# taz.de -- Cannabis-Anbau in Uganda: Aus Gottes Garten | |
> Cannabis gedeiht nirgendwo so gut wie am Äquator. Um den afrikanischen | |
> Anbau entsteht eine globale Industrie, die goldenen Zeiten entgegensieht. | |
Bild: Kein Spaß, nur Medizin: Arzneihanf-Plantage für den Export nach Israel … | |
KAMPALA taz | Als sich das Motorboot nach 20 Minuten Fahrt von Ugandas | |
Hauptstadt Kampala der Insel nähert, ist von dem Garten noch nichts zu | |
sehen. Hinter einer Hütte aus Lehmziegeln unweit des Ufers füttert Bauer | |
Ssentongo, der nicht mit seinem richtigen Namen genannt werden will, seine | |
Ziegen. Er winkt, ihm zu folgen. Barfuß, in schmutziger Hose und Hemd, | |
hastet er über seinen Acker, vorbei an Tomaten, Auberginen und Bohnen. Dann | |
biegt er ein paar Zweige eines Busches zur Seite, um hindurchzuschlüpfen. | |
„Damit verdiene ich die Schulgebühren für meine Kinder“, flüstert er lei… | |
und taucht regelrecht ab in einem Meer prall blühender Cannabissträucher. | |
Meterhoch wiegen sich die Pflanzen mit ihren gezackten Blättern im Wind. Es | |
sind mehrere Hundert, in Reih und Glied, fast ein Wald. Ein schwerer | |
süßlicher Duft liegt in der Luft. Ssentongo zeigt auf einen Busch mit | |
trächtigen Pollen, die lila schimmern und mit glitzerndem Blütenstaub | |
bedeckt sind: „Purple Haze“, flüstert er. | |
Seit über zehn Jahren baut er sie schon an. „Ein gutes Geschäft“, denn hi… | |
am Äquator in Uganda wächst Cannabis unter perfekten Bedingungen: Das | |
Klima, das in den Anbauländern Niederlande oder Kanada teuer und aufwendig | |
in Gewächshäusern hergestellt werden muss, herrscht hier natürlich. Die | |
12-stündige Tag- und Nachtgleiche am Äquator ist dabei entscheidend. | |
Dadurch kann das ganze Jahr hindurch alle drei bis vier Monate geerntet | |
werden. „Gottes Garten“ nennen Cannabisbauern deswegen Uganda. | |
„Es ist wirklich gutes Geld“, versichert der Vater von sechs Kindern. Für | |
die Erträge werde er von einem reichen Ugander aus der Hauptstadt bezahlt, | |
sagt er. Dabei reißt er eine Pflanze aus, knickt ihren Stängel mehrfach und | |
stopft sie dann in einen Sack. Jeden Morgen kommt ein Motorboot, um die | |
Säcke in die Hauptstadt zu bringen. „Doch am Ufer warten schon die | |
Polizisten und wollen auch ihren Anteil abhaben“, klagt er. „Sonst | |
verhaften sie mich.“ | |
## Schon die Briten verboten das „Opium“ | |
Denn was Bauer Ssentongo tut, ist illegal. Bereits die britischen | |
Kolonialherren hatten 1902 ein erstes Gesetz eingeführt, wonach der Konsum | |
von „Opium“, wie sie Cannabis nannten, vor allem für junge Männer verboten | |
wurde, denn die Briten benötigten sie als Arbeitskräfte zum Bau der | |
Eisenbahn. Bis heute hält sich diese Bezeichnung in den Gesetzestexten. | |
Dabei gibt es rund um Kampala zahlreiche Bauern, die vom Cannabisanbau | |
leben. | |
Die Nachfrage ist gewaltig, denn überall in Ostafrika wird konsumiert. Für | |
umgerechnet 2,50 Euro bekommt man an jeder Ecke ein Gramm „Ganja“, wie die | |
Ugander es nennen. Für den doppelten Preis gibt es ein kleines Fläschchen | |
hochkonzentriertes THC-Öl oder eine Packung Cannabiskekse oder | |
-gummibärchen. Hühnern und Ziegen mischt man die Blätter ins Trinkwasser. | |
Kühe bekommen Cannabis zum Fressen: das helfe bei der Verdauung, heißt es. | |
Und auch als Medizin wird es seit Jahrtausenden angewandt. | |
Einer der Säcke, die Bauer Ssentongos Insel verlassen, endet in einer | |
knallgrün angemalten Garage, die mit rotem Teppichboden ausgelegt ist, hoch | |
