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# taz.de -- Fußballwunder von Dortmund: BVB reich beschenkt
> Borussia Dortmund fällt der Einzug ins Halbfinale der Champions League
> praktisch in den Schoß. Das kann nur bedeuten, dass jetzt alles möglich
> ist.
Bild: Helden des Augenblicks: Mario Götze, Nuri Sahin und Mats Hummels (v.l.) …
Diese letzten Minuten hatten epische Tiefe. Jene Fans, die am Dienstagabend
im Stadion waren oder vorm Fernseher saßen, werden die dramatischen
Ereignisse weitertragen. Haarklein werden sie davon erzählen, wie
himmelhochjauchzend doch dieser überraschende Moment des Sieges war.
Noch immer sind die Dortmunder besoffen von Bier, Adrenalin und
Glückshormonen. Die Szenen haben sich nicht nur ins kollektive Gedächtnis
der Fangemeinde eingeschrieben, sie könnten auch aus Borussia Dortmund ein
neues, noch besseres Team machen.
Zu viel Pathos? Aber nicht doch, der Klub hat am Dienstagabend sein
vielleicht schlechtestes Champions-League-Spiel in dieser Saison hingelegt,
ist aber dank der späten Tore von Reus und Santana weitergekommen. Ein
Wunder? Ja sicher, ein mittelgroßes Fußball-Mirakel war das schon.
Das Schicksal hat es verdammt gut gemeint mit einem an diesem Tag
gehemmten, merkwürdig zögerlichem Team. Das kann nur heißen: Irgendeine
Instanz hat etwas Größeres mit diesem Klub vor.
## Dusel-Dortmund
Der Dusel, bisher ein Dauergast an der Säbener Straße in München, ist
übergesiedelt zu den Borussen, die sich jetzt mit Fug und Recht
Dusel-Dortmunder nennen dürfen – es ist ein Ehrentitel. Solch ein
spektakuläres Finale kann viel verändern in den Köpfen der Spieler. Fußball
ist ja nicht nur rational, es gibt viel magisches Beiwerk. Und diese Magie
des Moments könnte die BVB-Profis noch über Wochen inspirieren. Jetzt
wissen die Dortmunder, dass sie auch ein schwaches Spiel wundersam gewinnen
können.
Sie werden wohl nicht wieder den Fehler machen und sich von einer
Legionärstruppe aus Malaga, die ihre letzte Chance auf den großen Erfolg
witterte und entsprechend schlagkräftig aufs Feld zog, den Spaß am Spiel
verderben lassen. Wäre es nicht zu der späten Wende gekommen, alle Welt
hätte den jungen Dortmundern wieder einmal die Reife abgesprochen.
Schönspieler, hätte man geschrieben, sicherlich gut genug, um Werder Bremen
zu beeindrucken, aber wenn es hart auf hart kommt, werden ihnen die Knie
weich. Man hätte konstatiert, dass sie im Vergleich zur vergangenen Saison
in der Champions League zwar große Fortschritte erzielt hätten, aber doch
wieder an sich selbst gescheitert wären.
## Abseits? Was soll's
Die Momentaufnahme, dieser im Fußball alles entscheidende Schnappschuss,
zeigt aber nun nicht am Boden zerstörte Borussen, sondern glückstrunkene
Kicker, die kaum fassen können, was da passiert ist. Es passt ins Bild,
dass das entscheidende Tor wegen Abseitsstellungen doppelt irregulär war,
aber was soll‘s: Die Tatsachenentscheidung hat Dortmund ein paar Millionen
Euro mehr beschert und zudem das Wissen, es nun ganz weit bringen zu
können. Ein offenbar benebelter Linienrichter ist zum Scharfrichter für die
Saison der Dortmunder geworden. Malaga greint jetzt, beschuldigt die
Referees – und vergisst dabei, dass auch sie ein Abseits-Tor geschossen
haben.
Dortmunds Dauerrivale, der FC Bayern München, kennt sich auch aus mit
späten Toren, doch damals, im Champions-League-Finale des Jahres 1999, war
es der Gegner, der spät obsiegte. Die Bayern haben das schnell verarbeitet.
Zwei Jahre später gewannen sie den Pott und waren Europas Beste. Auch nach
der epischen Finalniederlage von München im Vorjahr gegen den FC Chelsea
steht der Klub von Uli Hoeneß jetzt besser da denn je.
Nicht nur die Süddeutsche Zeitung wähnt den Verein auf dem Weg zur
Weltherrschaft. Dortmunds Erfolg wird in naher Zukunft zumindest dafür
sorgen, dass sich wenigstens noch ein Team in Deutschland den Bayern
entgegen stellt. Warum sollte die Frage nach der Vorherrschaft in
Deutschland und Europa nicht am 25. Mai in London gestellt werden, wenn
möglicherweise zwei Bundesliga-Klubs um die Krone ringen?
Dortmunds Spieler haben den Rausch genossen, jetzt müssen sie wieder klare
Köpfe bekommen. Aber das dürfte ein Klacks werden: Demütig sollten sie
betrachten, was ihnen da in den Schoß gefallen ist. Ein Geschenk.
10 Apr 2013
## AUTOREN
Markus Völker
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