# taz.de -- Fragwürde Interviewaussagen Peng Shuais: „Enormes Missverständn… | |
> Die Tennisspielerin und der IOC-Chef Bach haben sich in Peking getroffen. | |
> In einem Interview mit „L'Équipe“ bestritt sie erneut, jemals | |
> verschwunden gewesen zu sein. | |
Bild: Peng Shuai bei den Australian Open im Januar 2020 | |
PEKING dpa | Die [1][chinesische Tennisspielerin Peng Shuai] hat während | |
der Olympischen Winterspiele in Peking IOC-Präsident Thomas Bach getroffen | |
und in einem Interview erneut einen sexuellen Übergriff durch einen | |
chinesischen Spitzenpolitiker bestritten. Sie habe mit dem Chef des | |
Internationalen Olympischen Komitees am Samstag zu Abend gegessen, sagte | |
die 36-Jährige in einem am Montag veröffentlichten Interview der | |
französischen Sporttageszeitung L'Équipe. | |
Das IOC bestätigte das Treffen zwischen Bach, der früheren | |
Athletensprecherin Kirsty Coventry und Peng Shuai, bei der „die drei über | |
ihre gemeinsamen Erfahrungen als Athleten bei Olympischen Spielen | |
gesprochen“ hätten. Über weitere Inhalte des Gesprächs sei zwischen den | |
drei Beteiligten Vertraulichkeit vereinbart worden. | |
„Wir haben viel besprechen und uns angenehm austauschen können“, sagte | |
Peng. Ihr Fall bewegt seit einigen Monaten die Welt, nachdem die frühere | |
Weltranglistenerste im Doppel im November im sozialen Netzwerk Weibo | |
Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch einen chinesischen | |
Spitzenpolitiker veröffentlicht hatte. | |
Der Post wurde bald danach gelöscht. Seither äußerten Sportler, Politiker | |
und Menschenrechtler Sorge um Pengs Wohlergehen. Peng Shuai [2][hatte | |
später bestritten], die Vorwürfe erhoben zu haben. Ihre Aussagen wirkten | |
jedoch gestellt. Der L'Équipe sagte sie nun: „Ich habe niemals gesagt, dass | |
irgendwer mich irgendwie sexuell belästigt hat.“ Erneut sprach sie von | |
einem „enormen Missverständnis“. | |
## Keine Rückkehr auf die Tennis-Tour | |
Sie sei auch niemals verschwunden gewesen, „jeder konnte mich sehen“, sagte | |
Peng. Den Eintrag bei Weibo habe sie selbst gelöscht. Auf die Frage, warum | |
der Beitrag verschwunden sei, antwortete sie: „Ich habe ihn gelöscht.“ Auf | |
die Frage, warum sie ihn gelöscht habe, sagte die 36-Jährige: „Warum? Weil | |
ich es wollte.“ Die Mails, die sie an die Spielerinnenorganisation WTA | |
geschickt hat, seien ebenfalls von ihr selbst verfasst worden, sagte sie in | |
dem Interview. | |
Ähnlich hatte sich Peng Ende des Jahres geäußert. In einem Video-Interview | |
der chinesischen Zeitung Lianhe Zaobao aus Singapur bestritt sie, | |
Anschuldigungen eines sexuellen Übergriffs erhoben zu haben. „Ich muss | |
einen Punkt betonen, der äußerst wichtig ist: Ich habe niemals gesagt oder | |
geschrieben, dass mich jemand sexuell angegriffen hat. Das muss ich mit | |
Nachdruck feststellen“, sagte sie. | |
Weil ihr zuvor die Signale aus China nicht ausgereicht hatten, hatte die | |
Damen-Tour WTA Anfang Dezember alle Turniere in China und Hongkong | |
ausgesetzt, obwohl China ein wichtiger Geldgeber ist. | |
Der IOC-Mitteilung zufolge kündigte Peng einen Besuch am IOC-Sitz in | |
Lausanne an. Sie wolle nach Europa reisen, wenn es die Coronapandemie | |
wieder möglich mache, hieß es in der Stellungnahme. Coventry und Peng Shuai | |
hätten vereinbart, in Kontakt zu bleiben. | |
Mit ihrer Rückkehr auf die Tennis-Tour rechnet die frühere | |
Weltranglisten-Erste im Doppel nicht mehr. Mit Blick auf ihr Alter, ihre | |
zahlreichen Operationen und die Coronavirus-Pandemie sei es nur sehr schwer | |
vorstellbar, dass sie noch einmal ihr gewohntes Niveau erreiche. Sie habe | |
zuletzt auch nicht mehr trainiert, bleibe „im Herzen aber immer eine | |
professionelle Tennisspielerin“, sagte Peng. | |
7 Feb 2022 | |
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