oben auf einem Hügel im Stadtviertel Makindye. Dort sitzt Professor | |
Abdulkarim Musaasizi im blauen Anzug und mit gepunkteten Socken an einem | |
verstaubten massiven Schreibtisch. Hinter ihm kleben Abbildungen von | |
Heilpflanzen an der Wand: Neem, Moringa, Kamille, Eukalyptus. Er zeigt auf | |
das Bild einer Cannabispflanze. „Es ist eine der ältesten Heilpflanzen | |
Afrikas“, sagt Musaasizi. Der Mann mit den grauen Bartstoppeln ist | |
Vorsitzender des nationalen Verbands der Alternativmediziner und studiert | |
die Pflanze seit Jahrzehnten. | |
Dann hastet er ins Nebenzimmer: „Das ist unsere Apotheke“, sagt Musaasizi | |
und zeigt auf die Glasvitrinen an der Wand. Ob bei Husten, Rückenschmerzen | |
oder Durchfall – Musaasizi hat für jedes Wehwehchen einen Kräutercocktail | |
parat. Seine Mischungen basieren auf Tausenden Jahren Expertise in | |
traditioneller Medizin. Aus allen Ecken des Landes schicken ihm Heiler ihre | |
Gewächse. Von überall kämen Kranke zu ihm, um Heilung zu suchen, sagt er. | |
Auch aus dem Hospiz um die Ecke, wo Krebs- und Aidspatienten für ihre | |
letzten Lebenstage untergebracht sind. In allen seinen Kräutermischungen | |
sei Cannabis die Hauptkomponente. „Unsere Wunderpflanze.“ | |
Eine jüngst publizierte Studie des Gesundheitsministeriums besagt, dass | |
rund drei Viertel der Ugander:innen regelmäßig Alternativmediziner | |
aufsuchen, um sich behandeln zu lassen. Vor allem bei chronischen | |
Krankheiten wie Rheuma, Diabetes oder Bluthochdruck. „Wir haben eine | |
Lizenz, mit der wir Cannabis als traditionelle Medizin verabreichen | |
dürfen“, sagt Musaasizi. In Coronazeiten sei die Nachfrage enorm gestiegen. | |
„Covid-19 hat uns jüngst geholfen“, sagt er. „Es kamen so viele zu uns m… | |
Atembeschwerden.“ Selbst Ugandas Präsident Yoweri Museveni lobte zu | |
Hochzeiten der Pandemie die Alternativmediziner im Land, einen enormen | |
Beitrag zur Volksgesundheit geleistet zu haben. | |
## Gesetzentwurf liegt in Ugandas Parlament | |
Auch die Debatte über die Legalisierung sei durch die Coronapandemie wieder | |
aktuell geworden, sagt Musaasizi. Ein neuer Gesetzentwurf liegt nun im | |
Parlament. Bereits das 2015 verabschiedete Drogengesetz ermöglicht es | |
theoretisch, Cannabis als medizinisches Produkt anzubauen, zu verkaufen und | |
sogar zu exportieren. Doch jahrelang fehlte es an einem Regelwerk, unter | |
welchen Bedingungen eine solche Lizenz vergeben wird. Erst Anfang 2021 | |
wurden diese vom Kabinett verabschiedet. Die Hürden sind hoch: 5 Millionen | |
US-Dollar Gebühr muss an die ugandische Regierung bezahlen, wer eine | |
Cannabisexportlizenz will. | |
Heilpraktiker Musaasizi berät dabei das Gesundheitsministerium. „Es ist wie | |
ein Krieg“, sagt er. Die Lager seien zutiefst gespalten. „Es ist extrem | |
politisch“. | |
Was er damit meint, wird erst klar, wenn man sich unter Ugandas großen | |
Drogenhändlern umhört. Die taz spricht mit einigen, niemand will seinen | |
Namen in der Zeitung sehen. Im Hintergrund spielt die politische Lage eine | |
Rolle. Denn jene, die sich mit dem Cannabisanbau auskennen, darunter der | |
reiche Ugander, der Bauer Ssentongo auf der Insel bezahlt, sind Anhänger | |
des Jungpolitikers und Musikstars Bobi Wine, der in den vergangenen Jahren | |
durch seine Präsidentschaftskandidatur das Land aufgemischt hat. „Die | |
Regierung von Museveni wollte sichergehen, dass Bobi Wines Leute nicht | |
dessen Wahlkampf mit Cannabisgeld finanzieren“, sagt einer. Eine breite | |
