diesem
[2][Urteil hat das Verwaltungsgericht Lüneburg] am Montag weder dem
Versorger Hamburg Wasser Recht gegeben, der gerne mehr fördern würde, noch
fünf anderen Klägern, denen die zuvor bewilligte Menge schon zu groß war.
Für [3][Hamburg Wasser] geht es dabei noch um mehr. Der städtische
Versorger wollte sich nicht mit der vom Landkreis gewährten „gehobenen
Erlaubnis“ zufrieden geben, sondern eine Bewilligung haben, weil diese eine
größere Rechts- und Investitionssicherheit biete. „Das Urteil ist für uns
nicht zufriedenstellend und ein schlechtes Signal für die
Versorgungssicherheit Hamburgs und der Wasserwirtschaft insgesamt“, sagt
Ingo Hannemann, Sprecher der Geschäftsführung von Hamburg Wasser.
Aber auch die ebenfalls klagende [4][Interessengemeinschaft
Grundwasserschutz Nordheide (IGN)] zeigte sich enttäuscht. „Deutlich
erkennbar ist, dass da Wasser- und Naturschutzrecht nicht auf der Höhe der
Zeit ist und die Betroffenheit von Grundstückseigentümern und besonders
geschützten Landschaftsbereichen nicht ausreichend berücksichtigt“, sagt
der IGN-Vorsitzende Karl-Hermann Ott. Schon heute trockneten die Oberläufe
mancher Flüsse aus. Das sei eine Folge der Grundwasserförderung.
IGN-Geschäftsführer Gerhard Schierhorn bedauert, dass das Gericht den
Gutachtern des Landkreises gefolgt sei, die die Grundwasserförderung für
unschädlich halten, und nicht denen der IGN und der klagenden
Grundstückseigentümer. Hamburg-Wasser-Geschäftsführer Hannemann äußert
dagegen sein Unverständnis, dass der Landkreis angesichts dieser Gutachten
nicht eine höhere Menge genehmigt habe.
## Versorger befürchtet Präzedenzfall
Am gravierendsten aus Sicht von Hamburg Wasser ist, dass es nach dem Urteil
bei der gehobenen Erlaubnis zur Wasserförderung bleibt. Sich für eine
solche Lösung zu entscheiden, liege im Ermessensspielraum des Kreises,
urteilte das Gericht. Hanneman findet das problematisch. Wenn der
zweitgrößte Wasserversorger Deutschlands für die zweitgrößte Stadt keine
Bewilligung erhalte, schaffe das einen Besorgnis erregenden Präzedenzfall.
Während sich Hannemann an der geringeren Verbindlichkeit der Erlaubnis
stört, ist das aus Sicht des Landkreises gerade der Vorzug einer solchen
Lösung. „Wir haben eine gehobene Erlaubnis erteilt, weil wir so die
Möglichkeit haben, nachzujustieren, wenn etwa die Auswirkungen des
Klimawandels ein Einschreiten erforderlich machen“, sagt Kreisrat Josef
Nießen.
Die Klimakrise ist für Hamburg Wasser hingegen eher ein Grund, sich schon
jetzt höhere Förderkapazitäten zu sichern, weil der Verbrauch in heißen
Sommern wachse. Hinzu komme, dass Hamburg wohl auch weiter an Einwohnern
wachsen werde.
Wegen der grundsätzlichen Bedeutung des Falls hat das Verwaltungsgericht
für Hamburg Wasser direkt die Berufung zugelassen. Die übrigen Kläger
müssten eine solche beantragen. Falls es bei dem Urteil bleibt, wird
Hamburg Wasser anderweitig vorsorgen müssen.
Eine Möglichkeit wäre, Wasser zu sparen. „Wir brauchen ein stärkeres
Bewusstsein in der Bevölkerung“, sagt Hannemann. Zudem könne der
Eigenbedarf der Wasserwerke etwa beim Spülen der Leitungen verringert
werden. Bei der Bewässerung von Grünanlagen könnte auf Trinkwasser
verzichtet werden. Darüber hinaus könnte Hamburg Wasser „unkonventionelle
Wasser-Dargebote“ nutzen: „Grundwasserqualitäten, die wir heute nicht
verwenden“.
Unterm Strich hält Hannemann die Haltung der Lüneburger für unsolidarisch.
„Die Wasserversorgung ist wie die Energieversorgung nur gemeinsam zu
schultern“, sagt er.
12 Oct 2021
## LINKS
[1] /Streit-um-Trinkwasserressourcen/!5801429
[2] https://verwaltungsgericht-lueneburg.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/…
[3] http://www.hamburgwasser.de/
[4] https://neu.ign-hanstedt.de/
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Wassermangel
Hamburg
Umwelt
Urteil
Wasserversorgung
Hamburg
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