# taz.de -- Gesellschaftliche Verantwortung: Transparenz und Kommunikation | |
> Der Wissenschaftsrat plädiert in der Forschung für mehr | |
> Anwendungsorientierung. Institute sollen sich auch der Gesellschaft | |
> gegenüber öffnen. | |
Bild: Die neue Vorsitzende des Wissenschaftsrates: Dorothea Wagner, Informatike… | |
BERLIN taz | Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind nicht nur für | |
ihre Wissenschaft da, sondern sie tragen auch eine gesellschaftliche | |
Veranwortung. Das verlangt neue Formen der Öffnung gegenüber | |
Zivilgesellschaft und Wirtschaft, für die aber bestimmte Standards erst | |
noch entwickelt werden müssen, betont der Wissenschaftsrat in einem neuen | |
[1][Positionspapier über die „Anwendungsorientierung in der Forschung“ | |
(PDF-Datei),] das Anfang Februar von der [2][neuen Ratsvorsitzenden | |
Dorothea Wagner] in Berlin vorgestellt wurde. | |
Im Unterschied zu vielfältigen Einzelempfehlungen – aktuell etwa zur | |
Gründung einer technischen Universität in Nürnberg – hat das wichtigste | |
Beratungsgremium zur Wissenschaftspolitik in seiner 72 Seiten umfassenden | |
Erörterung diesmal die langfristigen Entwicklungen der Forschung in den | |
Blick genommen. | |
„In zunehmendem Maße bestehen Erwartungen an das Wissenschaftssystem, | |
Antworten auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen zu finden | |
sowie einen Beitrag zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Innovationen | |
zu leisten“, heißt es in dem Papier. Dieser internationale Trend habe in | |
Deutschland zu einem massiven finanziellen Ausbau des Wissenschaftssystems | |
geführt, was aber auch mit „gestiegenen Relevanzerwartungen“ verbunden sei. | |
Hintergrund für die Suche nach neuen Austausch- und Kooperationsformen sind | |
drei gesellschaftliche Entwicklungen, die immer stärker auf die | |
Wissenschaft einwirken. Mit den Worten des Wissenschaftsrats sind dies „die | |
Erfahrung eines beschleunigten technologischen, wirtschaftlichen und | |
gesellschaftlichen Wandels, die steigende Komplexität globaler | |
gesellschaftlicher Herausforderungen sowie eine veränderte weltweite | |
Wettbewerbssituation, in der sich neue Wissenschaftsnationen als Akteure | |
positioniert haben. Kurzum: Transformation, Globalisierung und Innovation. | |
Der Wissenschaft wird empfohlen, ihre „Forschungsräume und -prozesse zu | |
öffnen“ und „Begegnungsräume“ neuer Art mit ihrem Umfeld zu schaffen. | |
„Kooperative Forschungsprozesse initiieren und intensivieren“ ist etwa ein | |
Ziel, das weit über bisherige Ansätze von „Citizen Science“ hinausgeht. | |
„Zum Teil fehlen an dieser Stelle professionelle Unterstützungsstrukturen | |
für Austausch und Kooperation“, vermerkt der Wissenschaftsrat. Es bestehe | |
ein „strategisches Defizit im deutschen Hochschulsystem mit Blick auf die | |
Verankerung von Third-Mission-Aktivitäten“, wie der Austausch mit dem | |
gesellschaftlichen Umfeld bezeichnet wird. | |
Auch neue Kommunikationsformen mit nichtwissenschaftlichen Zielgruppen | |
werden vorgeschlagen, was gut zur aktuellen Debatte über Verbesserungen der | |
Wissenschaftskommunikation passt. Abnehmendes Vertrauen in die Wissenschaft | |
könne „nur durch Transparenz und eine offene Kommunikationskultur | |
hergestellt werden“. | |
19 Feb 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.wissenschaftsrat.de/download/2020/8289-20.pdf;jsessionid=2D33FF… | |
[2] https://www.wissenschaftsrat.de/DE/Ueber-uns/Wissenschaftsrat/Vorsitzende-u… | |
## AUTOREN | |
Manfred Ronzheimer | |
## TAGS | |
Wissenschaftsrat | |
Hochschule | |
Forschung | |
Wissenschaftskommunikation | |
Frieden | |
Anja Karliczek | |
Innovation | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Defizite der Wissenschaftskommunikation: Widerspruch gehört dazu | |
Expertise von Wissenschaftlern ist derzeit gefragt. Der Fall „Corona“ zeigt | |
aber, dass nicht vermittelt werden konnte, wie Wissenschaft funktioniert. | |
Wissenschaftsrat über Friedensforschung: „Da steckt viel Beratung drin“ | |
Friedens- und Konfliktforschung muss gestärkt werden, findet der | |
Wissenschaftsrat. Silviana Galassi erklärt, warum das Forschungsfeld | |
wichtig ist. | |
Hochschulpakt für Studienplätze: Länder fordern Anja Karliczek heraus | |
Bund und Länder verhandeln über den Hochschulpakt für zusätzliche | |
Studienplätze. Die Länder wollen jährliche Steigerungen, der Bund nicht. | |
Förderung des Wissenschaftstransfers: Hemmschwellen abbauen | |
Mit dem Förderprogramm „Innovative Hochschule“ soll auch der Kontakt | |
zwischen Wissenschaft und Bürgern gefördert werden. |