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# taz.de -- Tennisspielerin Peng Shuai dementiert: „Private Angelegenheit“
> Chinas Topspielerin zieht per Interview den Vorwurf zurück, sie sei
> vergewaltigt worden. Ihr Verschwinden zuvor hatte für Turnierabsagen
> gesorgt.
Bild: Peng Shuai bei einem Turnier in Peking im Oktober 2016
Peking dpa/ap | Chinas Tennisstar Peng Shuai hat bestritten, den Vorwurf
eines sexuellen Übergriffs gegen einen chinesischen Spitzenpolitiker
erhoben zu haben. [1][In einem Video-Interview der Zeitung Lianhe Zaobao
aus Singapur] sagte die Tennisspielerin: „Ich muss einen Punkt betonen, der
äußerst wichtig ist: Ich habe niemals gesagt oder geschrieben, dass mich
jemand sexuell angegriffen hat. Das muss ich mit Nachdruck feststellen.“
Sie fühlt sich nach ihren Worten missverstanden.
Es war das erste Mal, dass sich Peng Shuai vor laufender Kamera direkt dazu
geäußert hat. Das Interview fand nach Angaben der Zeitung am Sonntag am
Rande einer Ski-Langlauf-Veranstaltung in Shanghai statt.
Die frühere Weltranglistenerste im Doppel hatte [2][Anfang November im
sozialen Netzwerk Weibo einen Post veröffentlicht], der als Vorwurf eines
sexuellen Übergriffs durch das frühere Politbüromitglied Zhang Gaoli
verstanden wurde. [3][Peng verschwand kurz darauf aus der Öffentlichkeit.]
Der Post wurde bald danach gelöscht. Auch blockiert die staatliche Zensur
seither jede Debatte im chinesischen Internet darüber.
In dem Video-Interview beschrieb Peng Shuai ihren Weibo-Post nun als
„private Angelegenheit“. Bei Lesern seien möglicherweise „viele
Missverständnisse“ aufgetreten, sagte der Tennisstar. Der Reporter fragte
nicht, wie oder warum der lange und sehr detaillierte Beitrag vom 2.
November erschien oder ob Pengs Konto gehackt wurde. Die Zeitung
berichtete, sie habe Peng bei einer Werbeveranstaltung für die Olympischen
Winterspiele in Peking interviewt, die am 4. Februar beginnen.
Als Reaktion auf den Post hatten Sportler, Politiker und Menschenrechtler
aus aller Welt ihre Sorge um das Wohlergehen der Tennisspielerin geäußert.
Weil ihr die Signale aus China zum Schicksal der 35-Jährigen nicht
ausreichten, [4][setzte die Damen-Tour WTA Anfang Dezember] alle Turniere
in China und Hongkong aus, [5][obwohl China ein wichtiger Geldgeber] ist.
Der Fall überschattet auch die Vorbereitungen für die Olympischen
Winterspiele im Februar in Peking. Der deutsche Präsident des
Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, geriet unter
Druck, nachdem er in Videoschalten mit dem Tennisstar gesprochen hatte. Er
wiederholte am Samstag in einem „Sportschau“-Interview, dass das IOC in
ihrem Fall weiter auf „stille Diplomatie“ setze.
Peng Shuai betonte in dem Interview auch, dass sie ungehindert in Peking
lebe und nicht unter Aufsicht stehe: „Warum sollte mich jemand überwachen?
Ich bin immer frei gewesen.“ Auch ihre E-Mail an WTA-Chef Steve Simon von
Mitte November habe sie aus freien Stücken geschrieben. Darin hatte sie
schon betont, dass die Berichte über sie, „einschließlich des Vorwurfs der
sexuellen Nötigung“, nicht wahr seien und dass es ihr gut gehe. Das
Schreiben verstärkte die Besorgnis der WTA allerdings eher noch.
Auf die Frage, ob sie ins Ausland reisen wolle, verwies Peng Shuai darauf,
dass sie nicht mehr aktiv Tennis spiele und wegen der Pandemie gegenwärtig
auch nicht die Absicht habe, China zu verlassen: „Was soll ich jetzt da
draußen machen?“
20 Dec 2021
## LINKS
[1] https://www.zaobao.com.sg/realtime/china/story20211219-1224709
[2] /Tennisprofi-in-China-verschwunden/!5812232
[3] /Verschwundende-Tennisspielerin/!5816641
[4] /WTA-streicht-Tennisturniere-in-China/!5816014
[5] /WTA-streicht-Tennisturniere-in-China/!5816013
## TAGS
Sexualisierte Gewalt
China
Tennis
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Schwerpunkt #metoo
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