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# taz.de -- Habeck gibt Bundestagsmandat ab: Her mit der neuen Idee
> Der Politpromi Robert Habeck sagt zum Abschied laut adieu. Aber was
> machen die Grünen ohne ihn? Das ist die Eine-Million-Dollar-Frage.
Bild: Sie waren die Zukunft, die Hoffnung, die Menschen, nun wird es Zeit für …
Die Selbsthilfegruppen können jetzt zusammentreten. [1][Robert Habeck hat
die Bundespolitik tatsächlich verlassen], seine Jünger müssen ohne ihn
klarkommen. Die [2][Zehntausenden, die seinetwegen der grünen Partei
beigetreten sind,] die seine Webvideos verschlungen haben und im
vergangenen Winter euphorisiert die Wahlkampfhallen stürmten: Sechs Monate
nach der Wahlniederlage müssen sie sich endgültig damit abfinden, dass es
mit Habeck und ihnen gemeinsam nicht weitergeht.
Womit sie sich an den Grünen-Stammtischen trösten können: Ein bisschen was
bleibt doch. In den sieben Jahren, in denen Habeck in der ersten Reihe
stand, hat er die Grünen nachhaltig verändert. Vor ihm war ungeklärt, wer
sie grundsätzlich sein wollen: eine Milieupartei, die sich selbst und den
eigenen Leuten genügt? Oder wollen sie darüber hinauskommen, neue Gruppen
erreichen, einen politischen Führungsanspruch erheben? Heute ist das nicht
mehr der zentrale Konflikt. Trotz der Wahlniederlage aus dem Februar
streben auch die führenden Köpfe des linken Flügels selbstverständlich in
die Breite. Die Frage ist nicht mehr, ob man in neue Milieus vorstoßen
will, sondern wie man das schafft.
Die Entwicklung dorthin hat Habeck nicht angestoßen. Andere haben vor ihm
daran gearbeitet, besonders herausgehoben [3][Winfried Kretschmann mit dem
Selbstbewusstsein des ersten grünen Regierungschefs überhaupt]. Leute wie
er blieben aber immer Reizfiguren, wirkten nach innen nicht integrativ und
konnten den neuen Kurs nicht nachhaltig verankern.
Dafür brauchte es erst Robert Habeck im Zusammenspiel mit Annalena Baerbock
an der Parteispitze. Überzeugungskraft zog er aus seinem Charme, seinem
Erfolg und zu Beginn auch noch mit seiner Rücksicht auf die eigene Basis:
Neue Milieus erschloss er nicht, indem er die Grünen inhaltlich in die
Mitte verschob. In den Anfangsjahren übernahm er in Teilen links-grüne
Inhalte, strich sie aber so an, dass sie für die Mitte attraktiv wurden. So
nahm er die Partei mit auf den neuen Kurs.
Irgendwann aber funktionierte die Methode Habeck nicht mehr. Er baute
weiter fleißig Brücken, auf der anderen Seite indes wartete bekanntlich
niemand mehr – weil Union und FDP nach rechts entschwunden waren und weite
Teile der Wählerschaft mit ihnen. Die einzige Kursanpassung, die ihm dazu
einfiel: Jetzt auch noch inhaltlich hinterherzulaufen. Damit aber konnte er
jenseits der Habeck-Ultras bei niemandem mehr punkten.
Die Herausforderung, an der er gescheitert ist und an der seine
Nachfolger*innen jetzt herumkauen: Wie lässt sich der alte Ansatz doch
noch in die neue Zeit transformieren? Wie kann es unter erschwerten
Bedingungen und ohne sichtbare Machtperspektive gelingen, die Enttäuschten
in den eigenen Milieus zurückzugewinnen und gleichzeitig doch wieder auf
neue Wählergruppen auszugreifen? Quasi die Eine-Million-Dollar-Frage.
Vielleicht bleibt sie am Ende unbeantwortet. Aber was bleibt den Grünen
anderes übrig? Sie können sich nicht dauerhaft damit begnügen, den Diskurs
mit gelegentlichen Beiträgen aus der Opposition anzureichern. Diese Rolle
ist durch die Linkspartei inzwischen wieder ordentlich besetzt. Sie können
aber auch nicht darauf warten, dass die SPD irgendwann mal wieder eine Wahl
gewinnt und sie selbst als Anhängsel mitregieren dürfen. Das ging vor
zwanzig Jahren, ist aber vorbei. Es [4][braucht nach Habeck eine neue Idee]
– oder es braucht die Grünen nicht mehr.
26 Aug 2025
## LINKS
[1] /Robert-Habeck-tritt-zurueck/!6106347
[2] https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&a…
[3] /Winfried-Kretschmann-ueber-Gruenen-Kurs/!6085738
[4] /Raus-aus-der-Identitaetskrise/!6105990
## AUTOREN
Tobias Schulze
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