Legalisierung sei deswegen nicht im Interesse des Präsidenten. | |
Hinzu kommt die religiöse, erzkonservative Ausrichtung einiger | |
Entscheidungsträger, allen voran Gesundheitsministerin Ruth Aceng, sowie | |
der Bildungsministerin Janet Museveni, der Präsidentengattin. Als Ugandas | |
Kabinett die Richtlinien für Cannabisanbau verabschiedete, nannte sie das | |
Geschäft „teuflisch“. In den vergangenen Jahren haben Hunderte Unternehmer | |
sich bemüht, eine Lizenz zu erhalten – vergeblich. Selbst innerhalb der | |
Präsidentenfamilie wurde das Thema heiß diskutiert. Denn zahlreiche | |
Familienangehörige wollten investieren. „Wir Jungs wollten alle das große | |
Geschäft machen, aber Mama war dagegen“, sagt einer von ihnen der taz. | |
Es gibt nur eine einzige Firma, Industrial Globus, ein Joint Venture | |
zwischen einem ugandischen und israelischen Unternehmen, die mit einer | |
Lizenz exportieren darf. Sie wurde im Dezember 2014 ausgestellt und von dem | |
damaligen Staatsminister für Gesundheit, Elioda Tumwesigye, unterzeichnet. | |
Der ist ein studierter Arzt und Befürworter der Legalisierung. | |
## Lizenz in Berlin-Schöneberg | |
Eine Kopie der Lizenz liegt in den Akten der deutschen Firma Cantourage in | |
Berlin-Schöneberg. Sie ist die Garantie dafür, dass Ugandas Cannabis legal | |
nach Deutschland kommt. | |
Auf über 3 Hektar erstreckt sich Ugandas größte, legale Cannabisplantage am | |
Fuße des Rwenzorigebirges im Westen des Landes: eine Reihe weißer, riesiger | |
Gewächshäuser, deren Boden mit weißer Plastikfolie ausgelegt ist. Rund | |
40.000 Pflanzen, Setzlinge aus Israel, gedeihen dort unter streng | |
kontrollierten Bedingungen. Selbst die Blumenerde musste aus Sri Lanka | |
eingeflogen werden – alles strikt nach internationalen Vorschriften. In | |
Uganda gibt es weder für die Arzneimittelherstellung zertifizierte Topferde | |
noch Setzlinge. | |
Mit weißen Chirurgenhandschuhen greift Benjamin Cadet nach einer Blüte und | |
riecht daran. Der ehemalige Parlamentsabgeordnete und Unternehmer steht | |
inmitten seiner Cannabispflanzen in einem Gewächshaus, das das Sonnenlicht | |
hindurchlässt, und nickt zufrieden: Die Pflanzen sind reif zur Ernte. | |
In einem sterilen Raum unter flackerndem Neonlicht schnipseln Dutzende | |
junger Frauen mit Scheren die Blüten von den Stängeln. Cadet, im weißen | |
Polo-T-Shirt mit dem Firmenlogo und Schirmmütze, hastet durch die Räume. Es | |
gibt viel zu tun. In den kommenden Tagen sollen 700 Kilogramm frisch | |
geernteter Blüten von Uganda nach Israel exportiert werden. Danach steht | |
eine weitere Großlieferung nach Deutschland an. Dafür fallen jedoch die | |
Verarbeitungsschritte in Uganda aus – und entsprechende Arbeitsplätze. Nach | |
Europa darf nur die ganze Pflanze eingeführt werden. | |
Bereits im Oktober vergangenen Jahres hat Cadet 400 Kilo nach Berlin | |
ausgeflogen; gekühlt im Frachtraum einer Passagiermaschine von Ethiopian | |
Airlines. Verarbeitet und verpackt wurden die Blüten in Sachsen-Anhalt. | |
Seit Anfang Januar ist das ugandische Cannabis nun in deutschen Apotheken | |
gemäß dem Deutschen Arzneibuch, dem offiziellen Regelwerk zur | |
Qualitätssicherung bei Medikamenten, erhältlich: in weißen, luftdichten | |
10-Gramm-Packungen mit rotem Logo der Firma Together Pharma, einem der | |
größten Cannabisproduzenten Israels. | |
## Know-How aus Israel | |
„Wir hatten Glück“, strahlt Cadet zufrieden. Als der Politiker, der sich | |
beim Roten Kreuz engagiert, 2011 die erste Cannabisfirma, Industrial Hemp, | |
