# taz.de -- Gesperrte Twitter-Accounts: Musk lässt Journalisten wieder rein | |
> Nachdem ihn sogar die UNO kritisiert hat, schaltet Musk die | |
> Twitter-Accounts mehrerer US-Reporter frei. Dem ging eine Umfrage unter | |
> Nutzern des Netzwerks voraus. | |
Bild: „Pressefreiheit darf nicht nach Belieben ein- und ausgeschaltet werden�… | |
SAN FRANCISCO dpa/rtr | Nach internationaler Kritik hat Twitter mehrere | |
gesperrte Accounts von US-Journalisten wieder freigeschaltet. | |
Twitter-Eigentümer Elon Musk kündigte den Schritt unter Verweis [1][auf | |
eine Umfrage unter Nutzern des Online-Netzwerks] an, bei der sich eine | |
Mehrheit der knapp 3,7 Millionen Teilnehmer für ein sofortiges Ende der | |
Sperren ausgesprochen hatte. Mehrere zuvor gesperrte Accounts von | |
Journalisten unter anderem der New York Times, der Washington Post und von | |
CNN konnten am Samstagmorgen deutscher Zeit wieder aufgerufen werden. | |
[2][Am Donnerstagabend hatte Twitter die Konten von mindestens sechs | |
prominenten US-Journalisten gesperrt]. Die Sperrungen seien ohne Vorwarnung | |
erfolgt, berichtete die Washington Post. Die Vereinten Nationen hatten sich | |
daraufhin zutiefst beunruhigt über die Entwicklung des Online-Netzwerkes | |
unter ihrem neuen Besitzer Musk gezeigt. Reporter dürften auf einer | |
Plattform, die vorgebe, ein Raum für Meinungsfreiheit zu sein, nicht durch | |
die willkürliche Sperrung von Konten zum Schweigen gebracht werden, sagte | |
UN-Sprecher Stéphane Dujarric. „Diese Maßnahme ist ein gefährlicher | |
Präzedenzfall in einer Zeit, in der Journalisten auf der ganzen Welt mit | |
Zensur, körperlichen Drohungen und Schlimmerem konfrontiert sind.“ | |
Die Vizepräsidentin der [3][EU-Kommission], Věra Jourová, nannte die | |
Entwicklung besorgniserregend. Die EU-Gesetzgebung schreibe vor, die | |
Pressefreiheit zu respektieren. Musk müsse sich bewusst sein, dass es rote | |
Linien gebe und zu Sanktionen kommen könne. Die Bundesregierung sprach von | |
einer wachsenden Sorge und kündigte an, über Konsequenzen nachzudenken. Das | |
Auswärtige Amt erklärte: „Pressefreiheit darf nicht nach Belieben ein- und | |
ausgeschaltet werden.“ Auch aus Frankreich und Großbritannien kam Kritik | |
Bereits am Mittwoch [4][hatte Twitter einen Account gesperrt], über den man | |
den Privatjet von Konzernchef Elon Musk verfolgen konnte. Einige der | |
zeitweise gesperrten Journalisten hatten darüber berichtet sowie über Musks | |
Äußerung, er und seine Familie seien durch die Weitergabe von Standortdaten | |
gefährdet worden. In mehreren Tweets in der Nacht zum Freitag schrieb Musk, | |
für Journalisten gälten dieselben Regeln wie für alle anderen. | |
Er bezog sich dabei auf „Doxxing“, nämlich die Weitergabe von persönlichen | |
Daten einer Person, einschließlich Informationen wie der Adresse. „Sie | |
haben meinen exakten Echtzeit-Standort gepostet, im Grunde die Koordinaten | |
für ein Attentat“, schrieb Musk. Er sprach von einem Verstoß gegen die | |
Twitter-Nutzungsbedingungen und drohte mit rechtlichen Schritten gegen den | |
Betreiber von @elonjet, da sein Sohn von einem „verrückten Stalker“ | |
verfolgt worden sei. „Mich den ganzen Tag lang zu kritisieren, ist völlig | |
in Ordnung, aber meinen Standort in Echtzeit zu veröffentlichen und meine | |
Familie zu gefährden, ist es nicht“, erklärte Musk. | |
Der Journalist Tony Webster, der ebenfalls von der Sperrung betroffen war, | |
[5][schrieb nach seiner Entsperrung auf Twitter], es habe kein „Doxxing“ | |
gegeben – „auch wenn ein leicht erregbarer, niemandem | |
rechenschaftspflichtiger Oligarch das gesagt hat“. | |
Der Online-Dienst hatte sich in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen | |
Kommunikationsplattform entwickelt: Auf der ganzen Welt nutzen Regierungen, | |
Behörden und Politiker Twitter für ihre Öffentlichkeitsarbeit. | |
Tech-Milliardär und Tesla-Chef Musk hatte Twitter im Oktober übernommen und | |
[6][setzt bei dem Online-Dienst seitdem seine Vorstellungen durch]. | |
Den Tesla-Anlegern bereitet offenbar Sorgen, dass Musk von der Führung des | |
Elektroautobauers in Zeiten globaler Konjunkturschwäche zunehmend abgelenkt | |
sein könnte. Die Tesla-Aktien brachen am Freitagabend um 4,7 Prozent ein | |
und verzeichneten den schwersten Wochenverlust seit dem Börsencrash zu | |
Beginn der Corona-Pandemie im März 2020. | |
17 Dec 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/elonmusk/status/1603609466301059073 | |
[2] /Twitter-sperrt-Journalistinnen/!5903025 | |
[3] /EU-Kommission-macht-Ansage/!5899980 | |
[4] https://twitter.com/ElonJet | |
[5] https://twitter.com/webster/status/1604002519700885504 | |
[6] /Elon-Musk-und-die-Twitter-Belegschaft/!5895926 | |
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