# taz.de -- Gründung der „Juden in der AfD“: Nicht mehr als eine schlechte… | |
> Die AfD will eine Vereinigung für Juden gründen, zugleich duldet sie | |
> Antisemitismus innerhalb der Partei. Hinter der Gründung der „JAfD“ | |
> steckt Strategie. | |
Bild: Antisemitische Vorfälle sind in der AfD keine Einzelfälle | |
Die AfD will eine Vereinigung von Mitgliedern, die jüdischen Glaubens sind, | |
gründen. [1][Das berichtete die taz] bereits Anfang September. Nun wurde | |
mehr bekanntgegeben: Ihre erste Versammlung soll am 7. Oktober in Offenbach | |
stattfinden, bei der Beatrix von Storch und Joachim Kuhs als Redner*innen | |
auftreten sollen. Diese Informationen stammen aus einem Schreiben „jAfD“, | |
[2][das der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorliegt.] | |
Vertreter jüdischer Gemeinden kritisieren die Gründung der neuen | |
Vereinigung. So bezeichnete Michael Friedmann, der ehemalige Vizepräsident | |
des Zentralrats der Juden in Deutschland, [3][gegenüber der Bild] die AfD | |
als „menschenverachtende demokratiefeindliche Partei“. „Niemand sollte in | |
die AfD eintreten, ein Jude erst recht nicht“, sagte Friedmann. Und auch | |
die frühere Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, | |
äußerte sich bei der Bild kritisch zum neuen Vorhaben der AfD: „Die AfD ist | |
und bleibt eine Partei, in der Antisemiten sich pudelwohl fühlen können.“ | |
Da ist etwas dran, denn antisemitische Vorfälle sind in der AfD kein | |
Einzelfall. Dazu gehören auch die Aussagen und veröffentlichten Bücher des | |
baden-württembergischen Politikers Wolfgang Gedeon – den man seit Anfang | |
des Jahres auch offiziell als Holocaust-Leugner bezeichnen darf. Gedeon war | |
im Januar in Berlin vor Gericht mit einer Unterlassungsklage gegen den | |
Präsidenten des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, gescheitert, der | |
ihn öffentlich als solch einen bezeichnet hatte. | |
Immer wieder fällt die Partei mit ihrem Umgang mit der deutschen | |
Geschichten auf – wie als AfD-Vorsitzender Alexander Gauland [4][die | |
Naziherrschaft als „Vogelschiss“] bezeichnete. Oder Björn Höcke das | |
Holocaust-Mahnmal „Denkmal der Schande“ nannte. | |
## Jüdische Mitglieder als Tokens | |
Der Tod von sechs Millionen Jüd*innen wird von der Partei ständig | |
relativiert. Und das betrifft nicht nur einzelne Personen aus der Partei, | |
sondern ihre gesamte Parteilinie. Beim [5][Wahl-O-Mat für die anstehende | |
Bayern-Wahl] der bpb ist die AfD die einzige Partei die nicht möchte, dass | |
die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus zentraler | |
Bestandteil der Schulausbildung bleiben muss. | |
Doch was bezweckt die rechte Partei mit der Gründung ihrer Vereinigung? Um | |
eine Kehrtwende ihrer Parteilinie und damit ein verstärkter Einsatz gegen | |
Antisemitismus geht es nicht. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Auch, wenn | |
es auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint, sind mehrere Menschen | |
mit jüdischem Glauben Mitglieder der rechtsextremen Partei. Widersprüchlich | |
ist es allerdings nur für diejenigen, die davon aussgehen, dass wer von | |
Diskriminierung betroffen ist, nicht selbst diskriminiert. Was nicht | |
stimmt. | |
Ein Beispiel dafür ist Wolfgang Fuhl. Der 57-Jährige gehörte dem Vorstand | |
der jüdischen Gemeinde in Lörrach an, als AfD-Politiker hetzt er gegen | |
Geflüchtete und wünscht sich eine Festung Europa – ähnlich sieht es auch | |
bei Alexander Beresowski aus Stuttgart aus. Sie fungieren als Tokens für | |
die Partei. Bei folgenden antisemitischen Äußerungen und Vorfällen kann die | |
Partei künftig auf die jüdische Vereinigung verweisen. Im Sinne von: Guckt | |
mal, jüdische Personen fühlen sich in unserer Partei wohl, wir vernetzen | |
sie, deswegen können wir gar nicht antisemitisch sein. | |
Ähnlich wie bei der Vereinigung der „[6][Homosexuellen in der AfD]“ geht es | |
auch bei der neuen Plattform hauptsächlich um eines: Hetze gegen | |
Muslim*innen. Sie nutzen ihr angebliches Interesse an Menschen mit | |
Diskriminierungsmerkmalen, um ihren Rassismus zu verschleiern und zu | |
erklären. So warnt die AfD regelmäßig vor der Bedrohung jüdischen Lebens in | |
Deutschland, die Täter*innen sind für sie dabei ganz klar muslimische | |
Geflüchtete. Diese sollen den Judenhass nach Deutschland gebracht haben. | |
Vielleicht sollten die AfD-Mitglieder selbst noch einmal in die Schule | |
gehen und sich über die Verbrechen des Nationalsozialismus bilden. | |
Vielleicht erkennen sie dann: Der größte Judenhass kommt von den Deutschen. | |
25 Sep 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Kolumne-Gott-und-die-Welt/!5529929 | |
[2] http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/gruendung-der-jafd-… | |
[3] https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/juedische-verbaende-schoc… | |
[4] /Kommentar-Gaulands-Vogelschiss/!5507575 | |
[5] https://www.wahl-o-mat.de/bayern2018/ | |
[6] /Kommentar-LGBTI-und-AfD/!5448950 | |
## AUTOREN | |
Carolina Schwarz | |
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