in Uganda registrierte und 2012 eine erste Lizenz für medizinisches | |
Cannabis erhielt, steckte das Geschäft mit den legalen Drogen weltweit noch | |
in den Kinderschuhen. Damals experimentierte er mit Samen und Pflanzen aus | |
den Niederlanden. Sie gediehen prächtig. „Doch wir hatten weder finanzielle | |
Ressourcen noch Beziehungen auf dem Weltmarkt.“ | |
Zu jener Zeit baute Firmengründer Nir Sosinsky in Israel gerade seine | |
Gewächshäuser im Süden Israels. Das Land war eines der ersten, die Cannabis | |
in den 1990er Jahren für Krebspatienten freigaben. Israels Militär | |
experimentierte mit THC bei einem posttraumatischen Stresssyndrom – | |
Grundlagenrecherche, die das Land weltweit führend machte. 2017 wurden die | |
Strafen auf Konsum drastisch reduziert, seit 2020 liegt der Knesset ein | |
Gesetz vor, das Cannabis endgültig dekriminalisiert. Sprich: Die Nachfrage | |
steigt stetig. Sosinsky wollte expandieren, an die Börse gehen. Weltweit | |
suchte er nach Anbauflächen. | |
„Über Bekannte aus Unternehmerkreisen erfuhr ich von der Exportlizenz in | |
Uganda“, berichtet er der taz. Israel und Uganda verbindet eine enge | |
Freundschaft, viele israelische Unternehmer, darunter ehemalige | |
Geheimdienstler, sind in Uganda tätig. Sosinsky lud Cadet nach Israel ein, | |
reiste selbst mehrfach nach Uganda. Nahe dem Äquator fanden sie am Fuße des | |
Rwenzorigebirges das perfekte Klima. „Gottes Garten“, sagt auch Sosinsky. | |
Im Jahr 2019 war der Deal perfekt. Cadet ließ seine familiären Beziehungen | |
zum Präsidenten spielen. Dieser segnete letztlich alles ab – gegen den | |
Wunsch seiner Frau. Auf einem Foto, das in Ugandas Medien mit der | |
Überschrift „Museveni gibt den Startschuss für den Marihuana-Anbau“ | |
zirkulierte, sieht man den Präsidenten neben dem Israeli Sosinsky, alle | |
glücklich. | |
Über 5 Millionen Euro hat Sosinsky in Uganda investiert. Er musste eine | |
eigene Stromversorgung aufbauen, über hundert Arbeiter*innen aus den | |
umliegenden Gemeinden anheuern. Gleichzeitig suchte er nach neuen | |
Abnehmern: „Das Potenzial in Deutschland ist so groß“, sagt Sosinsky. Doch | |
die europäischen Einfuhrbestimmungen waren eine enorme Hürde. Er suchte | |
nach Lösungen. | |
## Recht auf Cannabis-Urteil | |
Da konnte ihm Patrick Hoffmann helfen. Der 43-jährige Politologe und | |
Wahlberliner war einer der Ersten, die 2015 Cannabis legal für medizinische | |
Zwecke nach Deutschland importierten. „Damals gab es gerade einmal ein paar | |
Dutzend Patienten mit Ausnahmeregelung und noch keine Gesetzgebung über den | |
Zugang zu medizinischem Cannabis“, sagt er der taz via Zoom aus Berlin. Er | |
sitzt dabei vor einem gewaltigen Foto von einem Cannabisfeld. | |
Zuerst wurde die Versorgung dieser Patienten mit Pflanzen aus den | |
Niederlanden gedeckt. „Ein wenig Überschussproduktion, die eingetopft | |
wurde“, so Hoffmann. Als 2016 das Bundesverwaltungsgericht bestätigte, dass | |
Patienten ein Recht auf Zugang zu Cannabis haben, war für Hoffmann klar, | |
dass das bestehende Versorgungsnetzwerk aus den Niederlanden nicht mehr | |
ausreicht. „Wir wollten diese Versorgungslücke gerne schließen“, so | |
Hoffmann, „indem wir Lieferketten aus anderen Ländern aufbauen.“ Bis 2019 | |
importierte Hoffmanns damalige Firma aus Kanada die Ware für rund 1.000 | |
Patient:innen in Deutschland. | |
Der Markt wuchs, die Nachfrage auch. Bereits in den vergangenen Jahren | |
verdoppelte sich in Deutschland die Nachfrage nach medizinischem Cannabis | |
