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# taz.de -- Radiokommentar des Dortmund-Spiels: „Leck mich anne Büchs“
> Die vier Minuten Wahnsinn aus der Nachspielzeit von Dortmund gegen
> Málaga: Niemand hat sie so gut in Worte gefasst wie die Kommentatoren vom
> BVB Netradio.
Bild: Norbert Dickel (rechts) im Radioeinsatz, hier mir Boris Rupert im BVB-Tra…
Einwurf. Schmelzer. Lewandowski jetzt, mit der Flanke, in die Mitte. Die
kommt nicht schlecht. SCHIEBER! REUS! REUS! IN DIE MITTE! NUN MACH IHN
REIN! TOR! TOR! TOR! TOR! TOR! TOR! TOOR! TOOOOR! TOOOOOOOOOR! TOOOOOOOR
FÜR BORUSSIA DORTMUND! DREI ZU ZWEI! HIER RASTEN ALLE AUS!!! DER GANZE BVB
IST AUFEM RASEN! ICH PACK ES JA NICHT! ICH PACK ES NICHT! DREI ZU ZWEI
BORUSSIA DORTMUND!
Nach wie vor schwören viele Menschen darauf, dass die Radio-Livereportage
die reinste, direkteste, emotionalste Form des Fußballjournalismus ist.
Dafür sorgten Highlights wie etwa Herbert Zimmermanns unsterblicher
Kommentar des [1][WM-Finales 1954] („Aus dem Hintergrund müsste Rahn …“)
oder die unfassbaren Ereignisse in den Schlusskonferenzen der 34.
Bundesliga-Spieltage der Spielzeiten [2][1998/1999] („Wir melden uns vom
Abgrund“) und [3][2000/01] („Ausgleich! Ausgleich! Olli Kahn ballt die
Fäuste!“).
Am Dienstagabend gab es wieder so einen magischen Moment, zeigte sich
wieder die ungebremste Wucht des gesprochenen und gebrüllten Wortes. Das
lag natürlich auch am Geschehen auf dem Platz – Borussia Dortmund drehte
das Champions-League-Viertelfinalrückspiel gegen Malaga in der
Nachspielzeit –, aber mindestens genau so sehr an Norbert Dickel und Danny
Fritz, den Kommentatoren des [4][BVB Netradio].
Dickel, Borussia-Profi bis 1990 und seitdem unter anderem als
Stadionsprecher und Fan-Beauftragter und weiter aufs Allerengste mit dem
Verein verbunden, genießt als Fanradio-Kommentator ohnehin das, was man
gemeinhin [5][Kultstatus] nennt. Komplett parteiisch zeigt er seine
Emotionen so unverstellt wie ein Achtjähriger. Riesige Freude und ehrliche
Enttäuschung bei Gegentoren wechseln sich ab – oder auch mal [6][unendliche
Fassungslosigkeit].
Nobbi, jetzt muss n Wunder her, was? Ja. Wir machen noch was. Komm. Pisczu.
Will in die Mitte spielen, aber der landet dann … bei einem … Schön gemacht
jetzt. Julian Schieber. Nee, Mario Götze. Geht vorbei, am ersten, geht auf
die Grund-, kann nochmal flanken, bringen den Ball zurück. Nuri Sahin,
kommt nicht an den Ball, kommt weiter, Jungs, vier Minuten noch. Jetzt der
lange Ball, in den Strafraum… Neven! Und jetzt TOR! TOR! TOR! TORTORTOR!
Die Wortwahl ist dabei so deutlich, wie es sich ein Drehbuchschreiber von
Ruhrpott-Regionalkrimis nicht klischeehafter ausdenken könnte.
„Bescheuert.“ „Scheiße.“ „Dieser Scheiß-Bauern-Dussel.“ „Schei�…
Gott, sind die doof.“ „So eine Scheiße.“ 2011 [7][gab es dafür auch mal…
Bußgeld] des DFB, als Dickel und Boris Rupert den Schiedsrichter Wolfgang
Stark als „Arschloch“, „Korinthenkacker“ und „Blinden“ bezeichnet h…
Doch nicht nur die Gefühlsausbrüche machen Spaß, sondern auch der einfache,
klare Kommentarstil. Denn auch das ist ein Vorteil des Radios: Dass man
verbal so sehr am Geschehen bleiben muss, dass man gar nicht in die
pseudoklug verstiegenen Gedankengänge oder die absurde
Fun-Fact-Abarbeiterei vieler TV-Kommentatoren abdriften kann. (Sabine
Töpperwien beweist in den aktuellen ARD-Bundesligaschlusskonferenzen leider
oft, dass man auch die schlechten Seiten beider Welten vereinen kann.)
So also auch am Dienstagabend. Synchron überschlagen sich die Ereignisse
und die Stimmen immer weiter, zwischendurch macht Dickel noch die
Toransagen im Stadion, brüllt die Nachnamen mit, feuert die Mannschaft über
die Lautsprecher an („Und weiter, Jungs! Weiter, Jungs!“). Es stimmt
einfach: So emotional, so geil ist nur Fußball.
Thomson, jetzt pfeif ab. Man kann jetzt auch diskutieren, will ich aber gar
nicht, ob das vielleicht ne Abseitsposition war, weil der Tele da auch
schon an der Torlinie stand. Aber weißte wat. Leck mich anne Büchs, sag ich
nur. Jetzt pfeif endlich ab! Drei zu Zwei. Wer hätte das vor vier Minuten
geglaubt, dass der BVB ins Champions-League-Halbfinale einzieht.
Freunde, ich kann nicht mehr. Pfeif ab, Thomson! Nochmal, der Ball.
Rausgeschlagen, von Sahin. Unten hält es keinen mehr. Langer Ball in den
Sechzehner. Hummels! Mit dem Kopf. Und raus, nochmal auf Eliseu. Eliseu.
Nochmal ein Haken. Flanke. Geklärt. Nochmal. Eliseu. SCHMELZER, jawoll,
geiles Ding, Junge! UND ES IST VORBEI! ES IST VORBEI!!! DER GEILSTE CLUB
DER WELT STEHT IM CHAMPIONS-LEAGUE-HALBFINALE.
10 Apr 2013
## LINKS
[1] http://www.youtube.com/watch?v=N0avCtHStIk
[2] http://www.youtube.com/watch?v=EEN1t1cqUuw
[3] http://www.youtube.com/watch?v=0k7Y3R737TU
[4] http://www.bvb.de/?%81%99%5E%1B%E7%F4%9D
[5] http://www.youtube.com/watch?v=olT2rhycnPI
[6] http://www.youtube.com/watch?v=IQ_kROkNvqQ
[7] http://www.11freunde.de/artikel/zur-dfb-strafe-fuer-radioreporter-norbert-d…
## AUTOREN
Michael Brake
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