# taz.de -- Hamburger Gericht vertagt Entscheidung: Trübe Aussicht für Abtrei… | |
> Yannic Hendricks klagt, wenn sein richtiger Name im Internet genannt | |
> wird. Damit könnte er bei einem Hamburger Prozess nun scheitern. | |
Bild: Für die Situation von Frauen keine Empathie: selbsternannter Lebensschü… | |
HAMBURG taz | Dutzende Unterstützer*innen kamen am Freitag Mittag zum | |
Hamburger Landgericht, um Kersten Artus zu unterstützen. Die Journalistin | |
und Vorsitzende von Pro Familia Hamburg [1][wird von Abtreibungsgegner | |
Yannic Hendricks verklagt], weil sie seinen Namen und sein Bild im Internet | |
veröffentlicht hat. | |
Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung hatte zu einer Kundgebung vor dem | |
Gerichtsgebäude aufgerufen. Die Bundestagsabgeordnete Cornelia Möhring | |
(Linke) und mehrere Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete solidarisierten sich | |
in Redebeiträgen mit Artus. Doch am Ende des Tages fiel kein Urteil. | |
Hendricks hat es sich, wie er selbst im [2][Interview mit der taz] und im | |
Deutschlandfunk sagte, zum „Hobby“ gemacht, Ärzt*innen anzuzeigen, die | |
seiner Meinung nach gegen den Paragrafen 219a Strafgesetzbuch verstoßen. | |
[3][Der Paragraf, der „Werbung“ für Abtreibungen verbietet, wurde neu | |
geregelt], die Reform ist aber noch nicht rechtskräftig. | |
Über sein Hobby wollte Hendricks nur unter dem Pseudonym Markus Krause | |
erzählen. Doch mehrere Menschen nannten Hendricks Klarnamen im Internet, | |
auch Kersten Artus. Hendricks [4][mahnte sie deshalb ab]. Artus sollte ihre | |
Beiträge löschen und eine Unterlassungserklärung unterschreiben. | |
## Selbst an die Öffentlichkeit getreten | |
Sie tat das nicht, deshalb reichte Hendricks Zivilklage ein. Seine Anwälte | |
berufen sich in der Klageschrift auf den Verstoß gegen die | |
Persönlichkeitsrechte ihres Mandanten. Das Bild würde ihn an den Pranger | |
stellen und an seinem Namen bestünde kein öffentliches Interesse. | |
Die Pressekammer des Landgerichts ließ am Freitag durchblicken, dass sie | |
das teilweise anders sieht. Hendricks sei durch das Interview an die | |
Öffentlichkeit getreten und habe darin Persönliches preisgegeben, sagte die | |
Richterin. Er habe die politische Diskussion um den Paragrafen 219a | |
wesentlich mit verursacht. | |
Deshalb sei möglich, dass das Gericht entscheide, Hendricks Wunsch nach | |
namentlicher Anonymität müsse hinter dem öffentlichen Interesse | |
zurücktreten. [5][So urteilte auch das Düsseldorfer Landgericht], das eine | |
einstweilige Verfügung Hendricks gegen Buzzfeed ablehnte. Das Online-Medium | |
hatte ebenfalls Hendricks Namen genannt. | |
## Urteil in einem Monat | |
Nicht so eindeutig waren die Ausführungen der Kammer bezüglich des von | |
Hendricks veröffentlichten Bildes. Artus hatte Anfang Februar den Tweet | |
eines anderen Nutzers geteilt. Dieser Nutzer hatte ein Foto eines Plakats | |
getwittert, dass an der Roten Flora hing und auf dem unter anderem ein | |
gemaltes Porträt von Hendricks zu sehen war. | |
Eigentlich sei die Veröffentlichung eines Fotos nur nach Einverständnis | |
erlaubt, so die Richterin. Aber auch hier müsse abgewogen werden, weil es | |
sich gar nicht um ein Foto, sondern um ein Bildnis handele. Artus sei auch | |
nicht die erste gewesen, die dieses Bild veröffentlichte. | |
Artus zeigte sich nach Verhandlungsende enttäuscht, dass keine Entscheidung | |
gefallen ist, war aber zuversichtlich, dass das Gericht ihr erlauben wird, | |
Hendricks Namen weiterhin zu nennen. Die Kammer will ihr Urteil am 26. | |
April verkünden. | |
15 Mar 2019 | |
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## AUTOREN | |
Marthe Ruddat | |
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