# taz.de -- Geplante Freigabe von Cannabis: Neuer Markt, viele Jobs | |
> Der deutsche Anbieter Demecan rechnet mit der Cannabis-Legalisierung | |
> frühestens Ende 2022. Der Staat könnte pro Jahr 4,7 Milliarden Euro | |
> mitverdienen. | |
Bild: „Gigantische Wachstumschance“: Marihuana soll bald für den privaten … | |
BERLIN taz | Mit der Ampelkoalition soll es so weit sein: [1][Cannabis wird | |
für den privaten Gebrauch freigegeben]. Es entsteht ein neuer, legaler | |
Milliardenmarkt. Doch es könnte noch einige Zeit dauern: „Wir gehen von | |
einer Legalisierung eher Ende 2022, Anfang 2023 aus“, heißt es beim | |
deutschen Anbieter Demecan: „Die Legalisierung ist für uns als deutschem | |
Cannabispionier und einzigem unabhängigen deutschen Unternehmen mit eigenem | |
Cannabisanbau natürlich eine gigantische Wachstumschance.“ | |
Der Deutsche Hanfverband schätzt die illegal konsumierte Menge auf jährlich | |
200 bis 400 Tonnen. Jetzt errechnete der Ökonom Justus Haucap von der | |
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, dass die Freigabe von Cannabis | |
allein dem Staat 4,7 Milliarden Euro jährlich bringen würde – darin | |
berücksichtigt sind 1,8 Milliarden Euro aus einer Cannabissteuer, dazu | |
kommen höhere Gewerbe-, Umsatz- und Lohnsteuereinnahmen sowie | |
Sozialabgaben. | |
Denn Ökonom Haucap erwartet, dass rund 27.000 legale neue Arbeitsplätze in | |
der Branche entstehen. Zudem spare der Staat Ausgaben für Strafverfolgung | |
und Justiz. Die Studie geht von einem Endpreis von unter 10 Euro je Gramm | |
Cannabis aus – einschließlich Steuern. | |
Zahlreiche Anbieter sind bereits im Geschäft. [2][Sie beschäftigen sich wie | |
Demecan, Cansativa aus Frankfurt oder Vertanical aus Gräfelfing bei München | |
mit Medizinalcannabis]. Das ist in Deutschland bereits seit 2017 unter | |
strengen Auflagen freigegeben. 2021 hat der Markt eine Größe von geschätzt | |
12,5 Tonnen – das meiste wird importiert. | |
## Schon auf Zuwachs gebaut | |
Demecan gehört zu den Unternehmen, die von Anfang an dabei sind. Arzt | |
Adrian Fischer, Rechtsanwalt Constantin von der Goeben und Ökonom Cornelius | |
Maurer gründeten den Betrieb 2017 in Berlin. Der Name ist die Abkürzung von | |
Deutsches Medizinalcannabis. | |
Die Firma ist eine von drei Unternehmen, die in Deutschland Cannabis für | |
medizinische Zwecke anbauen dürfen. Sie erzeugt ihr Cannabis auf einem | |
ehemaligen Schlachthof in Ebersbach nördlich von Dresden. Auf rund 5.000 | |
Quadratmetern, etwas kleiner als ein Fußballfeld, wachsen seit Oktober | |
2021 die Pflanzen. Die erste Ernte ist für Januar 2022 geplant. Konkurrent | |
Aphria ist etwas schneller. Er hat im schleswig-holsteinischen Neumünster | |
bereits geerntet. Der dritte Anbieter, Aurora Cannabis, Tochter eines | |
kanadischen Konzerns, baut in Sachsen-Anhalt an. | |
Die Produktions- und Büroräume von Demecan sind deutlich größer als der | |
Teil, der heute genutzt wird. Das Unternehmen darf aktuell knapp 1 Tonne | |
Cannabisblüten erzeugen. „Kurzfristig können wir die Kapazität auf bis zu | |
1,5 Tonnen, mittelfristig auf bis zu 10 Tonnen pro Jahr erhöhen“, sagt ein | |
Demecan-Sprecher. Das Unternehmen beschäftigt derzeit mehr als 70 | |
Mitarbeiter. Über den Umsatz schweigt es sich aus. | |
## Hohe Sicherheitsauflagen | |
Um medizinisches Cannabis in immer gleicher Qualität anbauen zu können, | |
haben die Gewächshäuser wenig mit klassischen Glaskästen zu tun. Die | |
Technik kontrolliert unter anderem Luftfeuchtigkeit, Licht, Temperatur. | |
Zudem unterliegt Cannabis dem Betäubungsmittelgesetz. Entsprechend hoch | |
sind die Sicherheitsauflagen: Die Cannabisproduktion muss speziell | |
abgeschirmt sein, selbst Abfälle dürfen nicht einfach in den Biomüll. | |
Diese Regeln dürften auch gelten, wenn die Bundesregierung Cannabis als | |
Genussmittel freigibt. Vorgesehen ist, den Stoff über eigens lizenzierte | |
Stellen verkaufen zu lassen. Ob das Apotheken sind, Kneipen oder Kioske, | |
ist noch offen. Unklar ist auch noch, wie schnell sich der illegale in | |
einen legalen Markt verwandelt. In Kanada war nach zwei Jahren die Hälfte | |
des Markts legal. [3][Das Land hat Cannabis 2018 komplett freigegeben.] | |
Demecan hat in mehreren Runden Millionenbeträge von Investoren aus dem | |
klassischen deutschen Mittelstand und von Risikokapitalgebern bekommen. Den | |
Umbau des Schlachthofs in Ebersbach hat das Land Sachsen mitfinanziert. | |
Demecan glaubt, dass Sachsen „jetzt der wichtigste Standort für den | |
wachsenden Cannabismarkt in Deutschland werden“ kann. | |
9 Dec 2021 | |
## LINKS | |
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## AUTOREN | |
Björn Hartmann | |
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