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# taz.de -- Halbfinale Champions League: Lewandowski 4, Real 1
> Borussia Dortmund schlägt Real Madrid im Hinspiel des Halbfinales der
> Champions League mit sensationellen 4:1. Mit richtig schönem
> gute-Laune-Fußball.
Bild: Wahnsinn: Robert Lewandowski.
Die Startbedingungen: Ein Team, das überwiegend aus Teamspielern (alle bis
auf Reus und Götze) besteht, trifft auf ein Team, das überwiegend aus
Einzelstars besteht (alle bis auf Xabi Alonso, Özil und di Maria). In der
Vorrunde ist das schon zweimal gut gegangen (2:1 in Dortmund, 2:2 in
Madrid). Dortmund hat nichts zu verlieren – schon der [1][Einzug ins
Halbfinale] ist ein großer Erfolg.
Real hingegen hat Angst vor dem BVB. Wenn aber einer aus den beiden
Vorrundenspielen etwas gelernt hat, dann ist es Real-Trainer Jose Mourinho,
dem nachgesagt wird, er verliere in einer Saison nicht zweimal gegen den
gleichen Gegner. Das wiederum weiß BVB-Coach Jürgen Klopp und wird – da er
nicht zu den dümmsten seiner Branche gehört – darauf zu reagieren wissen,
was wiederum Mourinho … lassen wir das (und wer es doch wissen will,
schlage nach im Werk von Deutschlands bekanntestem Fußballkommentator des
späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, etwa
in „Grundlinien der Spielphilosophie über rechts“).
Gegen den BVB spricht, dass das entscheidende zweite Spiel auswärts
stattfindet – da gab's zuletzt in der Champions League nur Unentschieden.
Also muss im Hinspiel ein Sieg her. Auch die Ersatzbank ist nicht
finalwürdig. Da hockt nicht viel Erfahrung. Klarer Vorteil für Real. Für
die Dortmunder spricht, dass sie Bayern München die perfekte Saison
versauen können. Bayern wird [2][Meister], [3][DFB-Pokalsieger], schnappt
sich auch noch [4][Götze] und muss dann erleben, wie Dortmund die Champions
League gewinnt. So eine Chance, fußballerisches Können, simple Rache und
fieseste Demütigung miteinander zu verbinden, gibt’s nicht oft. Der BVB
sollte sie nutzen.
Das Spiel: Klopp schaut skeptisch, das Haar sitzt. Bei Mourinho auch, der
schreibt in seinen Block. Es passiert nicht viel in den ersten fünf
Minuten. Eine Minute später ein Sololauf von Reus, in hohem Tempo an drei
Abwehrspielern vorbei, der Torwart rettet. Und nochmal eine Minute später
das 1:0 für den BVB, Flanke von Götze – ausgerechnet Götze! – über link…
Lewandowski macht ihn aus kurzer Distanz mit dem Fuß rein. Jetzt schreibt
Mourinho nicht mehr, sondern schaut skeptisch. Sehr skeptisch.
Obwohl Real im Mittelfeld manchmal erschreckend viel Platz hat, geht nach
vorne nicht viel. Erste Chance: Ronaldo tritt in der 24. Minute zum
Freistoß an, Weidenfeller faustet den Schuss weg. Dortmund hat nun Lust am
Spiel, Madrid nicht. Madrid hat Freistöße, Dortmund schnelle Vorstöße, mal
von Blaszczykowski, mal von Götze.
Wie aus dem Nichts das Gegentor: Dortmund wird in der 42. Minute ein
Elfmeter verweigert, den man nicht geben muss. Der BVB lamentiert, Real
kontert über Modric und Higuain, Mats Hummels verschätzt sich, Ronaldo
schießt ein. Bis dahin stand Hummels immer richtig und von Ronaldo kam
nichts. Real hat sein Auswärtstor. Klopp schaut grimmig.
Zweite Halbzeit, keine Wechsel. Özil spielt und ist doch nicht zu sehen.
50. Minute, Pass Reus, Tor Lewandowski. Hat sich Real die Abwehr von Werder
Bremen ausgeliehen? Wenn's schnell wird, wird’s für die Innenverteidiger
Varane und Pepe immer zu schnell. In der 55. Minute darf deswegen
Lewandowski gleich noch ein Tor schießen – perfekte Ballannahme, rasche
Täuschung, satter Schuss. Pepe steht daneben und spielt mit Varane
Sackhüpfen. Da ist eine Entschuldigung bei der Werder-Abwehr fällig: Jungs,
da seid ihr besser!
62. Minute: Gündogan knallt einfach mal drauf, Lopez wehrt mit Mühe ab.
Auch der Schiedsrichter hat nun gesehen, dass Özil mitspielt. Diese
überraschende Erkenntnis notiert er in der 64. Minute gleich auf einer
gelben Karte. Xabi Alonso rempelt Reus im Strafraum um, Elfmeter in der 67.
Minute. Lewandowski 4, Real 1. Madrid wechselt, Benzema und di Maria für
Higuain und Modric, Gelb für Lewandowski. Der BVB spielt das jetzt souverän
runter. Lewandowski schießt in der 77. Minute fast noch sein fünftes Tor.
In der 86. Minute geht auch noch der Ball kaputt, drei Minuten später
wird’s nochmal für Weidenfeller gefährlich, weil Ronaldo an ihm
vorbeizuspitzeln versucht. Dortmund wechselt, Zeit vergeht, Real hat nur
noch Lust auf Ecken, Varane mit der letzten Chance des Spiels.
Der entscheidende Moment: Die Halbzeitpause. Davor war Dortmund gut, danach
brillant. Kabine möchte man sein.
Der Spieler des Spiels: Marco Reus. Aggressiv wie lange nicht mehr. Mag
Lewandowski die Tore schießen, Reus zieht bei jedem Antritt drei, vier
Gegner auf sich, schafft so Raum für andere und wird zum Alptraum für Pepe.
Die Pfeife des Spiels: Pepe mit der Reaktionszeit einer Erdepoche.
Die Schlussfolgerung: Nicht lamentieren, weiterspielen. Wer labert, fehlt
hinten und muss Ronaldo beim Jubeln zusehen. Schön ist das nicht. Lieber
Lewandowski jubeln lassen.
Und sonst? Kaum Pfiffe gegen Götze. Faires Publikum. Gute-Laune-Fußball.
Schöner Abend. Gerne wieder.
24 Apr 2013
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## AUTOREN
Maik Söhler
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