auf Rezept. Die Zahl der Arztpraxen, die diese Rezepte ausstellen, hat sich | |
in den vergangenen drei Jahren verzehnfacht. Doch schon bei derzeit 300.000 | |
Patienten in Deutschland kommt es derzeit zu Lieferengpässen. | |
Genauso schnell wächst die Zahl der Start-up-Firmen, die sich in diesem | |
Bereich engagieren. Heute gibt es über 100 Importhändler und einen heftigen | |
Wettbewerb. Alle wollen in diesen neuen Sektor investieren. Denn in ihrem | |
Koalitionsvertrag auf Seite 87 hat die neue Ampelregierung nun angekündigt, | |
eine „kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in | |
lizensierten Geschäften“ zuzulassen. Sprich: Sobald dies umgesetzt wird, | |
explodiert in Deutschland die Nachfrage. Woher sollen diese riesigen Mengen | |
kommen? | |
„Wir haben einen Schritt weitergedacht“, so Hoffmann. Die Idee: Weltweit | |
gibt es über 25.000 Cannabis-Anbaulizenzen, aber nur rund 20 Lizenzen für | |
die Einfuhr in den deutschen Markt. Eine davon hatte die Firma Cantourage, | |
die Hoffmann 2019 mitgründete. „Warum nicht diesen 25.000 Anbaufirmen ein | |
Angebot machen, dass sie uns den Rohstoff liefern und wir machen daraus in | |
Deutschland das zertifizierte Arzneimittel?“ Damit sparen sich ausländische | |
Unternehmen den aufwendigen Prozess einer eigenen Herstellungserlaubnis. | |
## Globale Wertschöpfungskette | |
So kam es, dass nun eine ugandisch-israelische Firma, mit deren Lizenz in | |
Uganda die Pflanzen angebaut werden, diese im Rohzustand nach Berlin | |
verschickt, wo sie von Cantourage wiederum mit deren Lizenz importiert, | |
verarbeitet, verpackt und an die Apotheken vertrieben wird. | |
Mittlerweile bezieht Cantourage als Plattform von 19 Partnern aus 14 | |
Ländern, darunter nicht nur traditionelle Anbauländer wie Kanada und | |
Israel, sondern auch aus Jamaika, Kolumbien und vor allem aus Afrika: | |
Südafrika, Lesotho, Zimbabwe und Uganda. Für Hoffmann steht fest: In den | |
kommenden Jahren wird es sowohl in Deutschland als auch in der Europäischen | |
Union „einen starken Bedarf an Cannabis-Arzneimitteln und sogar | |
Genussmitteln geben“. | |
Doch diese Nachfrage muss auch gedeckt werden – und zwar umweltfreundlich. | |
„Wenn wir uns Sorgen um unseren Planeten machen“, so Hoffmann, „dann hat | |
Afrika definitiv das Potenzial, eine führende Rolle im Anbau und der | |
Verarbeitung von Cannabis zu spielen.“ Die Verlegung der Anbauflächen an | |
den Äquator bedeutet nicht nur geringere Energieinvestitionen, sondern auch | |
weniger Kosten, was das Endprodukt in deutschen Apotheken letztlich | |
billiger macht. | |
Den Ugander Benjamin Cadet freut das. Doch er hofft, dass er in Zukunft | |
nicht nur den Rohstoff, sondern verarbeitete Produkte nach Deutschland | |
exportiert. Damit können mehr Arbeitsplätze in Uganda entstehen: „Cannabis | |
kann unserer Bevölkerung helfen, der Armutsfalle zu entkommen“, ist er sich | |
sicher. Wenn die Nachfrage in Deutschland steigt, „sind wir bereit, diese | |
zu decken“. Dafür gäbe es in Uganda ausreichend Kapazitäten. | |
Alternativmediziner Professor Musaasizi ist indes enttäuscht, dass die | |
deutschen Experten nur die Pflanzen aus Afrika importieren, „aber nicht | |
unser Wissen“. Afrikas Mediziner hätten Tausende Jahre Erfahrung und | |
„studieren Tausende Arten von Cannabis“, sagt er: „Wir wünschen uns in | |
dieser Hinsicht mehr Austausch auf Augenhöhe“. | |
16 Feb 2022 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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